24.02.2023

Die Sonne und wir

Eine Sonderausstellung in Heilbronn widmet sich der Sonne.

Die Sonne spielt für das Leben auf der Erde eine zentrale Rolle. Ihr Licht prägt den Tagesablauf und die Jahreszeiten auf der Erde genauso wie das Wohlbefinden ihrer Lebewesen. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des Klimaschutzes sowie der Endlichkeit fossiler und nuklearer Brennstoffe deckt sie als erneuerbare Energiequelle auch einen Teil des menschlichen Energiebedarfs. Was den leuchtenden Himmelskörper auszeichnet, was die Wissenschaft über die Sonne weiß und wie sich deren Energie nutzen lässt, zeigt die Sonderausstellung „Die Sonne – Der Mensch und das Licht“ im Science Center experimenta. Die Schau aus dem renommierten Science Museum London ist vom 18. Februar bis 10. September in Heilbronn zu sehen.

In vier Abschnitten erfährt das Publikum, wie sich die Beziehung der Menschen zur Sonne im Laufe der Geschichte verändert hat. Der Bogen spannt sich von frühen Kulturen, welche die Sonne als Gottheit des Feuers, des Lebens und der Wiedergeburt verehrten, über die Geschichte des Sonnenbadens und der Nutzung der Sonne als Energiequelle bis hin zu den Auswirkungen von Sonnenstürmen auf das irdische Leben. „Dass die Sonne einen so tiefgreifenden Einfluss auf unsere Lebensweise hat, macht sie zu einer unglaublich sprudelnden Quelle für eine Ausstellung. Die Sonne ist gefährlich und faszinierend zugleich: Während uns einerseits Sonnenstürme bedrohen, kommen wir mit zukünftigen Weltraummissionen der Sonne immer näher“, beschreibt Kurator Harry Cliff die Faszination der Ausstellung.

Mit einer einzigartigen Sammlung von Exponaten, die von historischen Artefakten bis hin zu modernen wissenschaftlichen Instrumenten reicht, gewährt die Ausstellung einen Einblick in unterschiedliche Kulturen und Epochen. Sie geht dem Geheimnis der Sonne auf die Spur und ermöglicht dank immersiver Elemente spektakuläre Blicke auf die Sonnenoberfläche.

Der erste Abschnitt erklärt die Bedeutung der Sonne für den Tagesablauf und wie sie unseren Zeitbegriff prägt. Vor der Erfindung künstlicher Lichtquellen bestimmte die Zeit zwischen Auf- und Untergang der Sonne die menschlichen Aktivitäten. Für viele frühe Kulturen stellte der strahlende Himmelskörper ein geheimnisvolles und übernatürliches Phänomen dar, das Licht und Wärme lieferte und deshalb als Gottheit verehrt wurde. Noch heute zeugen Feiertage und Feste auf der ganzen Welt von der Sonnenverehrung.

Schon immer haben Menschen den Verlauf von Sonne, Mond und Planeten am Firmament beobachtet: Diente der Blick in den Himmel früher dazu, das Schicksal vorherzusagen, entwickelte sich daraus bald eine der ältesten Wissenschaftsdisziplinen – die Astronomie. Zu den wesentlichen Meilensteinen bei der Erkundung der Sterne gehören das Fernrohr vor rund 400 Jahren sowie Fotografie und Spektroskopie im 19. Jahrhundert. Die Ausstellung präsentiert historische Objekte von der Bronzezeit bis zur Aufklärung, um die Bewegung der Sonne zu untersuchen sowie die Zeit zu messen und zu definieren. Ein Mitmachmodell erklärt, wie eine Sonnenuhr funktioniert.

Im zweiten Ausstellungsbereich dreht sich alles um die Frage: Wie viel Sonne ist gut für Körper und Gesundheit? Zwar hilft sie, Krankheiten zu bekämpfen und das körperliche und geistige Wohlbefinden zu verbessern. Doch zu viel Strahlung kann schädlich sein und Hautkrebs auslösen. Die Exponate zeigen, wie früher die Eigenschaften des Sonnenlichts beim Behandeln von Krankheiten wie der Tuberkulose halfen und wie Sonnenbräune die Gesundheits- und Schönheitsideale im 20. Jahrhundert verändert hat. Ein Teilbereich sensibilisiert für die Gefahren übermäßiger Sonnenbestrahlung und gibt Tipps zum Schutz vor Augenschäden, Hautkrebs und Hitzschlag. An zwei virtuellen Stationen können die Gäste herausfinden, welcher Sonnentyp sie sind: entweder beim Sonnenbaden oder bei der Anprobe historischer Sonnenbrillen.

Ununterbrochen versorgt die Sonne die Erde mit Energie. Schon immer haben Menschen versucht, dies für ihre Zwecke zu nutzen: von Spiegeln, die Feuer entzünden, bis hin zu Photovoltaik-Anlagen. Das vermittelt der dritte Teil der Ausstellung, der auch einen Blick ins Sonneninnere erlaubt. Dort laufen die Kernfusionsreaktionen ab, welche die Quelle für die Strahlungsenergie der Sonne sind. Werden es Forschende jemals schaffen, dieses gewaltige Energiequelle auf der Erde nutzbar zu machen? Experimentierfreude ist bei einem interaktiven Spiel gefragt, um mit Solarzellen möglichst viel Energie zu gewinnen. Des Weiteren gibt es das Original-Solarpanel zu bestaunen, das der damalige US-Präsident Jimmy Carter 1979 auf dem Dach des Weißen Hauses installieren ließ.

Der Sonnenforschung widmet sich der letzte Teil der Ausstellung. Lange Zeit verbarg ihr blendendes Licht ihre Geheimnisse; erst die Erfindung des Teleskops machte die Sonnenoberfläche im Detail beobachtbar. Die Entdeckung von Sonnenflecken und gasförmigen Ausbrüchen, sogenannter Protuberanzen, befeuerte eine leidenschaftliche Debatte über die Macht und den Einfluss der Sonne auf die Erde. Besonders deutlich machte dies 1859 ein gewaltiger Sonnensturm, der für atemberaubende Polarlichter und funkensprühende Telegrafenleitungen sorgte: Die Ausstellung erzählt das nach dem damaligen Sonnenforscher Richard Christopher Carrington benannte Ereignis nach.

Heute sucht die Wissenschaft weltweit nach Wegen, um das Weltraumwetter und seine Auswirkungen besser vorhersehen zu können. Während die großen Weltraumorganisationen ehrgeizige Sonnenmissionen starten, erlaubt es eine Mitmachstation, die Vorhersage des Weltraumwetters zu erforschen. Ein Erlebnis der besonderen Art vermitteln Sonnenaufnahmen des Solar Dynamics Observatory der NASA: Auf einer großen Leinwand katapultiert ein Film das Publikum direkt ins Weltall, wo sie die Wucht und den Klang des brennenden Himmelskörpers erleben.

experimenta / Physik Journal
 

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