Jahr der Astronomie beginnt
Physiker Meinl: Blick zu den Sternen verwehrt
Jena (dpa) - 400 Jahre nach der ersten Himmelsbeobachtung mit einem Teleskop durch Galileo Galilei haben die Vereinten Nationen 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie erklärt. Am 15. Januar 2009 wird es bei der UNESCO in Paris offiziell eröffnet. In mehr als 130 Ländern bieten wissenschaftliche Einrichtungen, Sternwarten und Planetarien Sonderschauen. Von dem Jahr erhoffen sich Himmelsforscher, die Menschen wieder mehr für den Blick zu den Sternen begeistern zu können. Denn das haben sie etwa nach Meinung des Physikers Hans Meinl vom Zeiss Planetarium in Jena in den vergangenen Jahren verlernt.
Interessieren sich die Menschen eigentlich noch für Astronomie?
Meinl: «Leider ist das Interesse relativ gering. Das hat viel mit dem Arbeitsleben zu tun. Die Menschen sind mit ihrem Alltag beschäftigt, mit Stress. Hinzu kommt, dass uns der Blick zu den Sternen seit Jahren verwehrt wird. Durch Luftverschmutzung, aber auch durch Licht. Alles wird heutzutage angestrahlt, Denkmäler, Kirchen, öffentliche Gebäude. Da ist vor allem in Ballungsgebieten nicht mehr viel vom Himmel zu sehen.»
Welche Rolle spielt die Astronomie heute?
Meinl: «Sie kann zum einen persönlich bereichernd sein, indem man sich etwa mit dem wunderschönen, ruhigen Sternenhimmel auseinandersetzt. Zum anderen spielt sie in der Philosophie eine große Rolle. Sie wirft Fragen auf, woher kommt der Mensch als Teil des Kosmos, wo geht er hin? Die Unendlichkeit des Universums zeigt uns, dass wir nur ein kleiner Teil davon sind. Das sollte uns zu denken geben, uns vielleicht nicht ganz so wichtig zu nehmen. Darüber hinaus ist die Astronomie ein Zugpferd für große technologische Entwicklungen. Um das Universum zu erforschen, brauchen wir gewaltige Apparate, Teleskope, Satelliten.»
Sind Reisen durch das Weltall für den Menschen in naher Zukunft möglich?
Meinl: «Vor 40 Jahren hatten wir den Mondflug. Bis dahin sind wir schon mal gekommen. Hätten wir das konsequent weitergeführt, wären wir auch schon viel weiter. Technisch könnten wir heute längst auf dem Mars sein. Dazu braucht es allerdings Menschen mit dem Bestreben, so etwas tun zu wollen, und die finanziellen Möglichkeiten. Es sieht nicht danach aus, dass in naher Zukunft ferne Reisen, zum Beispiel durch die Milchstraße, möglich sind. Dort könnte es allerdings Erden geben, auf die die Menschheit ausweichen könnte. Man muss bedenken, das Leben der Sonne ist begrenzt.»
Gibt es woanders einen Planeten wie die Erde?
Meinl: «Mittlerweile wurden über 300 Planeten um ferne Sonnen nachgewiesen, sie sind aber alle eher den Riesenplaneten in unserem Sonnensystem ähnlich, wie etwa Jupiter. Bei einigen wenigen konnten bereits einfachste organische Verbindungen nachgewiesen werden. Es spricht vieles dafür, dass auch erdähnliche Planeten um ferne Sonnen existieren, nur reichen unsere heutigen Beobachtungstechniken noch nicht aus. Aber die Hoffnung auf eine erfolgreiche Suche besteht.
Weitere Infos:
- Website des Internationalen Jahres der Astronomie
http://www.astronomy2009.org/
AL