06.09.2017

Schwarzschild-Medaille für Richard Wielebinski

Höchste Auszeichnung der Astronomischen Gesellschaft für emeri­tierten Direktor des MPI für Radio­astronomie.

Die Astronomische Gesellschaft verleiht die Karl-Schwarzschild-Medaille 2017 an Prof. Dr. Richard Wielebinski vom MPI für Radio­astronomie in Bonn. Es ist die höchste Aus­zeichnung in Deutsch­land im Bereich Astro­nomie und Astro­physik. Mit Wielebinski ehrt die AG einen heraus­ragenden Radio­astronomen.

Abb.: Richard Wielebinski vor einem Modell des 100m-Radio­tele­skops Effels­berg, das primär für die Struktur- und Magnet­feld­unter­suchungen von Galaxien in seiner Abteilung genutzt wurde. (Bild: D. Fischer)

Wielebinski studierte in Hobart, Australien, und ab Beginn der 1960er Jahre in Cambridge, Groß­britannien, am Cavendish-Labora­torium. Dort promo­vierte er bei dem Radio­astro­nomen und späteren Nobel­preis­träger Martin Ryle. Ab 1963 arbeitete Wielebinski wieder in Australien an der Univer­sität Sydney, bevor er 1969 zum Direktor am MPI für Radio­astro­nomie berufen wurde. Dort war gerade das 100-Meter-Radio­tele­skop an der Außen­stelle Effels­berg in der Eifel im Bau.

„Mit seinen Forschungsarbeiten über Pulsare, das Radiokontinuum und vor allem im Bereich galak­tischer und inter­galak­tischer Magnet­felder leistete Wielebinski hervor­ragende Beiträge, die wesent­lich zu unserem Ver­ständnis der physika­lischen Eigen­schaften verschie­denster Objekte und Struk­turen im Uni­versum beige­tragen haben“, sagt Matthias Stein­metz, Präsident der Astro­no­mischen Gesell­schaft. Denn ein möglichst voll­ständiges Ver­ständnis der Physik astro­no­mischer Phäno­mene ist nur durch Beob­ach­tungen in mög­lichst vielen Wellen­längen- und Energie­bereichen zu erreichen, da sich unter­schied­liche Prozesse in der Regel auch in unter­schied­licher Strahlungs­emission zeigen.

„Man darf nicht vergessen, dass die Radioastronomie noch in den ersten Jahren seiner aktiven wissen­schaft­lichen Karriere das einzige weitere Beob­achtungs­fenster ins All neben der klassischen optischen Astro­nomie war. Von der heutigen Multi­frequenz­astro­nomie war man damals noch weit entfernt“, so Steinmetz.

Insbesondere seine ab Anfang der 1970er Jahre intensivierten Messungen von Magnet­feldern und der Polari­sation bei Zenti­meter-Wellen­längen und der Einsatz der Radio­inter­fero­metrie lieferten beein­druckende Radio­karten von Galaxien und ihrer Magnet­feld­struktur mit einer nie zuvor erreichten Auf­lösung. Am MPI für Radio­astro­nomie baute Wielebinski weltweit beachtete Forschungs­gruppen für Pulsare und kosmische Magnet­felder auf.

Über seine wissenschaftlichen Leistungen hinaus gab Wielebinski wesent­liche Impulse für die Ent­wick­lung der Beob­ach­tungs­mög­lich­keiten der Radio­astro­nomie, vor allem im Bereich der polari­sierten Radio­strahlung im Hinblick auf kosmische Magnet­felder. Wielebinski war und ist zudem feder­führend in verschie­denen großen inter­natio­nalen Koope­ra­tionen, darunter verstärkt auch Projekte in Zusammen­arbeit mit der chine­sischen Akademie der Wissen­schaften, wie die Unter­suchung der polari­sierten Radio­strahlung in der Ebene der Milch­straße.

Wielebinski war mehrere Jahre Vorsitzender der Radio­astro­nomie-Kommission des Welt­dach­verbands Inter­national Union of Radio Science, hat eine Forschungs­professur in China und befasst sich zudem als Mitglied einer Arbeits­gruppe der Inter­nationalen Astro­no­mischen Union mit der Geschichte der Radio­astro­nomie. Der 2004 emeri­tierte Preis­träger erhielt zudem mehr­fach hohe Aus­zeich­nungen, darunter 1992 den Max-Planck-Forschungs­preis, sowie ver­schiedene Ehren­doktor­würden wie die der Nikolaus-Kopernikus-Univer­sität Toru.

Die Ehrung und die anschließende Schwarzschild-Vorlesung des Preis­trägers finden während der Herbst­tagung der AG am 19. September ab 9 Uhr im Rahmen einer Fest­ver­anstal­tung im großen Hörsaal 1 der Fakultät für Physik der Georg-August-Univer­sität in Göttingen statt.

MPIfR / AG / RK

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