10.10.2025 • Lasertechnik

Rissfreie Schweißnähte für anspruchsvolle Einsatzbereiche

Intelligentes Laserschweißen mit dynamischer Strahlformung kann auf Zusatzdraht verzichten.

Laserprozesse mit dynamischer Strahl­formung ermöglichen stabile Verbindungen auch bei heraus­fordernden Werkstoff­paarungen. Neue Anwendungen zeigen, wie sich dabei auf Zusatz­werkstoffe verzichten und gleich­zeitig Qualität, Energie­effizienz und Fertigungs­ablauf verbessern lassen. Das Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahl­technik IWS stellte auf der Fach­messe Schweißen & Schneiden Laser­schweiß­lösungen vor, die sowohl konstruktive als auch wirt­schaft­liche Spiel­räume erweitern. Der Fokus liegt auf intel­ligent geführten Strahl­prozessen, die ohne Zusatz­werkstoffe auskommen und sich hervor­ragend in reale Fertigungs­szenarien überführen lassen. Eingesetzt wird diese Technologie unter anderem in Leichtbau­strukturen für die E-Mobilität, Tank­strukturen für die Luftfahrt sowie tragenden Kompo­nenten im schweren Stahlbau.

Das Fraunhofer IWS demonstriert im EU-Projekt ALBATROSS ein prozessstabiles Laserschweißverfahren für Aluminium-Druckguss und Strangpressprofile, das ohne Zusatzwerkstoff auskommt und rissfreie, porenarme Nähte im realen Bauteilmaßstab ermöglicht.
Das Fraunhofer IWS demonstriert im EU-Projekt ALBATROSS ein prozessstabiles Laserschweißverfahren für Aluminium-Druckguss und Strangpressprofile, das ohne Zusatzwerkstoff auskommt und rissfreie, porenarme Nähte im realen Bauteilmaßstab ermöglicht.
Quelle: René Jungnickel / Fraunhofer IWS

Mehrere aktuelle Ent­wick­lungs­projekte setzen auf laser­basierte Füge­ver­fahren. Ein gezielt bewegter Strahl beein­flusst darin das Ver­halten der Schmelze aktiv und ermög­licht es, auf Zusatz­werk­stoffe zu ver­zichten. „Wir zeigen, dass sich selbst anspruchs­vollste Schweiß­aufgaben, wie das Fügen bislang als schwer schweißbar geltender Legie­rungen oder Bauteil­quer­schnitte von erheb­licher Größe, robust und produk­tiv mit weniger Energie, Material­einsatz und Nach­arbeit umsetzen lassen“, erläutert Axel Jahn, Leiter der Abtei­lung Fügen am Fraunhofer IWS. „Die Kombi­nation aus hoch­frequen­ter Scanner­technik, flexi­bler Strahl­leistungs­regelung und unserer system­offenen Prozess­steue­rung eröffnet neue Anwen­dungs­perspek­tiven und Kon­struktions­mög­lich­keiten, die klas­sische Licht­bogen­tech­niken nicht bieten.“

Im EU-Projekt ALBATROSS hat das Fraunhofer IWS ein innovatives Batterie­gehäuse für Elektro­fahrzeuge laser­gestützt gefertigt und in realer Bauteil­größe erfolg­reich demons­triert. Die Leicht­bau­struktur kombi­niert Aluminium-Strang­press­profile mit Aluminium-Druck­guss­teilen von bis zu fünf Milli­metern Wand­stärke.

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Ulrich Oechsner, Christian Knothe und Mats Rahmel • 2/2019 • Seite 6

Anamorphotische Strahl­formung

Konventionelle Verfahren stoßen bei dieser Werk­stoff­paarung an physikalische Grenzen: Druck­guss neigt zu Poren­bildung, Aluminium-Strang­press­profile der Werkstoffgruppe 6000 gelten als heißriss­empfindlich. „Unsere Lösung basiert auf einer gezielt oszillierenden Strahl­führung, die das Schmelzbad in Bewegung bringt, Poren reduziert und gleichzeitig metal­lurgisch stabile Nähte erzeugt“, erläutert Dr. Jahn. „So erzeugen wir qualitäts­gerechte Aluminium­schweiß­verbindungen ohne die sonst übliche Verwendung von Zusatz­werkstoff.“ Das Batterie­gehäuse wurde in ein reales Fahr­zeug­modell implemen­tiert und erprobt. Im Fraunhofer-Leit­projekt Future­Car­Production wird diese Techno­logie derzeit hinsichtlich der schweißtechnischen Verar­beitung von Sekundär­aluminium sowie von Guss-Guss-Verbin­dungen weiterent­wickelt und einer Nach­haltigkeits­bewertung unterzogen.

Für Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt hat das Fraunhofer IWS eine Laser­schweiß­techno­logie entwickelt, um geschlos­sene Tank­strukturen aus einer hoch­festen Aluminium­legierung der 2000er-Reihe herzu­stellen. Da diese Legierungen beim Verschweißen zur Heißriss­bildung neigen, kommt bislang üblicher­weise Zusatz­draht zur Beein­flussung der Legierungs­bildung im Schweißgut zum Einsatz. Der neue Laserschweißprozess des Instituts verzichtet dagegen vollständig auf Zusatz­werkstoffe und ermöglicht ein prozess­stabiles, wärmearmes Schweißen auch an drei­dimensional geformten Konturen. „Der laser­basierte Prozess eignet sich hervor­ragend für den Abschluss rotations­symme­trischer Behälter und wird auch für das Einschweißen von Rohren unter­sucht“, so Jahn. „Er liefert dichte, mecha­nisch belastbare Nähte ohne nennens­werten Verzug und bei hoher Naht­festig­keit.“

Lasergeschweißtes Aluminium-Batteriegehäuse im Bauteilmaßstab: vereint Druckgussteile mit Strangpressprofilen in Leichtbauweise.
Lasergeschweißtes Aluminium-Batteriegehäuse im Bauteilmaßstab: vereint Druckgussteile mit Strangpressprofilen in Leichtbauweise.
Quelle: René Jungnickel / Fh.-IWS

Entwickelt wurde das Verfahren im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK, heute: BMWE) geförderten Luftfahrtprojekts (LuFo). Ergänzend zum Laserschweißen testet das Fraunhofer IWS auch Rührreibschweißen (FSW) für Platinen und elektromagnetisches Pulsfügen (EMP) von Rohrverbindungen in metallischer Mischbauweise.

Hersteller großformatiger Stahlkonstruktionen erhalten am Beispiel eines vier Meter langen Kranauslegers eine neue Lösung für das wärmearme, ressourcensparende und prozesssichere Fügen massiver Stahlprofile mit Wandstärken von über 20 Millimetern in hoher Qualität. Kern ist ein leistungsfähiges Mehrlagenschweißen mit bis zu 24 Kilowatt Laserleistung in einer einzigen Aufspannung. Die V-Nahtvorbereitung wurde auf Öffnungswinkel unter fünf Grad optimiert. „Damit reduzieren wir das Nahtvolumen, sparen bis zu 90 Prozent Zusatzwerkstoff ein und vermeiden Verzug weitgehend“, beschreibt Jahn die Effekte. „Das Richten großer Baugruppen – oft ein energieintensiver, manueller Arbeitsschritt – wird in vielen Fällen überflüssig.“

Die Entwicklung wurde über ein SAB-Projekt gefördert und soll künftig auch im Brückenbau, der Windenergietechnik und im Schiffbau Anwendung finden. Erste industrielle Rückmeldungen bestätigen hohes Interesse an einer Integration der Technologie in bestehende Fertigungslinien.

Die ausgestellten Demonstratoren zeigen, wie sich materialwissenschaftliches Know-how, prozesstechnische Erfahrung und systemische Umsetzung erfolgreich verzahnen lassen. Das Fraunhofer IWS entwickelt nicht nur Fügeverfahren, sondern begleitet auch deren Überführung in praxisnahe Fertigungsumgebungen. „Wir bringen unsere Lösungen mit abgestimmter Sensorik, durchdachter Steuerung und begleitender Bewertung der Prozessqualität in die Anwendung“, fasst Jahn zusammen. [FhIWS / dre]

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Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS

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