KI für die Erdbeobachtung
Neues Zukunftslabor AI4EO verknüpft Satellitentechnik und Geodäsie mit künstlicher Intelligenz.
Im Wettbewerb „Internationale Zukunftslabore Künstliche Intelligenz“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung war die Technische Universität München erfolgreich. Ab Mai 2020 geht das Zukunftslabor AI4EO unter der Führung der TUM an den Start. Gefördert mit fünf Millionen Euro werden in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt mithilfe von Satellitendaten und intelligenter Big-Data-Analyse die globale Urbanisierung, die Ernährung der Weltbevölkerung sowie das Management von Naturgefahren modelliert.
Wie entwickelt sich die globale Urbanisierung und wie viele Menschen leben weltweit in Slums? Wo finden erhebliche Veränderungen in der Natur statt? Um diese Fragen zu beantworten, werden immer öfter Satellitendaten genutzt. Die dabei anfallenden Datenmengen sind mittlerweile so enorm, dass die benötigten Informationen in Zukunft nur noch mit KI-Verfahren gewonnen werden können. Aber nicht nur bestimmte Phänomene können erfasst, sondern auch neue Erkenntnisse und bisher unbekannte Zusammenhänge sollen in den Daten erkannt werden. So kann die Beobachtung eines Gebiets über einen längeren Zeitraum bestimmte Veränderungen sichtbar machen, die mit politischen Entscheidungen zusammenhängen oder zu solchen führen.
Insgesamt 27 Forscher aus zwanzig Organisationen in neun Ländern werden sich mit der Entwicklung von KI-Technologien für die Erdbeobachtung befassen. „Ziel des Zukunftslabors AI4EO ist es, die Spitzenposition Deutschlands in diesem Bereich zu festigen“, sagt Xiaoxiang Zhu, die Leiterin des Labors. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgen die Forscher einen interdisziplinären ganzheitlichen Ansatz, in dem nicht nur neue Methoden für die Erdbeobachtung entwickelt, sondern auch damit verbundene grundsätzliche Fragen bearbeitet werden, wie die Verlässlichkeit und Genauigkeit von Aussagen aus KI-Systemen.
Die Technologiefortschritte führen auch zu ethischen Fragestellungen, die ebenfalls im Zukunftslabor bearbeitet werden. Wenn Informationen öffentlich zugänglich sind, könnten sie zum Beispiel dabei helfen, Waldbrände zu verhindern, Städte nachhaltiger und lebenswerter zu machen oder Slums besser zu managen. Hier ist es wichtig, den Nutzen öffentlicher Daten gegen einen möglichen Missbrauch abzuwägen. Auch der Schutz der privaten Informationen ist wegen der immer höheren Auflösung der Bilder ein wichtiges Thema.
„Im neuen Zukunftslabor können wir die Stärken der TUM in der Erdbeobachtung, der Geodäsie, der Satellitentechnik, der Raumfahrtforschung, der Mathematik und der ethischen Forschungen miteinander verknüpfen und die Potentiale der künstlichen Intelligenz gezielt zum Wohle der Menschheit einsetzen“, sagt TUM-Präsident Thomas F. Hofmann. „Ein großartiger Erfolg der synergetischen Kompetenzbündelung der im Rahmen der Hightech Agenda der Staatsregierung gegründeten neuen Fakultät Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie (LRG).“
TUM / JOL
Weitere Infos
- Fakultät Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie, Technische Universität München
- Internationale Zukunftslabore Künstliche Intelligenz, Bundesministeriums für Bildung und Forschung BMBF, Berlin