14.06.2007

Deutsches Radarauge im All

Der Forschungssatellit «TerraSAR-X» nimmt nach rund fünf Jahren Vorbereitungszeit seine Arbeit auf. Er soll detaillierte Radarbilder von der Erde liefern.

Köln (dpa) - Er soll detaillierte Bilder von der Erde liefern, bei der Katastrophenhilfe nützlich sein und sogar beim Kampf gegen den Klimawandel helfen: Der Forschungssatellit «TerraSAR-X» nimmt nach rund fünf Jahren Vorbereitungszeit seine Arbeit auf. Der erste deutsche Satellit, der wissenschaftlich vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und zugleich kommerziell genutzt werden soll, startet am Freitagmorgen um 4.14 Uhr (MESZ) vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All. Insgesamt 185 Millionen Euro kostet das Projekt laut DLR.

Mit der russischen Trägerrakete vom Typ Dnjepr tritt der sechseckige, fünf Meter lange Fernerkundungssatellit seine Reise ins All an, wo er für die Dauer von mindestens fünf Jahren in einer 514 Kilometer hohen Umlaufbahn hochwertige Radardaten liefern soll. Bilder mit einer Auflösung von bis zu einem Meter kann «TerraSAR-X» schießen - dank der Radartechnik unabhängig von Wetterbedingungen, Wolken und Sonnenlicht.

«Wichtig sind die Daten vor allem für die Land- und Küstenbeobachtung, was auch für die Klimaforschung von Bedeutung ist», sagte der DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Johann-Dietrich Wörner der Deutschen Presse-Agentur dpa in Köln vor dem Start. «Beispielsweise kann der Satellit die Dynamik von Gletschern oder See-Eis beobachten.» Der Satellit könne Veränderungen großer Wald- oder Eisgebiete erkennen. Beides habe Auswirkungen auf das Klima und seien wichtige Indikatoren des Klimawandels.

Die Daten sollen auch bei Katastrophen nützlich sein. Der Satellit könne helfen, bei Erdbeben oder Überschwemmungen das Ausmaß zu erkennen, «wodurch Hilfsmaßnahmen besser koordiniert werden können», sagte Wörner. Vulkan- und Erdbebenregionen soll er ebenfalls beobachten. «Auf Grund seiner technischen Möglichkeiten kann "TerraSAR-X" tektonische Verschiebungen besser als bisher dokumentieren.» Die Entwicklung großer städtischer Gebiete, so genannter Megacities, soll auch eines der Themen sein.

Rund 1,3 Tonnen wiegt der Satellit, er hat einen Durchmesser von 2,4 Metern. Auf den Seitenflächen befinden sich unter anderem die 5 Meter lange Radarantenne und der 5,25 Quadratmeter große Solargenerator. Auf einer Umlaufbahn über die Erdpole soll «TerraSAR- X» entlang der Tag-Nacht-Grenze fliegen und der Sonne immer dieselbe Seite zuwenden. So würden die Solarzellen optimal mit Energie versorgt, hieß es. Der spezielle Radarsensor - genannt «Synthetic Apertur Radar» (SAR) - ermöglicht den DLR-Angaben zufolge besonders hoch auflösende Abbildungen.

«An "TerraSAR-X" sind zwei Dinge etwas Besonderes», sagte Wörner. «Zum einen die spezielle Radartechnologie. Außerdem die Organisation - die Tatsache, dass die Daten auch kommerziell genutzt werden und dies schon bei der Finanzierung miteinbezogen wurde.»

Der Fernerkundungssatellit ist ein Gemeinschaftsprojekt und wird zur Hälfte wissenschaftlich und zur Hälfte kommerziell genutzt. Gesteuert wird er vom DLR-Kontrollzentrum Oberpfaffenhofen aus. Zudem sind die DLR-Standorte Weilheim und Neustrelitz an dem Projekt beteiligt. Gebaut wurde der Satellit von EADS Astrium in Bremen und Friedrichshafen. Für die kommerzielle Vermarktung der Daten ist die Astrium-Tochterfirma Infoterra GmbH zuständig.

Andrea Wimmer, dpa

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