16.01.2006

Bilderbuchlandung von «Stardust»

Nach der Landung der Sonde Stardust spricht die NASA von einem "zweiten goldenen Zeitalter in der Planetenforschung".


 

Washington (dpa) - Nach einem siebenjährigen Flug hat die NASA-Sonde «Stardust» erstmals in der Geschichte der Raumfahrt Staub von einem Kometen zur Erde zurückgebracht. Wie bei einer Bilderbuchlandung leuchtete die Landekapsel beim Eintritt in die Atmosphäre wie ein Feuerball am Nachthimmel, bevor sie - gebremst von Fallschirmen - auf den Boden prallte und drei Mal hüpfte. Die US- Weltraumbehörde reagierte überschwänglich. Der Direktor der NASA-Zentrale in Pasadena (Kalifornien), Charles Elachi, sprach von einem «zweiten goldenen Zeitalter in der Planetenforschung».

«Das ist einer jener Momente im Leben, die so fantastisch sind, dass man es gar nicht glauben kann», sagte Ken Atkins, einer der Projektmanager, nach der Landung. «Stardust» sei wie eine Zeitkapsel, die uns einen Blick zurück zu den Anfängen unseres Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren erlaube.

4,6 Milliarden Kilometer kreuzte «Stardust» durch das Sonnensystem und umkreiste dabei drei Mal die Sonne. Während ihres Fluges sammelte die Sonde zuerst interstellaren Staub, der aus anderen Galaxien in unser Solarsystem gedriftet ist. Am 2. Januar vor zwei Jahren flog sie schließlich in einem riskanten Manöver - die NASA hatte Angst vor einer Beschädigung der Außenhülle der Sonde - in nur 240 Kilometer Entfernung an dem Kometen Wild 2 vorbei. Aus dessen Staub- und Gasschleier gewann die Sonde jene Proben, auf die die Wissenschaft so ungeduldig gewartet hat. Der Komet wurde 1978 von dem Schweizer Paul Wild entdeckt und sieht wie eine angebissene und pockennarbige Kartoffel aus.

Der fünf mal zehn Kilometer große Schweifstern sei wie eine kosmische Bibliothek, in der die Entstehung unseres Sonnensystems aufgezeichnet wurde, sagt NASA-Forschungsleiter Don Brownlee. Die aus Eis und Gestein geformten Kometen sind für Brownlee so faszinierend, weil sie am äußersten Rand unseres Sonnensystems entstanden sind und «am besten das Ursprungsmaterial bewahrt haben, aus dem eigentlich die Sonne, die Erde, die Planeten und wir selbst gemacht wurden». Die wichtigste Frage sei deshalb: «Was ist das für ein Material?»

Rund eine Million Partikel, die nach Angaben der NASA nur etwa ein tausendstel Gramm (Milligramm) wiegen, brachte die «Stardust»- Landekapsel zur Erde. Die Bergung der einmaligen und kostbaren Fracht wurde dann noch einmal spannend. Eine Hubschrauberbesatzung suchte mit Infrarot eine Dreiviertelstunde - und damit länger als erwartet - nach der kleinen, nur 43 Kilogramm schweren Kapsel, die in einem 3100 Quadratkilometer großen und stockdunklen Landegebiet aufgeprallt war.

Nach einer ersten Inspektion in einem sterilen Raum wird der kleine Kanister mit Staubpartikeln vom Dugway-Versuchsgelände in Utah zum NASA-Labor in Houston in Texas geflogen. Dort soll bereits am Montag die wissenschaftliche Auswertung beginnen. Und die hat es in sich.

Jedes Staubteil ist dünner als ein menschliches Haar. Die Kleinst- Partikel stecken in einer etwa Tennisschläger großen Scheibe aus so genanntem Aerogel. Das ist in etwa ein glasklares und superweiches Material, in das Kometenkerne einschlagen können, ohne beim Aufprall zerstört zu werden. Das Problem: Die Partikel sind so winzig, dass sie nicht mit bloßem Auge gefunden werden können.

«Es ist erstaunlich, dass "Stardust" losgeflogen ist, ohne dass irgendjemand wusste, wie man die Partikel nach der Rückkehr wieder aus dem Aerogel herausbekommt», sagt Andrew Westphal, stellvertretender Direktor des Raumfahrt-Laboratoriums an der Universität von Berkeley in Kalifornien. «Man muss es der NASA hoch anrechnen, dass sie dieses Risiko eingegangen ist.»

Westphals Team hat in den sieben Jahren seit dem Start Werkzeuge und Techniken entwickelt, um die Staubteilchen aus der Aerogel- Scheibe herauszulösen. Ein Heer von Freiwilligen soll dabei helfen, mit einem virtuellen Mikroskop im Internet die winzigen Staub- und Kometenkerne aufzuspüren. Rund 30 000 Arbeitsstunden veranschlagt Westphal für die Freiwilligen, die speziell getestet und geschult werden. Der Lohn: Wer ein Korn entdeckt, darf dessen Namen aussuchen.

Hans Dahne, dpa

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