Schwebender Stahl
Versuche an Bord der ISS sollen zur Entwicklung im Bereich metallsicher 3D-Laserdruck beitragen.
Im Rahmen einer internationalen Forschungskooperation steuern Forscher der TU Graz und das Unternehmen Böhler Edelstahl eine Stahl-Probe zu einem Versuch auf der Internationalen Raumstation ISS bei. Untersucht wird die Oberflächenspannung und Temperaturabhängigkeit des Stahls L331. Die Ergebnisse sollen zur Entwicklung im Bereich metallischer 3D-Laserdruck beitragen.
Gernot Pottlacher und seine Kollegen von der TU Graz forsche seit vielen Jahren gemeinsam mit Böhler an der Oberflächenspannung und Temperaturabhängigkeit unterschiedlicher Stahl-Arten. „Diese Daten sind sowohl für die Wissenschaft als auch für die Industrie von größter Bedeutung“, erklärt Pottlacher. „Sie zeigen, wie sich das Material verhält, wenn es erhitzt und abgekühlt wird – wie es von der festen in die flüssige Phase übergeht und wieder retour.“ Stahl steht im Zentrum des Interesses, weil er im metallischen Laser-3D-Druck eingesetzt werden soll, um zukünftig eben auch Bauteile aus Stahl mithilfe dieser neuen Umschmelztechnologie zu fertigen.
Herkömmliche Untersuchungsmethoden funktionieren nur bis zu einer bestimmten Temperatur-Obergrenze. Bei höheren Temperaturen kann es zu Problemen mit dem Probenbehälter kommen – etwa zu Wechselwirkungen von Container und Probe – das würde die Messergebnisse verfälschen. Deshalb greifen Pottlacher und sein Team auf die Methode der Levitation zurück. „Wir lassen die Proben elektromagnetisch oder elektrostatisch schweben und vermeiden so eine Berührung mit dem Probenbehälter.“ Auf der Erde ist dabei die Schwerkraft eine nicht unwesentliche Komponente, die das Messergebnis beeinflusst – im Weltall fällt ihr Einfluss aber weg und so sind genauere Messungen möglich.
Für die Versuche arbeitet das Team mit japanischen und US-amerikanischen Forschern zusammen und nutzt das Electrostatic Levitation Furnace, ein Versuchsaufbau im japanischen Experimentiermodul Kibo. Die Probe wird in das Versuchsgerät eingespeist und positioniert. Ein Laser erhitzt und schmilzt die schwebende Stahl-Probe. Danach messen verschiedenste Sensoren die Dichte, Oberflächenspannung und Viskosität des geschmolzenen Materials. Kühlt das Material wieder ab, können die Forscher auch diesen Prozess genau beobachten und vermessen. Gesteuert wird der Versuch von der Erde aus, wo Pottlacher und sein Team das Geschehen auch live verfolgen und wohin die ermittelten Daten direkt via Downlink gesendet werden.
„Um an Bord der ISS in einen Versuch eingebunden zu werden, muss das Material bereits in der Raumfahrt eingesetzt sein“, erzählt Pottlacher. „Ein US-amerikanischer Kollege war auf der Suche nach genau diesem Material, das wir untersuchen. Der Stahl vom Typ L331 ist bereits in Raketentriebwerken eingebaut und wird unter anderem von Böhler Edelstahl hergestellt.“
TU Graz / RK
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