12.03.2020

Quantensimulator mit magnetischen Atomen

Europäische Förderinitiative QuantERA bewilligt Projekt zu Vielteilchen-Quantensimulationen.

Moderne Materialien basieren auf dem hochkomplexen Zusammenspiel vieler Teilchen, die den Gesetzen der Quanten­physik folgen. Im Rahmen des QuantERA- Verbund­projekts „Magnetic-Atom Quantum Simulator“ (MAQS) soll ein neuer Quanten­simulator entwickelt werden, mit denen das Zusammenspiel vieler Quantenteilchen in Experimenten genauestens simuliert werden kann. Das Projekt ist mit insgesamt 1,2 Millionen Euro gefördert, führend beteiligt sind Tilman Pfau und Tim Langen vom 5. physikalischen Institut der Universität Stuttgart. Mit der QuantERA-Initiative unterstützt das Bundes­ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen mit internationalen Partnern und der Europäischen Kommission die Forschung im Bereich der Quanten­technologien.
 

Abb.: Der Quanten­simulator wird aus magnetischen Atomen bestehen, die sich...
Abb.: Der Quanten­simulator wird aus magnetischen Atomen bestehen, die sich wie mikroskopische Stab­magnete verhalten. (Bild: U. Stuttgart)

Besonders Quantensysteme aus vielen Teilchen zeigen oft exotische Phänomene, die für neue Materialien technologisch hochrelevant sind. Bekannte Beispiele sind hier die Supraleitung oder besondere magnetische Eigenschaften. Wie genau diese und viele andere Phänomene entstehen, konnte bisher aber nicht vollständig verstanden werden, denn dafür wären komplexe Simulationen zum Zusammenspiel der zugrundeliegenden Teilchen nötig – eine Aufgabe, bei der selbst moderne Supercomputer schnell an ihre Grenzen kommen. Der benötigte Speicherplatz wächst bei solchen Simulationen exponentiell mit der Anzahl der beteiligten Teilchen. So müssten bereits für Berechnungen mit 200 Teilchen mehr Zahlen im Speicher des Computers verarbeitet werden, als es Atome im Universum gibt.

Eine Quantensimulation ermöglicht es nun trotz dieser Komplexität, etwas über solche Quantensysteme herauszufinden. Dazu wird statt auf einem Computer ein Modell des zu untersuchenden Quantensystems in einem Experiment konstruiert und vermessen – die Quantenwelt simuliert sich also quasi selbst.

Das Forscherteam um Pfau und Langen widmet sich im Rahmen des auf drei Jahre angelegten Projekts „Magnetic-Atom Quantum Simulator“ (MAQS) der Entwicklung eines solchen Quantensimulators. Im Gegensatz zu bisherigen Quanten­simulatoren soll dieser auf magnetischen Atomen basieren, die über größere Distanzen miteinander interagieren und so zu neuen, unerforschten Materie­zuständen führen könnten. „Das Verbundprojekt ermöglicht es uns, gemeinsam mit sechs anderen international führenden Projektpartnern aus Frankreich, Spanien, Italien, Österreich und Polen an diesem wichtigen Thema zu arbeiten“, freut sich Pfau.

Die Forscher aus Stuttgart werden dazu die Atome in periodischen Strukturen aus Laserlicht einfangen, um damit die Kristall­struktur in echten Materialien zu modellieren. Zur Vermessung der Ergebnisse sollen zudem neue, superauflösende Mikroskopie­techniken für diese Atome entwickelt werden. 

„Mit bisher existierenden Quantensimulatoren lassen sich viele Vorgänge nur schwer untersuchen“, erklärt Langen. Mithilfe des neuen Quanten­simulators wird es hingegen möglich, eine Vielzahl neuartiger Quanten­phänomene und Materie­zustände, sowie deren dynamisches Verhalten erstmals zu untersuchen und so zu verstehen. Für die Zukunft erhoffen sich die Forscher davon die entscheidenden Grundlagen für deren technologische Anwendung.

U. Stuttgart / DE

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