Aus dem Chaos lernen
Die Bundessieger von «Jugend forscht» wurden in Saarbrücken gekürt.
Die Bundessieger von «Jugend forscht» wurden in Saarbrücken gekürt.
Saarbrücken (dpa) - Sie erforschen die Chaostheorie mit hüpfenden Tischtennisbällen, helfen dem Gedächtnis der Mitschüler beim Vokabellernen auf die Sprünge oder messen mit einfachen Geräten «dicke Luft». Den Lohn für ihre Denk- und Tüftelarbeit nahm die junge deutsche Erfinder-Elite am Sonntag aus den Händen der sichtlich begeisterten Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) entgegen. Nach einem spannenden Finale im Bundeswettbewerb «Jugend forscht» wurden in Saarbrücken die zehn Sieger gekürt und viele Extra-Preise verteilt.
«Ein Freund von mir meinte, in der Schule sei oft die Luft so schlecht und fragte mich, ob es nicht ein Messgerät dafür gibt», erzählt der Sieger im Fachgebiet Physik, Mario Chemnitz aus Zschornewitz in Sachsen-Anhalt. Nach Recherchen im Internet entwickelte der 17-Jährige eine neue kostengünstige Methode, um die Zusammensetzung von Raumluft zu messen. Der selbst gebaute Apparat, mit dem die Schallgeschwindigkeit in Gasen gemessen wird, funktioniere einwandfrei - bescheinigte ihm die Jury. «Die Materialkosten liegen nur etwa bei 30 Euro», sagt Mario. Unternehmen hätten bereits Interesse angemeldet.
Der 17-jährige Mario Chemnitz ist Bundessieger im Fach Physik. (Quelle: Jugend forscht)
Auch wenn er sich in seiner Freizeit mit Informatik und Physik beschäftige, sei er alles andere als ein Streber, betont der Nachwuchsforscher. Er verbringe auch viel Zeit mit seiner Freundin und sage in der Schule den Lehrern die Meinung. «Ich rebelliere vor allem gegen die Verbissenheit mancher Unterrichtsmethoden und wenn Informationen ohne Zusammenhang aufgetischt werden», sagt der selbstbewusste Jugendliche. Er geht zur selben Schule in Gräfenhainichen wie einer der Bundessieger des Vorjahres.
Der 20 Jahre alte Gymnasiast Nikon Rasumov aus dem saarländischen Homburg war gleich mit zwei Projekten im Bundesentscheid vertreten - und holte prompt im Fachgebiet Biologie den Siegertitel. Für seine Arbeit «Lernen ohne Eselsbrücken?» war er auf die Mithilfe seiner Freunde angewiesen, deren Kurzzeitgedächtnis beim Vokabellernen untersucht wurde. Mit Hilfe der Testergebnisse schuf der junge Forscher eine neue Lernmethode. «Das Gedächtnis wird so trainiert, dass eine langfristige Wirkung eintritt», erklärt Nikon sein Projekt.
«Ich kann kaum glauben, dass ich gewonnen habe. Es waren so viele andere gute Arbeiten dabei», sagt der Sieger für den Preis des Bundespräsidenten, Felix Kahlhöfer aus Düsseldorf. Der 18-Jährige hatte sich mit Hilfe eines hüpfenden Balles auf einem Lautsprecher an die Beobachtung des Chaos herangewagt und nach Überzeugung der Jury eine anschauliche Methode entwickelt, die schwierige Materie zu beschreiben. Der junge Mann, der sich in der Freizeit für Klavierspielen und Politik interessiert, denkt schon an den nächsten «Jugend forscht»-Wettbewerb, wo er auf jeden Fall wieder dabei sein will.
Für sein Schutzprogramm für Computer-Netzwerke von Unternehmen gewann ein 20-Jähriger aus Bremen den 1. Preis im Fachgebiet Mathematik/Informatik. Dank seiner Erfindung sollen sich firmenfremde Geräte - etwa Laptops von Gästen - bedenkenlos anschließen lassen. Der Preis des Bundeskanzlers für die originellste Arbeit ging an eine Darmstädter Schülergruppe im Alter von 17 und 18 Jahren, die mit ihrem mathematischen Modell die Gewinnmöglichkeiten beim Lotto verbessern will.
Das Preisgeld beträgt insgesamt 150 000 Euro. «Jugend forscht motiviert die Visionäre von morgen», sagte Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) bei der Preisverleihung. Der Erfinder- Wettbewerb wurde von dem Gründer der Zeitschrift «Stern», Henri Nannen, in Leben gerufen. Er wird vom Bundesministerium sowie von den Schulen und der Wirtschaft unterstützt.
Weitere Infos:
Jugend forscht:
http://www.jugend-forscht.de