18.02.2025

MINT ist mehr als eine Farbe

Im EXPERIMINTA ScienceCenter in Frankfurt wurde am 12. Februar die Sonderausstellung „Frauen in MINT“ eröffnet.

Maike Pfalz

Quelle: Jana Kay

Noch immer sind Frauen in MINT-Berufen unterrepräsentiert, weil sich zu wenige Mädchen und junge Frauen zutrauen, in diesem Bereich zu arbeiten. Ein Grund sind Genderstereotype, ein anderer fehlende weibliche Vorbilder. An diesem Punkt möchte die Sonderausstellung „Frauen in MINT / Women in STEM“ ansetzen, die am 12. Februar mit einem großen Symposium im EXPERIMINTA ScienceCenter in Frankfurt am Main eröffnet wurde. 

Die Sonderausstellung porträtiert 40 Frauen und wird ergänzt durch eine Instagram-Kampagne, die künftig noch weitere Frauen in den Blick nehmen möchte. „Die Beschäftigung mit den Powerfrauen, die wir hier zeigen, und mit ihren Lebenswegen und Gedanken war auch für mich persönlich inspirierend und berührend“, gab die Geschäftsführerin der Experiminta Andrea Gassmann zu. Gezeigt werden Frauen in Führungspositionen – in Wissenschaft und Industrie, aber auch im Handwerk – sowie solche, die noch am Beginn ihrer Karriere stehen. Die Ausstellung deckt dabei eine riesige Bandbreite ab von der Tischlerin über die Physikstudentin bis hin zur erfolgreichen Patentanwältin.

Schirmherrin der Ausstellung, deren Planung rund anderthalb Jahre in Anspruch genommen hat, ist die Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation Kristina Sinemus, die in ihrem Grußwort die wichtige Rolle der Neugierde betont hat: „Die Triebfeder von allen Innovationen, Disruptionen und Erkenntnissen ist die Neugierde. Und Frauen wird ja nachgesagt, dass sie ein bisschen neugieriger seien. Warum also sollten nicht noch mehr Frauen in MINT-Berufen ihre Neugier ausleben?“

Während der anschließenden Podiumsdiskussionen berichtete Kristina Sinemus auch sehr offen von ihrem eigenen Karriereweg, der ihr immer wieder mutige Entscheidungen abverlangt hat, etwa als sie als junge Unternehmensgründerin vor dem Problem stand, dass sie schwanger nicht mehr im Labor arbeiten und damit eine wichtige Sparte ihres neu gegründeten Unternehmens nicht mehr weiter verfolgen konnte. 2014 wurde sie zur Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Darmstadt gewählt – eine Rolle, die sie sich zunächst gar nicht zugetraut hatte. „Aber manchmal muss man einfach mehr Mut haben und sagen – ich mache das!“

In der Podiumsdiskussion kam auch Dorothée Weber-Bruls zu Wort, die Präsidentin des Physikalischen Vereins in Frankfurt. Sie warf nicht nur einen Blick auf den Anteil weiblicher Erfinderinnen weltweit – wo Deutschland mit nur zehn Prozent europäisches Schlusslicht ist –, sondern machte auch anhand ihres eigenen Lebenslaufs deutlich, dass in der Karriere immer wieder Neuausrichtungen gefragt sind: So hat Weber-Bruls nicht nur im Laufe des Studiums die fachliche Ausrichtung gewechselt, sondern hat – als sie schwanger keine Neutronenforschung mehr betreiben konnte – noch eine Ausbildung zur Patentanwältin angeschlossen. „Wenn man irgendwo an eine Grenze stößt, öffnen sich neue Türen. Dann muss man bereit sein, durch diese neuen Türen zu gehen“, betonte sie und machte Mut: „Es gibt selten den geraden Karriereweg – vor allem, wenn man versucht, alles unter einen Hut zu bringen!“

Frauen in MINT

Ruzin Aganoglu, Ulrike Böhm und Agnes Sandner • 11/2023 • Seite 66

„Ambitionen beflügeln“

Photo
Beate Klösgen und Agnes Sandner • 11/2023 • Seite 60

Auch heute noch notwendig?

Bärbel Könekamp, Beate Krais, Martina Erlemann und Corinna Kausch • 2/2002 • Seite 22

Chancengleichheit für Männer und Frauen in der Physik?

In kurzen und kurzweiligen TED-Talks berichteten nach der Podiumsdiskussion neun Frauen über ihren individuellen Karriereweg mitsamt allen Schwierigkeiten, aber auch Erfolgen. Die Bandbreite an präsentierten Themen und Berufsfeldern war unfassbar weit und umfasste etwa Miss Handwerk 2024, die eine Ausbildung zur Zimmerin absolviert hat, eine junge Ingenieurin, die im Studium an der ETH Zürich von Zweifeln geplagt war, eine selbstständige Tischlerin, die als Selbstständige keinen Mutterschutz hatte und etwa die Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main Susanne Haus, die als Malerin und Lackiererin zwar immer eine Frau unter vielen Männern war, das aber nie als Problem wahrgenommen hat, sondern immer ihren Weg gegangen ist: „Das möchte ich jungen Menschen raten: Findet das, was euren Talenten entspricht und was euch begeistert. Dann könnt ihr alles möglich machen.“

Die Sonderausstellung wird organisiert vom EXPERIMINTA ScienceCenter und vom Verein Deutscher Ingenieure, gemeinsam mit der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld und Fraunhofer India in Zusammenarbeit mit der Science Gallery in Bangalore. Sie ist noch bis zum 23. April integriert in die Dauerausstellung der EXPERIMINTA zu sehen und zielt darauf ab, das Bewusstsein für Frauen in Berufen zu fördern, die gesellschaftlich noch immer als „untypisch“ für sie gelten. Laut MINT-DataLab 2024 arbeiten nach wie vor nur 9 Prozent der Frauen in einem MINT-Beruf, während es bei Männern mehr als ein Drittel sind. Hier besteht also noch ein sehr großes Potenzial, wie das Symposium gezeigt hat.

Deutlich wurde auch, dass sich die weiblichen Role Models nicht nur die passenden Rahmenbedingungen für Frauen in MINT-Berufen wünschen, sondern auch eine Selbstverständlichkeit: „Ich freue mich auf den Tag, an dem wir über dieses Thema gar nicht mehr sprechen müssen, weil jeder so lebt und arbeitet, wie er möchte“, brachte es Susanne Haus auf den Punkt.

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