Ehemaliger DPG-Präsident Alexander Bradshaw verstorben
DPG-Ehrenmitglied Alexander Bradshaw ist im Alter von 80 Jahren verstorben. Er initiierte das New Journal of Physics.
Maike Pfalz / DPG / IPP
Mit Alexander Bradshaw verliert die Physik-Community einen Wissenschaftler, der weit über sein ursprüngliches Forschungsgebiet der Oberflächenphysik engagiert und vernetzt war, nicht zuletzt in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Von 1998 bis 2000 war er DPG-Präsident und darüber hinaus leitete er den Fachverband Oberflächenphysik. Bradshaw war Mitglied des Kuratoriums des Magnus-Hauses Berlin sowie Ombudsmann der DPG. Für seine herausragenden Verdienste für die Physik ehrte die DPG Alexander Bradshaw im Jahr 2012 mit der Ehrenmitgliedschaft. Zudem war er Mitglied der britischen Royal Society, der Nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) sowie der Akademie der Technikwissenschaften (Acatech).
Alexander Bradshaw wurde am 12. Juli 1944 im britischen Bushey geboren und studierte Chemie am Queen Mary College der Universität London, wo er 1969 promovierte. 1974 habilitierte er sich an der TU München. Ab 1976 forschte er am Fritz-Haber-Institut in Berlin, wo er 1980 zum Direktor und zum Wissenschaftlichen Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft berufen wurde. Auf dem Gebiet der Oberflächenphysik machte sich Alexander Bradshaw international einen Namen. Von 1981 bis 1989 war er Wissenschaftlicher Geschäftsführer der Berliner‐Elektronenspeicherring‐Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY), die das Großexperiment BESSY betreibt.
1999 wechselte er in die Kernfusionsforschung zum Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, das er bis zu seiner Emeritierung 2009 als Wissenschaftlicher Direktor leitete. Diese Zeit war geprägt durch den Aufbau von Wendelstein 7-X in Greifswald. Hier war sein Talent als Wissenschaftsmanager gefragt: Als das Großprojekt zwischenzeitlich in Schwierigkeiten geriet, schuf er Strukturen, um Wendelstein 7-X wieder auf Kurs zu bringen.
Alexander Bradshaw war der DPG bis zuletzt eng verbunden. Die hohe Wertschätzung, die er der Physik und dem vielseitigen Wissens(chafts)austausch entgegenbrachte, fand ihren Ausdruck auch in seinem herausragenden und unermüdlichen Engagement für die DPG, das durch vielfältige Aktivitäten gekennzeichnet war. Unter anderem war er Mitbegründer und erster Editor-in-Chief des „New Journal of Physics“, einer der ersten Open-Access-Zeitschriften.
Zahlreiche Ehrungen wurden Bradshaw zuteil: Deutschland zeichnete ihn 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Großbritannien würdigte ihn 2007 mit dem Ritterorden „Commander of the Most Excellent Order of the British Empire“. Er war Ehrendoktor der University of London und Honorary Fellow des britischen Institute of Physics.
Nach seiner Emeritierung arbeitete er weiter als Wissenschaftler, indem er sich mit Fragen der Energieversorgung, der Verfügbarkeit von Naturressourcen und der Nachhaltigkeit beschäftigte.
Mit seinem herausragenden Wirken hat Alexander Bradshaw der Physik als Wissenschaft unschätzbare Dienste erwiesen und zugleich dazu beigetragen, gesellschaftsrelevante physikalische Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Weitere Infos
- Alexander M. Bradshaw / IPP
- A. Bradshaw, New Journal of Phyics - auf dem richtigen Weg, Physik Journal, Oktober 2002, S. 3
- Rundgespräch anlässlich des 20. Jahrestags des Mauerfalls, Physik Journal, November 2009, S. 24
- A. Bradshaw, Darf die DPG zu politischen Themen Stellung nehmen? Ansprache des DPG-Präsidenten, Physikalische Blätter, Juli/August 1999, S. 35
- A. Bradshaw, Der Funke muss überspringen, Ansprache des DPG-Präsidenten, Phys. Blätter, Juli/August 2000, S. 47
- A. Bradshaw, Das „Jahr der Physik”︁ für den Dialog mit der Öffentlichkeit nutzen, Phys. Blätter, Januar 2000, S. 3
- H.-S. Bosch und A. Bradshaw, Kernfusion als Energiequelle der Zukunft, Phys. Blätter, November 2001, S. 55