Gekonntes Arbeiten mit Nichts – gerade das will gelernt sein
30. Schule für Vakuumtechnik vom 23. bis 27. September 2019.
Die richtige komprimierte Mischung aus Grundlagenwissen und Praxiserfahrung rund um die Vakuumtechnik vermittelt seit 1991 die „Schule für Vakuumtechnik“ – eine Gemeinschaftsveranstaltung der Frankfurt University of Applied Sciences und der Technischen Hochschule Mittelhessen. In dieser für Anwender ausgelegten einwöchigen Weiterbildungsveranstaltung steht das Erlernen des praktischen Umgangs mit vakuumtechnischen Standardgeräten, Pumpen, Komponenten und Messgeräten im Mittelpunkt. So geht es dann auch nach einem Tag mit kurzweiligen Einführungen in die Grundlagen der Vakuumtechnik, die Vakuumerzeugung durch gastransferierende und gasbindende Pumpen, die Vakuumdruckmessung und die Lecksuche direkt über zu drei auf das Erlernen der wichtigsten Fähigkeiten im Umgang mit Vakuumapparaturen abzielenden Praxistagen – wahlweise am Standort Frankfurt oder Gießen – über.
An 23 auf maximalen Lernerfolg zugeschnittenen Versuchsanlagen arbeiten die Teilnehmer alleine oder in Zweiergruppen mit dem Ziel, ihr Fachwissen in der Vakuumtechnik praktisch anzuwenden und zu vertiefen. Jeder Teilnehmer führt sechs auf seine Bedürfnisse abgestimmte halbtägige Experimente durch. Bei deren Auswahl und Durchführung werden sie von „vakuumerfahrenen“ Hochschullehrern und Praktikern begleitet. Beim experimentellen Arbeiten werden so die Eigenschaften verschiedener Pumpen, vakuumtechnische Kenngrößen und Kennlinien, verschiedene Messmethoden und wichtige Details zur Fehlersuche und Lecksuchtechnik erarbeitet. Als eine in der industriellen Praxis am weitesten verbreitete Anwendung der Hochvakuumtechnik wird die Beschichtungstechnik in ihren Grundzügen experimentell nachvollzogen. Zu jedem Versuch werden umfangreiche Unterlagen ausgegeben, in denen die theoretischen Grundlagen der Versuche, die Zielsetzung und das durchzuführende Versuchsprogramm erläutert werden.
Mit den an den Vakuumanlagen erworbenen Kenntnissen geht es zum Abschluss am fünften Tag noch einmal um die Vermittlung weitergehenden Wissens. Dann stehen das vakuumgerechte Konstruieren und die Verwendung vakuumtauglicher Komponenten und Werkstoffen ebenso im Vordergrund wie die Vielfältigkeit der Herstellung dünner Schichten im Vakuum. Ein abschließender Überblick über Anforderungen und Lösungen in typischen vakuumtechnologischen Anwendungen rüstet die Teilnehmer, ihr neu gewonnenes Wissen mit in den Berufsalltag zu nehmen und dort gewinnbringend einzusetzen.
Die Vakuumschule hat nun schon lange Tradition: 1991 wurde sie von der Fachhochschule Frankfurt (heute Frankfurt University of Applied Sciences) und der Fachhochschule Gießen-Friedberg (heute Technische Hochschule Mittelhessen) in Kooperation mit der Deutschen Vakuumgesellschaft und der Technischen Universität „Otto von Guericke“, Magdeburg, ins Leben gerufen und nach bester Tradition in Magdeburg ausgerichtet, bevor sie im darauffolgenden Jahr nach Frankfurt und Gießen zog.
„Vom Schrauber bis zum Doktor sind hier alle vertreten“, so Christian Juhnke, der Leiter der Vakuumschule. „Frauen übrigens leider wie so oft im Technikbereich eher selten“, führt er weiter aus. Für die Teilnahme an der Vakuumschule würden keine vakuumtechnischen Fachkenntnisse vorausgesetzt, die Teilnehmerzahl sei aber wegen der durchzuführenden Experimente begrenzt. „Aufgrund der kleinen Gruppen ist das unterschiedliche Niveau der Teilnehmer kein Problem“, führt Juhnke eine Stärke der Veranstaltung aus. „Wir können hier sehr individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Teilnehmers eingehen.“
Neben der hohen fachlichen Kompetenz der Lehrer ist dieses „den Schüler im Blick haben“ sicher auch ein Grund dafür, warum die die Vakuumschule in aller Regel gut bis sehr gut besucht wird. Das Verständnis der Veranstalter für betriebliche Abläufe spiegelt sich auch in der Flexibilität bezüglich der Teilnahme wieder. So können die Teilnehmer auch einzelne Tage buchen. „Weh tut den Firmen, Instituten oder Hochschulen nicht der Preis, sondern dass der Mitarbeiter eine ganze Woche weg ist.“ Betrachtet man die gezielt auf die Situation des Teilnehmers und sein berufliches Umfeldes zugeschnittene Praxisorientiertheit des Unterrichts, ist dies vermutlich leicht zu verschmerzen.
Immer im September öffnet die Schule für Vakuumtechnik die Türen und lockt in diesem Jahr zusätzlich mit einem Jubiläumsvakuumspektakel.
FUAS / LK
Weitere Infos
- Schule für Vakuumtechnik
- Technische Hochschule Mittelhessen, Masterstudiengang Vakuumingenieurwesen
- Deutsche Vakuum-Gesellschaft DVG e.V.
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