Mehr KI für Roboter
Forschungsprojekt Q-Rock für maßgeschneiderte Roboter gestartet.
Die Komplexität von Robotern nimmt stetig zu. Immer mehr und immer leistungsfähigere Sensoren und Aktuatoren lassen die Vision von hochgradig mobilen, intelligenten und autonomen Systemen Wirklichkeit werden. Dies stellt Entwickler vor große Herausforderungen und treibt die Entwicklungskosten in die Höhe. Im neuen Projekt Q-Rock, das vom Bundesforschungsministerium BMBF mit 3,17 Millionen Euro gefördert wird, verfolgt das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI einen revolutionären Ansatz: Mithilfe von Methoden der Künstlichen Intelligenz soll es zukünftig auch Nutzern ohne Expertenwissen möglich sein, kosteneffizient maßgeschneiderte Robotersysteme für ihre Anwendungen zu entwickeln.
Abb.: Für den Weltraumeinsatz wurde am DFKI Robotics Innovation Center der Roboter Mantis entwickelt. (Bild: A. Popp, DFKI GmbH)
Das Projekt Q-Rock bildet den zweiten Schritt der X-Rock-Projektlinie des DFKI Robotics Innovation Centers und adressiert eine der grundlegenden Fragen in der Robotik: Wie kann ein Roboter das Wissen über sich selbst und seine Fähigkeiten eigenständig entwickeln, ohne dass ihm dies von einem Entwickler vorgegeben werden muss? Dabei setzt Q-Rock zum einen auf Methoden der Künstlichen Intelligenz, wie Maschinelles Lernen und strukturelles Schlussfolgern. Zum anderen baut es auf der umfangreichen Datenbasis des Vorgängerprojekts D-Rock auf. Die Datenbank verbindet modellierte Software mit Hardware- und Verhaltensmodellen und unterstützt zudem durch umfassende Modularisierung die Roboterentwicklung. Frank Kirchner, Leiter des DFKI Robotics Innovation Center sagt: „Q-Rock ist ein wichtiger Schritt hin zu integrierten KI-Lösungen. Dieser Ansatz wird es auch Menschen, die keine KI- oder Robotikexperten sind, ermöglichen, auf den eigenen Bedarf zugeschnittene Systeme zu entwickeln und einzusetzen. Davon können in Zukunft vor allem kleine und mittelständische Unternehmen profitieren, die sich so den Einsatz von Robotern auch in größerem Umfang leisten können, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Anders als in D-Rock wird in Q-Rock der Roboter selbst in die Lage versetzt, ausgehend von seinem Aufbau die ihm zur Verfügung stehenden Fertigkeiten zu erforschen. Dabei nutzen die Bremer Wissenschaftler evolutionäre Ansätze, um basierend auf der modularen Roboterbeschreibung zunächst die Fähigkeiten von Teilkomponenten – etwa eines einzelnen Sensors oder Gelenkes – zu ermitteln, und daraus die Fähigkeiten des Gesamtsystems abzuleiten. Mit Hilfe maschineller Lernverfahren und auf Basis der in D-Rock erarbeiteten Datenbank werden die erlernten Fähigkeiten dann automatisch in funktionale Einheiten gruppiert und zusammen mit einer semantischen Beschreibung in kognitive Kerne überführt.
Diese Softwarebausteine enthalten die Verbindung zwischen den Fähigkeiten einer Hardware sowie der daraus resultierenden möglichen Bedeutung im Verhalten, wie beispielsweise dem Greifen eines Objekts. So können verschiedene kognitive Kerne kombiniert werden, um komplexes Roboterverhalten, wie das Öffnen einer Tür, zu erzeugen. Die Verhaltensbausteine werden dann durch strukturelles Schlussfolgern wieder auf die Hardware abgebildet. Auf diese Weise ist auch ein Nutzer ohne entsprechende Expertise in der Lage, komplette Robotersysteme für bestimmte Anwendungsbereiche zu erzeugen. Dafür braucht er lediglich die Anforderungen an das Verhalten eines Systems zu spezifizieren. Q-Rock generiert dann auf dieser Basis automatisch die passenden Hardwarekombinationen aus der Datenbank.
So optimiert das neue Projekt die Roboterentwicklung in mehrfacher Hinsicht: Indem es das automatisierte Konstruieren von Roboterhardware anhand des gewünschten Verhaltens ermöglicht, werden zukünftig ganz neue Konstruktions- und Planungsprozesse für Roboteranwendungen realisierbar. Zudem lässt sich dank Q-Rock modellbasiert schlussfolgern, welche Aufgaben ein Roboter mit seiner gegebenen Hardware durch Kompositionen von Verhalten ausführen kann. Dadurch können die Ergebnisse des Projekts auch zur Qualifizierung von Hardware eingesetzt werden.
DFKI / JOL