27.09.2018

Stärkung für Teilchen-Phänomenologie

Giulia Zanderighi wird neue Direktorin am Max-Planck-Institut für Physik.

Die theoretische Physikerin Giulia Zanderighi kommt als neue Direktorin ans Max-Planck-Institut für Physik (MPP). Die 43-jährige Wissen­schaftlerin war zuletzt Professorin an der University of Oxford und forschte in der theoretischen Abteilung am CERN. Ihr Fach­gebiet ist die mathematische Beschreibung von Elementar­teilchen und ihren Wechsel­wirkungen. Sie wird ihre neue Position am 1. Januar 2019 antreten; bereits seit 1. August 2018 nimmt sie ihr Direktoren­amt in Teil­zeit wahr.

Abb.: Giulia Zanderighi (Bild: privat)

Die neu berufene Direktorin ist eine inter­national anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Beschleuniger-Phänomenologie. Je präziser theoretische Physiker berechnen, wie sich Elementarteilchen verhalten, umso aussage­kräftiger sind die Daten, die sich zum Beispiel in Beschleuniger­experimenten gewinnen lassen. Vor ihrer Berufung ans Max-Planck-Institut für Physik war Zanderighi Professorin am renommierten Rudolf Peierls Centre for Theoretical Physics und Tutorial Fellow am Wadham College an der University of Oxford. Die aus Italien stammende Wissen­schaftlerin promovierte an der Università degli Studi in Pavia, bevor sie ihre akademische Lauf­bahn am Institute for Particle Physics Phenomenology in Durham (Groß­britannien), am Fermilab in Batavia (USA) sowie am CERN fortsetzte.

Giulia Zanderighi befasst sich mit theoretischen Vorhersagen für Teilchen­kollisionen im Large Hadron Collider (LHC) am CERN. Die Wissen­schaftlerin hat sich mit hoch­präzisen Berechnungen einen Namen gemacht. Diese geben Auskunft, welche Ergebnisse bei den Kollisionen zu erwarten sind, zum Beispiel bei der Produktion oder beim Zerfall des Higgs-Bosons.

„Nur wenn wir im Vorfeld genau wissen, welche Teilchen wie häufig entstehen und welche Energie sie haben, können wir erkennen, wenn ein Experiment abweichende Resultate liefert“, erklärt Zanderighi. „Das ist dann ein Hinweis auf neue Physik.“ Die von ihr erarbeiteten Modelle und Codes haben experimentellen Physikern geholfen, dem ATLAS- und den CMS-Detektor wert­volle Erkenntnisse zu entlocken.

Künftig werden Phänomenologie und Präzisions­rechnungen eine noch größere Rolle spielen. Der LHC wird in einigen Jahren zu einer deutlich leistungs­fähigeren Kollisions­maschine hochgerüstet. „Das bedeutet mehr Teilchen­zusammen­stöße und damit höhere Chancen, in den Daten neue Physik zu entdecken – also Phänomenen, die nicht mit dem aktuell gültigen Standard­modell der Teilchen­physik erklärbar sind,“ erläutert Zanderighi.

Für ihre herausragenden Arbeiten wurde die Wissen­schaftlerin mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie im Jahr 2012 den Bessel-Forschungs­preis, 2013 gewann sie einen mit 1,5 Millionen Euro dotierten ERC Consolidator Grant. Am Max-Planck-Institut für Physik leitet die Direktorin die Abteilung „Innovative Berechnungs­methoden in der Teilchen­physik“. Sie wird unter anderem mit Siegfried Bethke, Direktor für experimentelle Hoch­energie­physik in Verbindung mit dem ATLAS-Detektor, zusammen­arbeiten. „Außerdem freue ich mich auf die Kooperation mit Johannes Henn, der ebenfalls kürzlich berufen wurde und sich intensiv mit Methoden der Quanten­feld­theorie beschäftigt“, so Zanderighi weiter.

MPP / DE

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