10.10.2006

Kraftwerke ohne Treibhausgase

Kraftwerke, bei denen Kohlendioxid abgetrennt und unterirdisch gelagert werden soll, könnten zu vertretbaren Kosten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Karlsruhe (dpa) - Kohlendioxidfreie Kraftwerke, bei denen das Treibhausgas CO2 abgetrennt und unterirdisch gelagert werden soll, könnten einer neuen Analyse zufolge zu vertretbaren Kosten einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Damit stelle die Technik eine Option für den künftigen Energiemix dar, berichtete das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) am Montag in Karlsruhe. Das ISI hatte mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe die Potenziale CO2-freier Kraftwerke untersucht. Offen seien allerdings Fragen nach Lagerstätten für das Kohlendioxid und die Akzeptanz in der Bevölkerung.

Die Forscher stellten in der Studie für das Umweltbundesamt den aktuellen Stand der internationalen Forschung zusammen und bewerteten dies. Das Fraunhofer ISI kommt zu dem Schluss, dass die CO2- Abscheidung «eine interessante Brückentechnologie ist, um die Emissionen des Treibhausgases in den nächsten 20 bis 50 Jahren deutlich zu reduzieren, bis regenerative Energiequellen wie Photovoltaik, Wind oder Biomasse ausreichend verfügbar sind». Laut ISI plant unter anderem der Energieversorger Vattenfall in zwei bis drei Jahren ein entsprechendes Demonstrationskraftwerk, RWE wolle 2014 das erste große CO2-freie Kraftwerk in Betrieb nehmen.

Derartige Kraftwerke verbrauchten allerdings ein Drittel mehr Kohle oder Erdgas und seien deshalb kein Fortschritt in Richtung einer nachhaltigen Energieversorgung, betonten die Wissenschaftler. Nach den Untersuchungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften könnte das Kohlendioxid vor allem in Norddeutschland gelagert werden - laut ISI etwa in unterirdischen Salzstöcken. Die Eignung und das Aufnahmevermögen einzelner Untergründe seien allerdings noch nicht bekannt.

CO2-freie Kraftwerke wären der Studie zufolge trotz aufwendiger Technik «derzeit deutlich günstiger als regenerative Energieerzeuger wie Photovoltaik oder Wind». Rechne man aber alle Kosten wie Abscheidung, Transport und Lagerung zusammen, koste das Vermeiden einer Tonne CO2 etwa 40 Euro - und damit etwa doppelt so viel, wie die Betreiber von herkömmlichen Kraftwerken für Verschmutzungsrechte im Emissionshandel zahlen müssten. Da die Emissionszertifikate nach Einschätzung der Studie aber teurer werden, könnte ein großes CO2-freies Kraftwerk konkurrenzfähig sein.

Unklar ist den Experten zufolge aber, wie Anwohner auf ein unterirdisches CO2-Lager in ihrer Nähe reagieren würden. Kohlendioxid ist ein farbloses, geruchloses, ungiftiges Gas, das natürlicher Bestandteil der Luft ist. Es entsteht unter anderem bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass Kohlendioxid die menschliche Gesundheit nicht direkt beeinträchtigt; als Treibhausgas trage es aber zur Erderwärmung bei, die wiederum eine Reihe gefährlicher Auswirkungen auf den Menschen und seine Umwelt habe. Sein Ausstoß soll gemäß Kyoto Protokoll reduziert werden, das auch die Bundesrepublik ratifiziert hat.

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