16.08.2019

Sensoren für saubere Stadtluft

EU-Projekt soll photo-akustische Sensoren für sehr schnelle Luftanalysen entwickeln.

Die Luftverschmutzung ist heute eine der größten Heraus­forderungen für europäische Städte. Im Rahmen des Horizon 2020-Forschungs­projekts CARES – City Air Remote Emission Sensing – arbeitet ein inter­nationales Forschungs­konsortium an neuen kontaktlosen Abgas-Messmethoden, mithilfe derer Kommunen emissions­mindernde Maßnahmen treffen können. Konkret wollen die Forscher neue Sensoren entwickeln, die am Straßenrand, auf Leitplanken, oder Verkehrs­schildern angebracht werden und vorbei­fahrende Fahrzeuge in Sekunden­schnelle detektieren.  

Abb.: Dieser photo-akustische Sensor beruht auf einer Stimm­gabel, um die...
Abb.: Dieser photo-akustische Sensor beruht auf einer Stimm­gabel, um die Luft­zusammen­setzung zu messen. (Bild: Lung­hammer, TU Graz)

„Wir wollen die Fahrzeug­emissionen in Städten und Umweltzonen unter realen Bedingungen überwachen, ohne in den frei fließenden Verkehr eingreifen zu müssen“, erklärt Alexander Bergmann, Leiter des Instituts für Elektro­nische Sensorsysteme der TU Graz. Er und sein Team sind im Projekt haupt­verantwortlich für alle Belange der Partikel­messung – ein Bereich, in dem das Institut weltweit zu den führenden Einrichtungen zählt. „Ziel ist es, mit den Messungen die Abgas­klasse jedes einzelnen Fahrzeugs fest­zustellen“, erklärt Bergmann. Städte könnten dadurch beispiels­weise eine emissionsbezogene Citymaut einführen: je höher die Abgaswerte des Autos, desto höher wäre die zu bezahlende Gebühr.

Auch Einfahrts­genehmigungen in Umweltzonen könnten automatisch überwacht werden, in dem automatische Schranken sich nur dann öffnen, wenn der Schadstoff­ausstoß des heran­nahenden Autos im Normbereich liegt. Schließlich könnten mithilfe der Sensorik jene Fahrzeuge identifiziert und aus dem Verkehr gezogen werden, bei denen mit mani­pulierten Partikelfiltern oder durch Chiptuning die Motorleistung und somit der Schadstoff­ausstoß erhöht wurde.

Bergmann rechnet damit, dass kostengünstige Fernsensoren zur Emissions­­messung spätestens nach Projektende 2022 zur Serienreife gelangen. Er verweist aber schon jetzt auf erste vielversprechende Tests am Institut, in denen mit herkömmlichen Stimmgabeln gearbeitet wird. Diese werden durch Laserpulse in Schwingung versetzt. Die Partikel, die sich zwischen den Zinken der Stimmgabel befinden, werden durch die Schwingung angeregt und beginnen im wahrsten Sinne des Wortes zu singen. Dabei gibt jedes einzelne Partikel akustische Signale ab, die von der Stimmgabel aufgenommen und wieder­gegeben werden. Je mehr Partikel es sind, desto lauter ist der Ton. Anhand der Lautstärke lässt sich dann feststellen, wie viele Partikel sich in der Umgebung befinden.

Die Technik kommt bei Gasmessungen schon erfolg­reich zum Einsatz. „Unser Institut konnte nun erstmals zeigen, dass dies auch bei Partikeln funktioniert und eine Möglichkeit für einen Low-Cost-Sensor sein könnte“, so Bergmann. Die Forscher hoffen, dass sich die Messmethode auch in den Metropolen Mailand, Prag und Krakau bewährt, wo die Untersuchungen im Rahmen des CARES-Projekts im Echtbetrieb durchgeführt werden. Das Forschungs­projekt CARES wird im Rahmen des Horizon 2020 Forschungs- und Innovations­programms der Europäischen Union mit mehr als drei Millionen Euro gefördert und ist im Field of Expertise „Information, Communication & Computing“, einem von fünf strate­gischen Schwerpunkt­feldern der TU Graz verankert.

TU Graz / JOL

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