Impulsgeber der Energieforschung geht in den Ruhestand
Prof. Hans-Martin Henning, Institutsleiter des Fraunhofer-ISE, wurde mit einem wissenschaftlichen Symposium verabschiedet.
Hans-Martin Henning prägte wie kaum ein anderer Wissenschaftler und Institutsleiter die Energieforschung der Fraunhofer-Gesellschaft und darüber hinaus. Nach der Promotion in Physik an der Universität Oldenburg 1993 war er seit 1994 am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg tätig. Seine Forschungsschwerpunkte lagen insbesondere in der Gebäudeenergietechnik und der Energiesystemanalyse. Im Jahr 2014 übernahm er die Professur für Technische Energiesysteme am Karlsruher Institut für Technologie KIT und zum 1.1.2017 wurde er auf die Institutsleitung des Fraunhofer ISE in Personalunion mit der Professur für Solare Energiesysteme an der Universität Freiburg berufen. Er leitete das Institut gemeinsam mit Prof. Andreas Bett, der nun das Fraunhofer ISE als alleiniger Institutsleiter führt. In Hennings Amtszeit fielen wichtige Entwicklungen des Instituts wie der deutliche Ausbau der Forschung in den Bereichen Batterietechnik, Wasserstofftechnologien und Wärmepumpen.


Henning erkannte früh, dass ein Denken in Einzeltechnologien für den Erfolg der Energiewende nicht ausreicht. Seine wissenschaftliche Arbeit ist geprägt von einer alle Sektoren und ihre Wechselwirkungen umfassenden Sichtweise auf das Energiesystem und dessen Transformation zum Erreichen von Klimaneutralität. Er spielte eine führende Rolle bei der Entwicklung von Rechenwerkzeugen für die Simulation und Optimierung komplexer Energiesysteme, wie das Modell REMod für Deutschland. Durch damit durchgeführte Untersuchungen gewannen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wichtige Erkenntnisse über den Verlauf, die technische Machbarkeit und die Kosten der Energiewende.
Prof. Henning entwickelte das Modell mit seinem Team stetig weiter und berücksichtigte dabei auch gesellschaftliche Verhaltensweisen als wesentliche Einflussgrößen. „Die Energiewende ist nicht nur technisch möglich, sondern sie bietet auch technologische und damit wirtschaftliche Chancen. Sie wird aber nur gelingen, wenn sie auch von der Gesellschaft getragen wird“, ist er überzeugt. Die Frage, wie erfolgreich die Energiewende in Deutschland verläuft und welche Rolle sie für die technologische Souveränität Deutschlands und Europas spielt, bestimmte auch das wissenschaftliche Symposium anlässlich seiner Verabschiedung. Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Forschung, Politik und Wirtschaft stellten ihre jeweiligen Perspektiven gegenüber und diskutierten neue Ansätze und mögliche Verbesserungen.
Von 2017 bis 2024 war Henning Sprecher der Fraunhofer-Allianz Energie, die die Energiekompetenzen aus zwanzig Fraunhofer-Instituten bündelt und damit eine der größten Energieforschungsplattformen in Europa repräsentiert. Als Mitglied im Präsidium der Fraunhofer-Gesellschaft und Sprecher des Fraunhofer-Verbunds „Energietechnologien und Klimaschutz“, des Fraunhofer-Clusters of Excellence „Integrierte Energiesysteme CINES“ sowie des Fraunhofer Strategischen Forschungsfelds „Ressourceneffizienz und Klimatechnologien“ vernetzte er den stark wachsenden Energieforschungsbereich innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft und stärkte deren Position als zentraler Ansprechpartner für die herstellende Industrie, die Energiewirtschaft und politische und gesellschaftliche Akteure.
Die Etablierung des Fraunhofer ENIQ in Berlin als zentralen Ort der Wissenschaftskommunikation der Fraunhofer-Energieforschung war ein Herzensprojekt Hennings. Hier diskutieren Forschende aus Fraunhofer-Einrichtungen mit Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft über technologische und systemische Innovationen zur Energiesystemtransformation.
Auch außerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft war er für Energieforschung und Klimaschutz aktiv und anerkannt. Der durch die Bundesregierung berufene fünfköpfige Expertenrat für Klimafragen, bei dem Henning von 2020 bis 2025 den Vorsitz innehatte, zeigte in seinen Berichten auf, ob die deutsche Klimaschutzpolitik auf Kurs ist. Er beriet die Bundesregierung zur Erreichung der Klimaschutzziele und mahnte insbesondere für die Bereiche Verkehr und Gebäude verstärkte Maßnahmen zur Senkung der Emissionen an.
Darüber hinaus war Hans-Martin Henning Sprecher des Forschungsverbunds Erneuerbare Energien FVEE und engagierte sich im Projekt „Energiesysteme der Zukunft“ der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften acatech, der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Union der deutschen Akademie der Wissenschaften.
Prof. Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, der am wissenschaftlichen Symposium teilnahm, lobte Hennings engagierten Einsatz in seinem Impulsvortrag: „Prof. Henning hat die Energieforschung in Deutschland und darüber hinaus nachhaltig geprägt. Mit seiner Arbeit hat er entscheidend dazu beigetragen, die Energiewende voranzubringen und das Fraunhofer ISE als Impulsgeber für nachhaltige Energiesysteme zu stärken. Damit hat er einen bleibenden Beitrag für die Zukunft unserer Energieversorgung geleistet.“ [FhISE / dre]
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Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISEHeidenhofstr. 2
79110 Freiburg
Deutschland
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