Das Ende von SMART-1
Die Reise der europäischen Raumsonde «SMART-1» zum Mond wird nach knapp drei Jahren abrupt zu Ende gehen.
Die Reise der europäischen Raumsonde «SMART-1» zum Mond wird nach knapp drei Jahren abrupt zu Ende gehen.
Paris (dpa) - Europas erster Besuch bei dem Erdtrabanten ist zwar ein durchschlagender Erfolg, endet jedoch abrupt in einem Mondkrater. In sonntäglicher Frühe prallt die Sonde «SMART-1» am 3. September in der Lake of Excellence genannten Region des mittleren Südens auf. Selbstverständlich in einem der Erde zugewandten Gebiet des Mondes: Durch viele leistungsstarke Teleskope soll der spannende Augenblick verfolgt werden können, wenn die kompakte Sonde nach 16 Monaten der wissenschaftlichen Beobachtung von Vulkangebilden, Lavakanälen und der Pole auf geplante Weise das Opfer eines «großen Finales» wird.
Wenn nichts mehr dazwischen kommt, dann prallt die 366 Kilogramm schwere Sonde der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) um 07.41 MESZ mit der für das Weltall schlappen Geschwindigkeit von nur zwei Kilometern in der Sekunde (7200 km/h) auf den Erdtrabanten auf. Der Krater, den der europäische Besucher schlagen wird, dürfte mit drei bis zehn Metern Breite eher bescheiden ausfallen. Das schafft schon ein nur ein Kilogramm schwerer Meteorit, der in der Regel deutlich schneller durchs All rast. «Von den Narben solcher Einschläge ist der Mond gezeichnet», erklärt «SMART-1»-Projektwissenschaftler Bernard Foing.
Die Arbeit ist getan, der Treibstoff der Hightechsonde verbraucht. Die Entdeckungsreise von «SMART-1» geht nach knapp drei Jahren so zu Ende wie die meisten früheren Mondbesuche. Vom europäischen Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt aus zündeten die Missionschefs und Flugingenieure im Juni mehrmals die Triebwerke, um eine günstige Zeit und den besten Ort für den Aufprall der Sonde zu ermöglichen. Sonst schlüge sie auf der erdabgewandten Mondseite auf.
Was die mit Instrumenten bestückte Sonde geleistet hat, kann sich sehen lassen. Europäische Wissenschaftler haben jetzt die schärfsten Aufnahmen vor sich, die je aus der Umlaufbahn vom Mond gemacht worden sind. «SMART-1» funkte genaueste Daten über Mondminerale zur Erde. So konnten Röntgenanalysen erstmals aus einem Orbit heraus Kalzium und Magnesium nachweisen sowie Berge in Kratern und Vulkanebenen vermessen. Dafür kreiste die Sonde - klein, kompakt und kostengünstig - auf einer elliptischen Bahn 300 bis 3000 Kilometer über den Mondpolen.
Begeistert ist Projektleiter Foing vor allem von einem: Europas Sonde entdeckte nahe am Nordpol des Mondes ein Gebiet, in dem die Sonne immer scheint, also auch im lunaren Winter. «Diese Region des ewigen Lichts könnte der ideale Landeplatz sein, um dort ein Robot- Dorf und später dann eine Siedlung für Menschen aufzubauen», erläutert Foing der dpa. Der Mond rückt von 2007 an weiter ins irdische Interesse - Inder, Chinesen, Japaner und Amerikaner planen Mondexpeditionen, bei denen die ESA dank Kosten sparender internationaler Zusammenarbeit mit von der Partie ist. «Bei der indischen Mondsonde "Chandrayaan-1" etwa werden gleich drei europäische Instrumente an Bord sein», sagt Foing.
Gleichermaßen stolz ist die ESA auf den revolutionären Antrieb, der erstmals eingesetzt wurde und künftigen Flügen zum Merkur und in Sonnennähe dienen soll. Die Sonde war auf einen spiralförmigen Weg zu dem nur 385 000 Kilometer von der Heimat entfernten Mond geschickt worden, um ein solarelektrisches Ionentriebwerk zu testen. So legte «SMART-1» auf dem mehr als einjährigen Flug 100 Millionen Kilometer zurück, wobei das hochmoderne Triebwerk nur 60 Liter Xenon-Treibstoff verbrauchte. Ein steter Strahl geladener Teilchen erzeugt den Schub. Was sonst ein Katzensprung ist, nutzte die ESA als Test für einen interplanetaren Flug. «Auch das klappte prächtig», freut sich Foing über das geglückte Mondabenteuer zum Preis von 101,5 Millionen Euro.
Hanns-Jochen Kaffsack, dpa
Weitere Infos:
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SMART-1:
http://www.esa.int/smart1