Die Bionanotechnologie voranbringen
Biophysiker Daniel J. Müller kommt mit Humboldt-Professur an die Universität Heidelberg.
Um an der Universität Heidelberg das innovative Forschungs- und Transferfeld des Molecular Systems Engineering zu stärken, erhält der Biophysiker Daniel J. Müller eine mit bis zu fünf Millionen Euro dotierte Humboldt-Professur. Sie wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Ausgezeichnet werden damit weltweit führende und im Ausland tätige Wissenschaftler, um langfristig zukunftsweisende Forschung an deutschen Hochschulen durchzuführen. An der neugegründeten Fakultät für Ingenieurwissenschaften und am Institute for Molecular Systems Engineering and Advanced Materials (IMSEAM) soll Müller – Vordenker und Pionier eines ingenieurwissenschaftlichen Ansatzes in der Biologie – wegweisende Fragestellungen in der Bionanotechnologie bearbeiten. Aktuell ist der Wissenschaftler, der von der Ruperto Carola für diesen höchstdotierten internationalen Forschungspreis Deutschlands vorgeschlagen wurde, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich tätig.
Mit seiner Forschung schlägt Müller eine Brücke zwischen den Lebenswissenschaften, der Systembiologie und der Synthetischen Biologie, um zu charakterisieren, wie inter- und intramolekulare Wechselwirkungen biologische Prozesse steuern. Neue bionanotechnologische Methoden wie das Rasterkraftmikroskop machen es möglich, Zellen mit Nanometerauflösung abzubilden, zelluläre Interaktionen zu lokalisieren und zu beobachten, wie einzelne Rezeptoren lebender Zellen kommunizieren. Mit der nanoskopischen Abbildung von Zellen, Zellmembranen oder Membranproteinen sollen gleichzeitig ihre physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften kartiert werden. Darüber hinaus entwickelt und verwendet die Forschungsgruppe von Müller nanotechnologische Instrumente, um die mechanischen Eigenschaften von Zellen bei grundlegenden Prozessen wie Adhäsion, Sortierung, Wachstum und Mitose zu quantifizieren. Zusammen mit Kollegen in Basel ist es zudem jüngst gelungen, effiziente Werkzeuge zur genetischen Reprogrammierung einzelner neuronaler Zellen in vitro und in vivo zu realisieren.
Mit Daniel J. Müller will die Ruperto Carola einen Wissenschaftler für den Standort Heidelberg gewinnen, der in der Fachwelt als exzellenter Vertreter seines Forschungsgebietes ausgewiesen ist. Neben der herausragenden wissenschaftlichen Qualifikation der Kandidaten für eine Humboldt-Professur sind die Konzepte der Hochschulen entscheidend, die den Forschern mit ihren Teams eine dauerhafte Perspektive in Deutschland bieten sollen. Die Universität Heidelberg verbindet mit der Berufung von Müller das Ziel, aus dem Zusammenwirken von molekularen Lebenswissenschaften und Materialwissenschaften mit dem wissenschaftlichen Rechnen und dem Machine Learning in Verbindung mit neuartigen Hardwarekonzepten neue Ansätze eines Molecular Systems Engineering zu entwickeln. Aufbauend auf Müllers Erfahrungen im Bereich Ausgründungen kann die Universität Heidelberg ihre grundlagenorientierten Forschungsschnittstellen in die Industrie erweitern. So sollen die Translation der Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften in die Medizin und Medizintechnik ebenso wie der Transfer in industrielle Anwendungen befördert werden.
Daniel J. Müller studierte Physik an der Technischen Universität Berlin und am Hahn-Meitner-Institut in Berlin. Als Doktorand auf dem Gebiet der Biophysik war er am Forschungszentrum Jülich und am Biozentrum der Universität Basel tätig. Der Promotion 1997 folgte im Jahr 2000 in Basel auch die Habilitation. Anschließend wechselte der Wissenschaftler nach Dresden. Dort war er Gruppenleiter am neugegründeten Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik, ehe er 2002 als Professor für Zelluläre Maschinen an das Biotechnologische Zentrum der Technischen Universität Dresden berufen wurde. Seit 2010 lehrt und forscht er als Professor für Biophysik an der ETH Zürich. Er ist unter anderem Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO), wirkte an mehreren wissenschaftlichen Strukturbildungsprojekten mit, darunter dem Swiss National Competence Center in Research (NCCR) Molecular Systems Engineering in Basel, und war bereits 2006 an einem erfolgreichen Spin-off in der Bionanotechnologie beteiligt.
U. Heidelberg / DE