16.10.2025 • Energie

Impulsgeber der Energieforschung geht in den Ruhestand

Prof. Hans-Martin Henning, Institutsleiter des Fraunhofer-ISE, wurde mit einem wissenschaftlichen Symposium verabschiedet.

Hans-Martin Henning prägte wie kaum ein anderer Wissen­schaftler und Instituts­leiter die Energie­forschung der Fraunhofer-Gesell­schaft und darüber hinaus. Nach der Promotion in Physik an der Univer­sität Oldenburg 1993 war er seit 1994 am Fraunhofer-Institut für Solare Energie­systeme ISE in Freiburg tätig. Seine Forschungs­schwerpunkte lagen insbe­sondere in der Gebäude­energie­technik und der Energie­system­analyse. Im Jahr 2014 übernahm er die Professur für Tech­nische Energie­systeme am Karlsruher Institut für Techno­logie KIT und zum 1.1.2017 wurde er auf die Instituts­leitung des Fraun­hofer ISE in Personal­union mit der Professur für Solare Energie­systeme an der Univer­sität Freiburg berufen. Er leitete das Institut gemeinsam mit Prof. Andreas Bett, der nun das Fraunhofer ISE als alleiniger Instituts­leiter führt. In Hennings Amtszeit fielen wichtige Entwick­lungen des Instituts wie der deutliche Ausbau der Forschung in den Bereichen Batterie­technik, Wasser­stoff­techno­logien und Wärme­pumpen.

Henning erkannte früh, dass ein Denken in Einzel­technologien für den Erfolg der Energie­wende nicht ausreicht. Seine wissen­schaft­liche Arbeit ist geprägt von einer alle Sektoren und ihre Wechsel­wirkungen umfas­senden Sicht­weise auf das Energie­system und dessen Trans­formation zum Erreichen von Klima­neutra­lität. Er spielte eine führende Rolle bei der Entwick­lung von Rechen­werk­zeugen für die Simu­lation und Opti­mierung komplexer Energie­systeme, wie das Modell REMod für Deutschland.  Durch damit durch­geführte Unter­suchungen gewannen die Wissen­schaftle­rinnen und Wissen­schaftler wichtige Erkennt­nisse über den Verlauf, die tech­nische Machbar­keit und die Kosten der Energie­wende.

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Ist die Energiewende noch zu retten?

Prof. Henning entwickelte das Modell mit seinem Team stetig weiter und berück­sich­tigte dabei auch gesell­schaft­liche Verhaltens­weisen als wesent­liche Einfluss­größen. „Die Energie­wende ist nicht nur tech­nisch mög­lich, sondern sie bietet auch techno­logi­sche und damit wirt­schaft­liche Chancen. Sie wird aber nur gelingen, wenn sie auch von der Gesell­schaft getra­gen wird“, ist er überzeugt. Die Frage, wie erfolg­reich die Energie­wende in Deutsch­land verläuft und welche Rolle sie für die techno­logi­sche Souverä­nität Deutsch­lands und Europas spielt, bestimmte auch das wissen­schaft­liche Sympo­sium anläss­lich seiner Verab­schie­dung. Ent­schei­dungsträ­gerinnen und Ent­schei­dungs­träger aus For­schung, Politik und Wirt­schaft stellten ihre jewei­ligen Per­spek­tiven gegen­über und disku­tier­ten neue Ansätze und mög­liche Verbes­serungen.

Von 2017 bis 2024 war Henning Sprecher der Fraun­hofer-Allianz Energie, die die Energie­kompe­tenzen aus zwanzig Fraun­hofer-Instituten bündelt und damit eine der größten Energie­forschungs­platt­formen in Europa repräsen­tiert. Als Mit­glied im Präsi­dium der Fraunhofer-Gesell­schaft und Sprecher des Fraun­hofer-Verbunds „Energie­techno­logien und Klima­schutz“, des Fraun­hofer-Clusters of Excel­lence „Inte­grierte Energie­systeme CINES“ sowie des Fraun­hofer Strate­gischen Forschungs­felds „Ressourcen­effizienz und Klima­techno­logien“ vernetzte er den stark wach­senden Energie­forschungs­bereich inner­halb der Fraun­hofer-Gesell­schaft und stärkte deren Posi­tion als zen­traler Ansprech­partner für die her­stel­lende Indus­trie, die Energie­wirt­schaft und politi­sche und gesell­schaft­liche Akteure.

Die Etablierung des Fraun­hofer ENIQ in Berlin als zentralen Ort der Wissen­schafts­kommuni­kation der Fraun­hofer-Energie­forschung war ein Herzens­projekt Hennings. Hier diskutieren Forschende aus Fraun­hofer-Einrich­tungen mit Akteu­rinnen und Akteuren aus Politik, Wirt­schaft und Gesell­schaft über techno­logische und syste­mische Inno­vationen zur Energie­system­trans­formation.

Auch außerhalb der Fraunhofer-Gesell­schaft war er für Energie­forschung und Klima­schutz aktiv und anerkannt. Der durch die Bundes­regierung berufene fünfköpfige Exper­tenrat für Klima­fragen, bei dem Henning von 2020 bis 2025 den Vorsitz inne­hatte, zeigte in seinen Berich­ten auf, ob die deutsche Klima­schutz­politik auf Kurs ist. Er beriet die Bundes­regierung zur Errei­chung der Klima­schutz­ziele und mahnte insbe­sondere für die Bereiche Verkehr und Gebäude verstärkte Maß­nahmen zur Senkung der Emis­sionen an.

Darüber hinaus war Hans-Martin Henning Sprecher des Forschungs­verbunds Erneu­erbare Energien FVEE und enga­gierte sich im Projekt „Energie­systeme der Zukunft“ der Deut­schen Akademie für Technik­wissen­schaften acatech, der Natio­nalen Akademie der Wissen­schaften Leopoldina und der Union der deutschen Akademie der Wissen­schaften.

Prof. Holger Hanselka, Präsident der Fraun­hofer-Gesell­schaft, der am wissen­schaft­lichen Symposium teilnahm, lobte Hennings enga­gierten Einsatz in seinem Impuls­vortrag: „Prof. Henning hat die Energie­forschung in Deutsch­land und darüber hinaus nachhaltig geprägt. Mit seiner Arbeit hat er entschei­dend dazu beigetragen, die Energie­wende voranzu­bringen und das Fraun­hofer ISE als Impuls­geber für nach­haltige Energie­systeme zu stärken. Damit hat er einen blei­benden Beitrag für die Zukunft unserer Energie­versorgung geleistet.“ [FhISE / dre]

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Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Heidenhofstr. 2
79110 Freiburg
Deutschland

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