07.07.2020

Der Barcode wird bunt

Alternativer Barcode soll bis 2022 zu einem ISO-Standard geführt werden.

JAB Code, der bunte Barcode des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informations­technologie SIT, ist auf dem Weg zum inter­nationalen ISO-Standard. JAB Code – Just Another Barcode – soll bis 2022 zu einem ISO-Standard geführt werden. Durch die weltweit einheit­lichen Regeln für Datenformate und deren Nutzung in der Praxis erhalten sowohl Geräte­hersteller als auch Anwender-Unternehmen Planungs­sicherheit für innovative Entwicklungen – eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Verbreitung des JAB Code in der Industrie. Der Vorteil des bunten JAB Codes gegenüber den verbreiteten schwarz-weißen Barcodes ist, dass er viel mehr Daten auf gleicher Fläche speichern kann. Arbeits­zeugnisse, Schulungs­zertifikate und Testamente, aber auch Echtheits­nachweise für Produkte lassen sich mit JAB Code absichern. JAB Code ist nicht lizenzierungs­pflichtig, open source und kann bereits jetzt in der Praxis eingesetzt werden. 

Abb.: Der bunte JAB Code ist auf dem Weg zum inter­nationalen ISO-Standard....
Abb.: Der bunte JAB Code ist auf dem Weg zum inter­nationalen ISO-Standard. (Bild: Fh.-SIT)

Der JAB Code des Fraunhofer SIT nutzt Farben als dritte Dimension und kann deshalb mehr Informationen auf der gleichen Fläche speichern. So muss der bunte Code nicht auf Datenbank­verweise und Links als Hilfsmittel zurück­greifen, sondern speichert die Infos einfach in seinen bunten Kästchen. JAB Code nutzt die Farben Cyan, Yellow, Magenta, Black sowie Mischungen aus diesen Grundfarben. Mit bis zu acht Farben ist der Barcode so robust wie seine schwarz-weißen Pendants. Darüber hinaus kann der JAB Code nicht nur Vierecke, sondern viele variable Formen annehmen, was die Gestaltungs­möglichkeiten nochmal erweitert. 

Die Experten des Fraunhofer SIT haben den Code mit hoher Daten­dichte entwickelt, damit Dokumente auch offline als echt ausgewiesen werden können. Mit einem JAB Code kann die Echtheit von Dokumenten prüfbar gemacht werden, um die Fälschungs­sicherheit zu erhöhen. Dazu wird der Inhalt eines Dokuments digital signiert und verschlüsselt, sodass er nicht mehr unbemerkt nach­träglich verändert werden kann. Der signierte Inhalt und die Signatur werden in einem JAB Code abgebildet. Dann wird der JAB Code mit einem handels­üblichen Farbdrucker auf das zugehörige Dokument gedruckt. Jeder Berechtigte kann jetzt mit seinem Smartphone den JAB Code scannen und damit die Echtheit des Dokuments prüfen: Zunächst liest und veri­fiziert das Smartphone die digitale Signatur. War das erfolgreich, wird der Dokumenten­inhalt auf dem Smartphone des Prüfers oder der Prüferin angezeigt, sodass er das Papier mit dem angezeigten Inhalt vergleichen kann. Sollte er oder sie Unter­schiede feststellen, ist das vorliegende Papier gefälscht. 

Nützlich ist das immer dann, wenn etwa zwischen Behörden und Endnutzer oder Unternehmen Dokumente ausgetauscht werden, aber keine gemeinsame Datenbank, z.B. aus Datenschutz­gründen, zur Überprüfung existiert. Im Lockdown während der Corona­krise beispiels­weise haben Unternehmen in Grenz­regionen ihren Mitarbeitern einen Passier­schein ausgestellt, der bezeugen sollte, dass diese Person bei dem Unternehmen arbeitet und hierfür regelmäßig die Grenze passieren muss. Dieser Passierschein ist lediglich ein Papier mit einem Firmen­stempel, und Beamte an der Grenze können die Echtheit des Dokuments nicht ohne Weiteres prüfen. Mit Hilfe von digitalen Signaturen und einem JAB Code könnte eine Prüfung vereinfacht und zusätzlich fälschungs­sicher und datenschutz­konform gestaltet werden.

Ein weiteres Beispiel sind ärztliche Rezepte. Sie können gefälscht werden, um an teure Medikamente zu kommen, auch Doppel­einreichungen sind ein Problem. Mit einem JAB Code kann dies verhindert werden, denn der bunte Code speichert direkt auf dem Rezept alle wichtigen Infor­mationen. Der Arzt oder die Ärztin extrahiert bei der Ausstellung des Rezepts bestimmte einmalige Eigenschaften des Rezept­papiers, wie Struktur oder Fasern, die wie eine Art Finger­abdruck des Papiers sind. Dies geschieht mit einer handels­üblichen Kamera, beispiels­weise eines Smartphones und geht innerhalb von Sekunden. Mit diesem Papierfinger­abdruck und dem Inhalt des Rezepts, also welche Medikamente verschrieben werden, signiert der Arzt oder die Ärztin das Rezept digital. Aus den signierten Daten wird gemeinsam mit der digitalen Signatur des Arztes ein JAB Code erstellt und auf das Rezept gedruckt. 

In der Apotheke prüfen Apothekerin oder Apotheker zunächst die digitale Signatur mittels Scan über ein Smartphone. Ist die Signatur verifiziert und passen die Papier­eigenschaften im JAB Code und vom vor­liegenden Rezept zusammen, wissen die Apotheken-Ange­stellten, dass es sich um ein Original­rezept handelt. 

Fh.-SIT / JOL

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