Bauarbeiten für die SKAO-Teleskope beginnen
Wichtiger Meilenstein für das multinationale „Square Kilometre Array Observatory“.
Bereits Ende der 1980er Jahre haben Astronomen und Astronominnen aus mehreren Ländern den Anstoß gegeben, ein Teleskop mit einer Sammelfläche von annähernd einem Quadratkilometer zu bauen. Rund drei Jahrzehnte später, nach Jahren der technischen Planung und der internationalen Wissenschaftsdiplomatie, erreicht das Projekt in diesem Jahr einen weiteren wichtigen Meilenstein. Gestern, am 5. Dezember, haben die Bauarbeiten für die Teleskope des „Square Kilometre Array Observatory“ (SKAO) mit feierlichen Zeremonien in Südafrika und Australien begonnen.
Schon bis November 2012, dem Zeitpunkt der Gründung der SKA-Organisation, die für die Koordinierung der internationalen technischen Planung verantwortlich ist, war es ein weiter Weg. In den Jahren zuvor wurde viel Politikarbeit geleistet, Arbeitsgruppen und Ausschüsse wurden etabliert sowie Vereinbarungen zur internationalen Zusammenarbeit unterzeichnet. Über Einrichtungen wie das vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn geleitete europäische RadioNet3-Konsortium erfolgte bereits seit den 2000er Jahren der Anschub von neuen Aktivitäten in Forschung und Entwicklung der bestehenden radioastronomischen Einrichtungen und Radioteleskopen der Zukunft wie dem „Square Kilometre Array“.
Eine große Rolle spielte dabei die Auswahl zweier Standorte für ein Niederfrequenz-Teleskop in Australien und ein Mittelfrequenz-Teleskop in Südafrika, die im Jahr 2012 festgelegt wurden. Weitere wichtige Meilensteine waren schließlich die Unterzeichnung der internationalen Konvention zur Gründung des SKA-Observatoriums im März 2019 sowie das Einsetzen des SKAO-Rates Anfang 2021. Dieser hat im Juni desselben Jahres den Beginn der Bauarbeiten förmlich genehmigt und damit eine umfassende Phase der Auftragsvergabe eingeleitet, in der mehr als fünfzig Verträge unterzeichnet und 150 Millionen Euro eingebunden wurden. Gemeinsam mit seinen Kollegen und Kolleginnen aus den beteiligten Ländern blickte Michael Kramer, Direktor am MPIfR, dem offiziellen Beginn der Bauarbeiten mit Begeisterung entgegen: „Ich bin seit über zwanzig Jahren in das SKA involviert und in dieser Zeit ist viel passiert. Mit der Aufnahme der Arbeiten auf den Baustellen werden unsere Visionen jetzt tatsächlich zur Realität und das bedeutet, dass sich all unsere Anstrengungen gelohnt haben. Das ist ein sehr wichtiger und freudiger Augenblick.“
Das MPIfR und die Max-Planck-Gesellschaft waren maßgeblich an der Entwicklung und am Bau der SKA-Prototypantenne für das Mittelfrequenz-Teleskop beteiligt, die im Herbst 2019 in Südafrika ihren Betrieb aufnahm. „Die notwendigen Spezifikationen für das Teleskop und die Anforderung, einen Prototyp zu konstruieren, der sowohl für die Massenfertigung geeignet als auch kosteneffizient ist, waren technisch gesehen bisher die größten Herausforderungen“ erklärt Gundolf Wieching, Abteilungsleiter „Elektronik“ im MPIfR. Wissenschaftler wie Isabella Rammala am MPIfR werden diese neue Generation an Teleskopen nutzen, um Antworten auf fundamentale astronomische Fragen zu erhalten – etwa wie sich das Universum weiterentwickelt oder wo Magnetfelder ihren Ursprung haben. Isabella Rammala freut sich insbesondere auf detailreiche Bilder des galaktischen Zentrums, die das SKA Observatorium der Wissenschafts-Community liefern wird.
Um den Beginn der Bauarbeiten auf den beiden SKA-Baustellen zu feiern, finden am 5. und 6. Dezember in einer Reihe am SKA beteiligten Länder Veranstaltungen statt. Zu den Zeremonien an den SKA-Standorten in der Karoo-Halbwüste (Südafrika) und in der Murchison-Region (Australien) wurden heute nur Mitglieder der örtlichen Gemeinschaft eingeladen. Die Wissenschaftsminister der beiden Länder gaben die Vergabe wichtiger Infrastrukturaufträge im Wert von über 200 Millionen Euro bekannt, wobei ein erheblicher Teil der Mittel für die örtlichen Gemeinden vorgesehen ist. Darüber hinaus gab das SKAO die Vergabe von Aufträgen für den Bau der Antennen für beide Teleskope im Wert von 100 Millionen Euro bekannt, womit sich die auf den Veranstaltungen angekündigte Gesamtsumme auf 300 Millionen Euro und die bisher vom SKAO zugesagte Gesamtsumme auf 450 Millionen Euro erhöht.
MPIA / JOL