23.01.2006

Flugziel: Pluto

Rund 76 Jahre nach der Entdeckung des Planeten Pluto ist erstmals eine Sonde zu ihm unterwegs.


Cape Canaveral (dpa) - Rund 76 Jahre nach der Entdeckung des Planeten Pluto ist erstmals eine Expedition zu dem Eiszwerg gestartet. Die Raumsonde «New Horizons» hob am Donnerstagabend (MEZ) auf einer Atlas-5-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab.

Die klaviergroße Sonde bewegt sich nach Angaben der NASA mit einer Geschwindigkeit von bis zu 58 000 Stundenkilometern von der Erde weg - so schnell wie kein Raumflugkörper vor ihr. Der sechs Milliarden Kilometer lange Flug bis in die mysteriöse und wenig erforschte Welt am Rand unseres Solarsystems dauert dennoch neuneinhalb Jahre. Im Juli 2015 wird der Bote von der Erde dann an nur einem einzigen Tag in einer Entfernung von rund 10 000 Kilometern an Pluto und dessen Mond Charon vorbeifliegen.

Die NASA erwartet von dem rund 700 Millionen Dollar (580 Millionen Euro) teuren Projekt einen Blick auf die Ursprünge unseres Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren. Außerdem soll damit eine erste Erkundung aller acht Mitplaneten der Erde abgeschlossen werden. «Das, was wir bis jetzt über Pluto wissen, kann auf die Rückseite einer Briefmarke geschrieben werden», sagte die stellvertretende Direktorin für Weltraumexpeditionen, Colleen Hartman. «Nach der Expedition werden wir ganze Bücher mit neuen Informationen füllen können.»

Wegen der weiten Entfernung konnten bislang weder von der Erde noch mit Hilfe des Weltraumteleskops «Hubble» detailgenaue Bilder von der Oberfläche des kleinen Planeten aufgenommen werden. Den Beinamen Eiszwerg trägt Pluto wegen seines geringen Durchmessers von rund 2300 Kilometern, seiner Zusammensetzung aus Eis und Gestein sowie seiner Tiefkühltemperaturen von unter minus 220 Grad Celcius.

Die rund 478 Kilogramm schwere Sonde nimmt zuerst Kurs auf den Planeten Jupiter. Innerhalb von 9 Stunden sollte sie die Umlaufbahn des Mondes um die Erde erreicht haben. Wenn sie Jupiter in spätestens 13 Monaten erreicht, wird sie alle sieben Instrumente an Bord testen; darunter ein Ultraviolett-Spektrometer zur Untersuchung der Atmosphäre. Beim Vorbeiflug an dem Riesenplaneten bekommt «New Horizons» so viel Schwung, dass sie förmlich in Richtung Pluto geschleudert wird.

Beim anschließenden Flug durch die Weiten unseres Sonnensystems dämmert die Sonde dann in einem elektronischen Schlafzustand. Nur ein Mal jedes Jahr sollen die wichtigsten Systeme geweckt und notfalls Kurskorrekturen vorgenommen werden. Dadurch kommt die Sonde nach Angaben der NASA mit weniger Energie aus als zwei 100-Watt-Glühlampen.

Sollten in zehn Jahren die Forschungsmittel gebilligt werden, wird die NASA-Sonde ihre Reise aus dem Sonnensystem noch fünf weitere Jahre lang fortsetzen. In dieser weit entfernten Region jenseits des Planeten Neptun haben Astronomen Hunderte von Kleinstplaneten sowie Bruchstücke aus Eis und Gestein aufgespürt, die vor vier Milliarden Jahren bei der Planetenbildung übrig geblieben sind.

Pluto ist am 18. Februar 1930 von dem US-Astronomen Clyde Tombaugh entdeckt worden. Deshalb sollte die Sonde eigentlich zum neunten Todestag Tombaughs am Dienstag starten. Wegen zu starken Höhenwindes am Dienstag und eines Stromausfalls am Mittwoch klappte der Start jedoch erst beim dritten Anlauf.

Weitere Infos:

  • «New Horizons»-Homepage:
    http://pluto.jhuapl.edu

  • Literaturtipp:
    Pluto and Charon - Ice Worlds on the Ragged Edge of the Solar System, Alan Stern, Jacqueline Mitton, Second Edition, ISBN 3-527-40556-9, Hardcover, 258 pages (Wiley-VCH, Berlin 2005).

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