Verstorben: Prof. Dr. Adolf Goetzberger, Gründer des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme
Solarbranche verliert einen hoch geschätzten Wissenschaftler und visionären Vordenker.
Der Solarpionier und Gründer des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme, Prof. Dr. Adolf Goetzberger, ist am 24. Februar im Alter von 94 Jahren verstorben. Gegen große Widerstände setzte der damalige Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für angewandte Festkörperphysik 1981 die Ausgründung einer Arbeitsgruppe für solare Energiesysteme zum eigenständigen Institut durch. Im gleichen Jahr entwickelte der Physiker unter anderem die Idee der Agri-Photovoltaik, die nun in Deutschland ihren Durchbruch erlebt. Sein visionäres Arbeiten brachte er in zahlreichen Gutachterausschüssen, Kuratorien, Kommissionen und Arbeitsgruppen ein und wurde mit ebenso zahlreichen Preisen und Auszeichnungen gewürdigt.
„Ich werde oft gefragt, wie ich gerade auf die Sonnenenergie kam, die damals als Energiequelle überhaupt nicht ernst genommen wurde“, schrieb Goetzberger 2018 in einem Rückblick auf sein Leben. „Vor allem faszinierte mich die Studie des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums. Es erschien mir einleuchtend, dass man, da die fossilen Energieressourcen endlich sind, eine unerschöpfliche Energiequelle, wie die Sonne, nicht außer Acht lassen konnte.“
Goetzberger leitete das Fraunhofer-ISE in Freiburg von seiner Gründung bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 1993. Das Institut, in dem von Beginn an die Einheit von Solarenergie- und Energiesystemtechnik gedacht und gelebt wurde, wuchs rasch zu einem der führenden Institute für Solarforschung heran und ist heute das Größte Europas.
„Wir verneigen uns vor dem Lebenswerk von Adolf Goetzberger und sind ihm für seine Verdienste zur Entwicklung der solaren Energiesysteme und damit seinen großen Beitrag für eine globale Energiewende dankbar“, sagt Prof. Dr. Hans-Martin Henning, einer der beiden heutigen Institutsleiter des Fraunhofer-ISE. Institutsleiter Prof. Dr. Andreas Bett ergänzt: „Die Solarbranche verliert in ihm einen geschätzten Wissenschaftler und visionären Vordenker, der unser Institut bis ins hohe Alter mit regem Interesse begleitet hat.“
Goetzberger promovierte nach einem Studium der Experimentalphysik 1955 an der Universität München über die Kristallisation aufgedampfter Antimonschichten. Er arbeitete anschließend zusammen mit dem Nobelpreisträger und Miterfinder des Transistors William Shockley im kalifornischen Palo Alto und in den berühmten Bell Laboratories in Murray Hill, New Jersey. 1968 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm die Leitung des Fraunhofer-Instituts für angewandte Festkörperphysik. 1971 wurde er von der Universität Freiburg zum Honorarprofessor an der Fakultät für Physik ernannt und betreute in dieser Funktion zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten.
Goetzberger war Inhaber von über dreißig Patenten, seine gemeinsam mit Armin Zastrow bereits 1981 entwickelte Idee der Agri-Photovoltaik erlebt heute ihren Durchbruch. In vielen Gutachterausschüssen, Kuratorien, Kommissionen und Arbeitsgruppen wurden seine Mitarbeit und sein Urteil sehr geschätzt. So war Goetzberger von 1993 bis 1997 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie.
Die hervorragenden Verdienste Goetzbergers für die Solarenergie-Nutzung wurden auf vielfältige Weise gewürdigt: Als erster Deutscher wurde er 1983 mit dem J. J. Ebers Award der amerikanischen IEEE Electron Devices Society für die Entwicklung des Silizium-Feldeffekttransistors ausgezeichnet. Weiterhin erhielt er 1989 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und 1992 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. 1993 wurde er mit dem Achievement through Action Award der ISES ausgezeichnet, 1995 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Uppsala und den Farrington Daniels Award der ISES. Es folgten 1997 die Karl-Boer-Medaille, der Becquerel-Preis und der William R. Cherry Award. 2006 verliehen ihm die Solar World AG den Einstein Award und EUROSOLAR den European Solar Award. Im Jahre 2009 wurde er vom Europäischen Patentamt in der Kategorie „Lebenswerk“ mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet.
Fh.-ISE / RK
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