30.08.2021

Herausragende astrophysikalische Leistungen gekürt

Astronomische Gesellschaft verleiht ihre Preise für das Jahr 2021.

Die Astronomische Gesellschaft (AG), die deutsche Fachgesellschaft für Astronomie und Astrophysik, gibt die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2021 bekannt: Jocelyn Bell Burnell wird mit der Schwarzschild-Medaille geehrt. Fabian Schneider erhält den Ludwig-Biermann-Preis, Martin Roth den Preis für Instrumenten-Entwicklung, Anke Arentsen den Promotions­preis und Uwe Reichert den Bruno H. Bürgel-Preis. Lukas Weghs erhält den Sonderpreis Jugend forscht.

 

Abb.: Jocelyn Bell Burnell (Bild: Royal Soc. Edinburgh)
Abb.: Jocelyn Bell Burnell (Bild: Royal Soc. Edinburgh)

Jocelyn Bell Burnell, derzeit Gastprofessorin für Astrophysik an der Universität Oxford, erhält die Karl-Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft 2021 für ihre herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Astrophysik. Mit der höchsten Auszeichnung für astronomische Forschung in Deutschland ehrt die Astronomische Gesellschaft Dame Jocelyn Bell Burnell als herausragende Wissenschaftlerin, deren Wirken nicht nur das Gebiet der Pulsar­astronomie – mit vielfältigen Anwendungen in einem breiten Bereich der Fundamental­physik und Astrophysik – geschaffen haben, sondern auch Auswirkungen auf die Astrophysik insgesamt hatten. Viele angesehene Institutionen und Organisationen, wie das Institute of Physics oder die Royal Astronomical Society, haben von ihrer wissenschaftlichen Führung profitiert. Mit ihrer Beharrlichkeit und Einsicht, ihrer Neugier und Entschlossenheit, ihren Entdeckungen, ihrer Forschung und ihrem lebenslangen Engagement für die Durchführung und Förderung der astronomischen Forschung gilt sie als eine der am meisten inspirierenden Wissenschaftlerinnen für Generationen.

Martin Roth vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) wird mit dem Preis für Instrumentenentwicklung 2021 für seine bedeutenden Arbeiten zur Entwicklung der 3D-Spektroskopie geehrt. Er leistete herausragende Beiträge zur Erforschung und Entwicklung der Astrophotonik, zur Lehre und Ausbildung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der astronomischen Instrumentierung und den daraus resultierenden Fortschritten in der astrophysikalischen Erforschung aufgelöster Sternpopulationen. Unter seiner Federführung gelang mit dem Instrument PMAS ein Durchbruch in der Beobachtungs­technik der Integral­feld­spektroskopie, die durch die Erfolge von MUSE und VIRUS gekrönt wurden und international sichtbare Spitzenergebnisse hervorbringen. Er leistete Pionierarbeit in der multidisziplinären Forschung und im Wissens- und Technologietransfer, etwa bei der Nutzung astronomischer Instrumentierungen in der Medizin und den Lebens­wissenschaften. Zu seinen Erfolgen zählt der Aufbau des interdisziplinären und in Deutschland einzigartigen Zentrums innoFSPEC, das sich der Entwicklung von Astrophotonik-Technologien widmet.

Mit dem Ludwig-Biermann-Preis ehrt die Astronomische Gesellschaft Fabian Schneider, Nachwuchs­gruppenleiter am Heidelberger Institut für Theoretische Studien (HITS), für seine Arbeiten zur Untersuchung der Entwicklung massereicher Sterne, Doppelsterne und Supernovae. Seine Forschungs­leistungen führten zu zahlreichen und vielzitierten Publikationen, und er gilt als international anerkannter Experte auf seinem Gebiet. Fabian Schneider promovierte im Jahr 2015 an der Universität Bonn. Anschließend wechselte er als Hintze Fellow an die Universität Oxford. Im Jahr 2018 wurde er Gliese Fellow am Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg. Im Jahr 2020 wurde er mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet und begann im Januar 2021 mit dem Aufbau einer Forschungsgruppe am HITS, die sich mit der Theorie der stellaren Entwicklung und dem turbulenten und explosiven Leben massereicher Sterne befasst.

Für ihre spektakulären Ergebnisse zur chemischen Zusammensetzung und Dynamik der Sterne in den inneren Bereichen unserer Milchstraße verleiht die AG den Promotionspreis an Anke Arentsen. Sie promovierte am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) und forscht aktuell als Postdoc am Observatorium in Strasbourg. Ihre Doktorarbeit widmete sich der Galaktischen Archäologie und den ältesten Sternen in unserer Heimatgalaxie. Sie leistete damit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Entstehungs­geschichte der Milchstraße und dazu, wie diese in frühesten Zeiten aussah. Die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Dissertation veröffentlichte sie in mehreren Publikationen und stellte sie erfolgreich sowohl auf internationalen Fach­tagungen, als auch bei öffentlichen Vorträgen vor.

Die Astronomische Gesellschaft verleiht den Bruno-H.-Bürgel-Preis für herausragende Verdienste um die Popularisierung der Astronomie im deutschen Sprachraum in den Medien an Uwe Reichert. Uwe Reichert hat als Chefredakteur von Sterne und Weltraum über 13 Jahre die Entwicklung und die Inhalte der Zeitschrift federführend bestimmt und die redaktionellen und technischen Konzepte mit großem Geschick an die neuen Herausforderungen der digitalen Medienwelt angepasst. Sterne und Weltraum ist das führende Medium für allgemein­verständliche Astronomie in deutscher Sprache, ein weltweit einzigartiges Kooperations­produkt der aktiven Profi-Astronomen, der astronomischen Amateurgemeinde und Wissenschaftsjournalisten, das durch herausragende Qualität, didaktische Materialien, einer Internet-Plattform mit tagesaktuellen Astronomie-Nachrichten und einem sehr erfolgreichen Twitter-Kanal und Youtube-Videos überzeugt.

Lukas Weghs vom Städtischen Gymnasium Kempen erhält einen Sonderpreis der AG für die beste Arbeit auf dem Gebiet der Astronomie im Bundeswettbewerb Jugend forscht. Mit seiner am Institut für Planetenforschung der DLR in Berlin erstellten Arbeit „Photometric search for Exomoons by using deep learning and a convolutional neuronal network“ wurde er zugleich Bundessieger auf dem Gebiet der Raum- und Geowissenschaften. Er entwickelte ein selbstlernendes Programm für einen Hochleistungs­rechner, das die Suche nach Monden um Exoplaneten unterstützt. Das Programm analysiert systematisch solche Abweichungen in der Helligkeits­kurve von Transitereignissen, die sich nicht durch den bedeckenden Planeten allein erklären lassen. Damit liefert es Hinweise auf die mögliche Existenz von Exomonden.

Die Preisverleihungen finden während der virtuellen Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft vom 13. bis 17. September 2021 statt.

AG / DE

 

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