16.08.2005

Ein Lebensretter feiert Jubiläum

Ein Lebensretter feiert 25-jähriges Jubiläum: der Airbag. Geburtshelfer der Technik waren die Amerikaner.


Ein Lebensretter feiert Jubiläum
 

Stuttgart (dpa) - Ein Lebensretter feiert 25-jähriges Jubiläum: der Airbag. Geburtshelfer der Technik waren die Amerikaner, die bereits in den 70er Jahren mit dem Aufprallschutz experimentierten. Letztlich gelang aber dem Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz im Jahr 1980 der Durchbruch, berichtete das Unternehmen am Montag. Der Stuttgarter Autozulieferer Bosch hatte dazu das weltweit erste Airbag-Steuergerät für die Serienfertigung geliefert. Den ersten Fahrerairbag konnten sich Käufer der S-Klasse gegen einen Aufpreis von damals 1525 D-Mark (etwa 780 Euro) einbauen lassen. Von 1991 an war das Schutzkissen in den Oberklasse-Autos serienmäßig enthalten.

Heute gehört die Technik bei den meisten Autoherstellern zum Standard. Allein in Europa würden etwa 100 Millionen Schutzkissen jährlich verkauft, schätzte Andreas Bstock, Marketingchef des Airbag- Herstellers TRW in Alfdorf (Rems-Murr-Kreis). Tendenz steigend. In Deutschland habe er sich sogar zum Marketinginstrument entwickelt. «Ein Auto ohne Airbag lässt sich überhaupt nicht mehr verkaufen», ist sich Unfallforscher Alexander Berg vom Prüfkonzern DEKRA in Stuttgart sicher. In der Regel habe ein Fahrzeug heute sechs bis acht der Sicherheitskissen eingebaut: vorne, an den Seiten, für Kopf und Knie. Auf Wunsch seien sie auch für Passagiere auf dem Rücksitz lieferbar.

Einen besonderen Schub habe die Entwicklung von Sicherheitstechnik für das Auto hier zu Lande nach der Rekordzahl von mehr als 21 000 Verkehrstoten 1970 erhalten, sagte Berg. Erst wurde der Sicherheitsgurt eingeführt, kurz darauf der Airbag entwickelt. Wie viele Leben das Luftkissen bisher gerettet hat, könne er nicht abschätzen, sagte Berg. Der kontinuierliche Rückgang der Verkehrstoten auf rund 7000 im Jahr 2004 sei aber zu großen Teilen auch dem Sicherheitsgurt zu verdanken. «Man muss beide Techniken als Paket sehen.»

Der Airbag berge aber auch Gefahren, warnt der Unfallforscher. «Das ist kein Schmusekissen». Wer bei einem Unfall nicht angeschnallt ist könne sich von der Wucht des entgegenkommenden Ballons schlimmstenfalls sogar das Genick brechen. In Deutschland sind Berg bisher nur zwei solche Todesfälle bekannt, in Amerika seien es aber mehr als 100. Dennoch habe der Airbag über die Jahre deutlich an Aggressivität verloren. Vor allem das mehrstufige Zünden der Gaspatronen, womit die Füllmenge des Kissens in Millisekunden an die Schwere des Unfalls angepasst wird, böten dem Fahrer inzwischen optimalen Schutz. «Früher wurde immer gleich die ganze Ladung abgefeuert.» Ausgelöst werde der Airbag ab einer Aufprallgeschwindigkeit von 20 bis 30 Kilometern in der Stunde.

Die Technik der Airbags sei mittlerweile weitgehend ausgereift, meinte Berg. Die Zukunft der Forschung liege nun in der Entwicklung aktiver Sicherheitssysteme, die im Voraus Unfälle verhindernden sollen. So könne ein Auto künftig möglicherweise über Radar die zu fahrende Strecke überblicken und selbstständig reagieren. «Ganz werden sich Unfälle aber auch mit der besten Technik nicht vermeiden lassen», sagte Berg. Ein Argument dafür, dass uns Airbags noch einige Zeit begleiten werden.

Arwed Gintenreiter, dpa

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