18.11.2008

Die neue PISA Studie

Deutsche Schul-Probleme weiter ungelöst



Deutsche Schul-Probleme weiter ungelöst

Berlin (dpa) - Die fehlende Chancengleichheit in den Schulen ist nach Auffassung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nach wie vor das größte Problem des deutschen Bildungssystems. Dies werde auch durch den neuen PISA-Bundesländervergleich erneut belegt, sagte die Vizevorsitzende der Bildungsgewerkschaft, Marianne Demmer, am Dienstag in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. In den meisten Bundesländern hätten Kinder aus der Oberschicht auch weiterhin extrem bessere Chancen, ein Gymnasium zu besuchen als gleich intelligente Kinder aus armen Elternhäusern oder aus Migrantenfamilien.

In Berlin wird heute (Dienstag 18.11.08) ein neuer PISA- Bundesländervergleich vorgestellt. Sachsen belegt dabei in allen Disziplinen den ersten Platz und verweist damit den bisherigen Sieger Bayern auf den zweiten Rang. Die ostdeutschen Länder drängen insgesamt stark nach vorn. Zwischen den anderen Bundesländern gibt es erhebliche Verschiebungen beim Leistungsranking.

In der Untersuchung werden insbesondere Verbesserungen im Fach Naturwissenschaften im Vergleich zur ersten Studie aus dem Jahr 2000 herausgestellt. Danach liegen die Schulleistungen inzwischen in 13 Bundesländer in diesem Fach über dem Durchschnitt in anderen Industrienationen.

Gleichwohl klafft bei den Schulleistungen zwischen den Bundesländern nach wie vor ein großes Leistungsgefälle. 15-jährige sächsische Schüler haben gegenüber gleichaltrigen Jugendlichen aus Bremen einen Lernfortschritt von zwei Jahren.

Bei der wichtigsten Basiskompetenz für das weitere Lernen - dem Lesen und Textverständnis - erreichen nur vier deutsche Bundesländer, nämlich Rheinland-Pfalz, Thüringen, Bayern und Sachsen, Werte, die über dem Durchschnitt der wichtigsten Industrienationen der Welt liegen.

Das Bundesland Bremen bildet in allen drei Teildisziplinen erneut das Schlusslicht. Es ist der dritte PISA-Bundesländervergleich seit dem ersten Test im Jahr 2000. Das schlechte deutsche Abschneiden bei dem weltweiten größten Schulleistungstest der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hatte den Ruf nach umfangreichen Schulreformen ausgelöst.

Nach wie vor gibt es in Deutschland einen erheblichen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der Chance von Jugendlichen, ein Gymnasium zu besuchen, stellen die Autoren in der Untersuchung fest. «Statistisch bedeutsame» Verbesserungen in diesem Bereich machen die Forscher nur in Bayern und Rheinland-Pfalz aus.

In Bayern war die Abhängigkeit des Gymnasialerfolgs von der sozialen Herkunft bei den beiden Vorgängerstudien im Vergleich zu allen anderen Bundesländern am ausgeprägtesten. Rheinland-Pfalz hat in den vergangenen Jahren seine Ganztagsschulen erheblich ausgebaut und wird von 2011 an in mehr als jeder dritten Schule Ganztagsbetreuung anbieten.


Die PISA-Ergebnisse im Fach Naturwissenschaften

Beim PISA-Bundesländer-Vergleich im Fach Naturwissenschaften hat Sachsen am besten abgeschnitten. Gezeigt werden die PISA-Mittelwerte der 15-jährigen Schüler
für die Jahre 2006 2003 2000:


01. Sachsen 541 522 499, d.h. für die Jahre 2006 2003 2000

02. Bayern 533 530 508

03. Thüringen 530 508 495

04. Baden-Württemberg 523 513 505

05. Sachsen-Anhalt 518 503 471

06. Rheinland-Pfalz 516 497 489

07. Mecklenburg-Vorpommern 515 491 478

08. Brandenburg 514 486 470

09. Saarland 512 504 485

10. Schleswig-Holstein 510 497 486

11. Berlin 508 493 ---

12. Hessen 507 489 481

13. Niedersachsen 506 498 476

14. Nordrhein-Westfalen 503 489 478

15. Hamburg 497 487 ---

16. Bremen 485 477 461

Gesamtdeutschland 516 502 487

OECD-Schnitt International 500 500 500

Zum Vergleich: 30 PISA-Punkte entsprechen in etwa dem Lernfortschritt von einem Schuljahr.



Von Windenergie bis Kantenlängen - Aufgaben aus dem PISA-Test

Schwerpunkt der internationalen PISA- Leistungsstudie für 15-jährige Schüler aus 57 Ländern waren im Jahr 2006 die Naturwissenschaften. Erneut ging es aber auch um ihre Kenntnisse in Mathematik und Leseverständnis. Hier einige Aufgaben- Beispiele.

NATURWISSENSCHAFTEN:

WINDENERGIE: Windenergie wird weithin als Energieträger angesehen, der Erdöl und Kohle bei der Erzeugung elektrischen Stroms ersetzen kann. Je höher über dem Meeresspiegel die Windkraftanlage steht, desto langsamer drehen sich die Flügel der Windkrafträder bei der gleichen Windgeschwindigkeit.

FRAGE : Welcher der folgenden Gründe erklärt am besten, warum sich die Flügel der Windkrafträder an höher gelegenen Orten bei der gleichen Windgeschwindigkeit langsamer drehen?

A Die Luft verliert mit zunehmender Höhe an Dichte. B Die Temperatur ist mit zunehmender Höhe niedriger. C Die Schwerkraft wird mit zunehmender Höhe geringer. D Es regnet mit zunehmender Höhe öfter.

(Richtige Antwort: A)

Frage : Beschreibe einen besonderen Vorteil und einen besonderen Nachteil der Erzeugung elektrischen Stroms mit Hilfe von Windenergie im Vergleich zur Stromerzeugung mit Hilfe fossiler Brennstoffe wie Kohle oder Öl.

(Vorteile: Setzt kein Kohlendioxid (CO2) frei; verbraucht keine fossilen Brennstoffe; nach Errichtung des Windkraftwerkes sind Kosten zur Stromerzeugung gering; keine Abfallprodukte. (Nachteile: Erzeugung auf Bestellung nicht möglich; gute Stellen für Windkrafträder begrenzt)

KÖRPERLICHE AKTIVITÄT: Regelmäßige, aber mäßige körperliche Aktivität ist gut für die Gesundheit.

FRAGE : Was sind die Vorteile regelmäßiger körperlicher Aktivität? Kreise für jede Aussage «Ja» oder «Nein» ein.

- Körperliche Aktivität beugt Herz- und Kreislauferkrankungen vor. Ja / Nein (Richtige Antwort: Ja) - Körperliche Aktivität führt zu einer gesunden Ernährung. Ja / Nein (Richtige Antwort: Nein) - Körperliche Aktivität hilft, Übergewicht zu vermeiden. Ja / Nein (Richtige Antwort: Ja)

Frage : Was passiert, wenn Muskeln trainiert werden? Kreise für jede Aussage «Ja» oder «Nein» ein. - Muskeln werden stärker durchblutet. Ja / Nein (Richtige Antwort: Ja) - Fette werden in den Muskeln gebildet. Ja / Nein (Richtige Antwort: Nein)

Frage : Warum muss man bei körperlicher Aktivität stärker atmen als bei körperlicher Ruhe?

(Antwort: Wenn man körperlich aktiv ist, braucht der Körper mehr Sauerstoff und produziert mehr Kohlendioxid/Kohlenstoffdioxid, das abgegeben werden muss. Das ermöglicht die Atmung.)

MATHEMATIK:

WÜRFEL: Fünf Seiten eines Würfels von 3 cm Kantenlänge werden rot angestrichen, die sechste Fläche bleibt ohne Anstrich.

Frage : Wie viel Prozent der Würfeloberfläche sind rot? (Richtige Antwort: Etwa 83 Prozent der Würfeloberfläche sind rot.)

Der Würfel wird in Teilwürfel von 1 cm Kantenlänge zerlegt. Diese Teilwürfel werden in ein Gefäß gelegt, aus dem anschließend einer mit geschlossenen Augen entnommen wird.

Frage : Mit welcher Wahrscheinlichkeit hat der entnommene Würfel keine, genau eine (zwei, drei, vier) rot angestrichene Fläche(n)?

(Richtige Antworten: 2/27, 9/27, 12/27, 4/27, 0/27)



PISA-Spitzenplatz des Ostens für Lehrerverband keine Überraschung

Baden-Baden (dpa) - Der Deutsche Lehrerverband hält das gute Abschneiden ostdeutscher Länder beim bundesweiten PISA-Test für nicht überraschend. Die fünf neuen Länder hätten im Vergleich mit Westdeutschland kleinere Klassen zu bieten, sagte Verbandspräsident Josef Kraus am Dienstag im Südwestrundfunk (SWR). Auch gebe es im Osten weniger sogenannte Risikoschüler, da dort weniger Migranten lebten die z.Zt. immer noch durchschnittlich schlechtere schulische Leistungen zeigen. Ostdeutschland habe bei diesem PISA-Test zudem von einer jahrzehntelangen Tradition profitiert. Die Naturwissenschaft, auf die in dieser Studie der Schwerpunkt lag, werde in den neuen Ländern heute immer noch so stark gefördert wie zu Zeiten der DDR.

Das Land Sachsen ist der große Sieger des neuen PISA- Schulleistungstests. Das Bundesland erreicht in allen drei Disziplinen den ersten Platz. Es verweist damit den bisherigen Sieger Bayern auf den zweiten Rang. Der Bundesländervergleich zeigt, dass die ostdeutschen Länder stark nach vorn drängen.

Sachsen und Bayern liegen in allen drei untersuchten Disziplinen - Naturwissenschaften, Mathematik sowie Lese- und Textverständnis - vorn. Das Schlusslicht bildet in allen drei Bereichen das Land Bremen. An der zusätzlichen deutschen Bundesländeruntersuchung zum internationalen PISA-Test 2006 nahmen 57 000 Schüler an 1500 Schulen teil.

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