06.04.2022

Pionierin der Quantenchemie ausgezeichnet

Erich-Hückel-Preis für Physikerin Sigrid Peyerimhoff.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zeichnet Sigrid Peyerimhoff mit dem Erich-Hückel-Preis aus. Die Wissen­schaftlerin erhält die mit 7500 Euro dotierte Auszeichnung für die grundlegende Entwicklung quanten­chemischer Verfahren zur Berechnung molekularer Eigenschaften, zur Aufklärung chemischer Reaktionen und zur Analyse von Molekül­spektren. Die Preis­verleihung erfolgt im Rahmen des 58. Symposium on Theoretical Chemistry, das vom 18. bis 22. September 2022 in Heidelberg stattfindet.

Abb.: Die Gesellschaft Deutscher Chemiker zeichnet Sigrid Peyerimhoff mit dem...
Abb.: Die Gesellschaft Deutscher Chemiker zeichnet Sigrid Peyerimhoff mit dem Erich-Hückel-Preis aus. (Bild: privat)

Sigrid Peyerimhoff zählt zu den wichtigsten und verdienst­vollsten theo­retischen Chemikerinnen und Chemikern und leistete quantenchemische Pionier­arbeit, die nicht zuletzt zur weltweiten Spitzen­positionierung der deutschen theoretischen Chemie führte. Neben der grundlegenden Entwicklung quantenchemischer Verfahren würdigt die GDCh insbesondere ihre Entwicklung des Multi-Referenz-Ansatzes im Konfigurations­wechselwirkungs­verfahren (MRD-CI) mit Selektion und Energie­extrapolation unter Einschluss der Spin-Bahn-Wechselwirkung. Dank dieses Verfahrens wurden wegweisende Untersuchungen von Molekülen und Ionen in der Atmosphären­chemie, im Bereich der Elektronen-Molekül­streuung und der Berechnung der Stabilität von atomaren und molekularen Clustern möglich. Das MRDI-CI-Verfahren wurde zunächst auf sehr kleine Modell-Systeme angewandt. Als „Theo­retisches Spektro­meter“ übertraf es die experi­mentellen Genauigkeiten und trug damit zur Anerkennung und Etablierung der theoretischen Chemie als unverzicht­bares grundlegendes Fach der Chemie entscheidend bei.

Sigrid Peyerimhoff, geboren 1937 in Rottweil, studierte nach ihrem Abitur im Jahr 1956 Physik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und schloss das Studium 1961 mit dem Diplom ab. Anschließend promovierte sie in Gießen in theoretischer Physik zu quanten­chemischen Berechnungen des Fluor­wasserstoff-Moleküls. Nach Forschungs­aufenthalten in den USA, unter anderem an der University of Chicago, an der University of Washington und an der Princeton University, wurde sie 1967 an der Universität Gießen in theoretischer Physik habi­litiert. Ab 1970 war sie Professorin für theoretische Chemie an der Universität Mainz und ab 1972 an der Universität Bonn, wo sie das Institut für Physikalische und Theoretische Chemie leitete. Im Jahr 2002 wurde sie emeritiert.

Sigrid Peyerimhoff veröffentlichte insgesamt etwa 500 Studien in wissen­schaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden. Sie erhielt zahlreiche renommierte Preise und Auszeichnungen, wie unter anderem den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungs­gemeinschaft (1988), die Cothenius-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (2007), das Große Bundesverdienst­kreuz (2008) und die Alexander-von-Humboldt-Medaille der Gesellschaft Deutscher Natur­forscher und Ärzte (2018). Neben ihrer akademischen Tätigkeit übernahm Peyerimhoff wichtige Aufgaben und Funktionen in wissenschaftlichen Gesellschaften und Gremien. So war sie 1987 Gründungs­mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und von 1990 bis 1996 Vize­präsidentin der Deutschen Forschungs­gemeinschaft. 1999 wurde sie zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina ernannt.

Peyerimhoff ist außerdem Mitglied der Deutschen Akademie der Technik­wissenschaften, der Academia Europaea und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissen­schaften und der Künste. Von 2006 bis 2009 war sie Präsidentin der International Academy of Quantum Molecular Science. Seit 1973 ist Sigrid Peyer­imhoff GDCh-Mitglied. Zu ihren Ehren zeichnet die Arbeits­gemeinschaft Theoretische Chemie seit 2021 herausragende Doktor­arbeiten auf dem Gebiet der theoretischen Chemie mit dem Sigrid Peyerimhoff-Promotions­preis aus.

GdCh / JOL

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