Start für weltgrößtes Radioteleskop in Holland
Das LOFAR-Superteleskop ist ein gemeinschaftliches, europäisches System aus 25.000 Antennen.
Das LOFAR-Superteleskop ist ein gemeinschaftliches, europäisches System aus 25.000 Antennen.
In den Niederlanden hat das größte Radioteleskop der Welt offiziell den Betrieb aufgenommen. Wissenschaftler in den beteiligten Ländern - darunter auch Deutschland - versprechen sich vom Teleskop LOFAR (Low Frequency Aray), dass es Signale aus der Zeit rund ein Milliarde Jahre nach dem Urknall und damit neue Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems liefert.
Abb.: Das Zentrum von LOFAR, das sogenannte Superterp mit 6 LOFAR Stationen liegt auf einer künstlichen Insel in der Region Exloo im Norden der Niederlande. (Bild: ASTRON)
Das am 12. Juni 2010 eingeweihte Superteleskop ist nicht eine einzelne Riesensternwarte, sondern ein System von 25 000 Antennen, die über die Niederlande, Deutschland, Schweden, Großbritannien, Frankreich und weitere Länder verteilt sind. Es wird noch erweitert; vielerorts sind Komponenten noch im Bau.
Zur symbolischen Einweihung des Systems drückte die niederländische Königin Beatrix am Samstag in der LOFAR-Station in Buinen (Provinz Drenthe) aufs Knöpfchen. Die Auswertung der aus dem Weltall aufgenommenen Daten übernehmen Institute mehrerer Staaten in insgesamt sechs Hauptforschungsrichtungen. In Deutschland untersucht das Max-Planck-Institut für Radioastronomie kosmische Magnetfelder auf der Basis der LOFAR-Daten. Mit Gesamtkosten von rund 150 Millionen Euro gilt LOFAR als vergleichsweise preiswert.
In Deutschland soll das System künftig über mindestens sieben Stationen verfügen. Konstruiert wurde es vom niederländischen Institut für Radioastronomie ASTRON in Dwingeloo (ebenfalls in Drenthe). Insgesamt 36 Stationen sind in den Niederlanden vorgesehen. Weitere entstehen in Polen, der Ukraine und Italien. Die Daten der Antennen werden über Hochgeschwindigkeitsleitungen in der Universität Groningen im Norden der Niederlande erfasst und sofort an alle beteiligten Einrichtungen zur Auswertung weitergeleitet.
Das System fange Lichtsignale von weit entfernten Himmelskörpern ein, erklärte eine ASTRON-Sprecherin. Es nutze dabei den bislang weithin unerforschten Frequenzbereich zwischen 10 und 240 Megahertz. In diesem Bereich könnten niederenergetische Elektronen, die eine äußerst lange Lebensdauer haben, Kunde von längst vergangenen Explosionsvorgängen liefern.
In der Bundesrepublik sind Astronomen über das Deutsche Konsortium zur Messung langer Radiowellen (German Long Wavelength Consortium, GLOW) an dem LOFAR-Projekt beteiligt - darunter von astronomischen Instituten der Universitäten Bochum, Bonn und Köln, der Internationalen Universität Bremen und vom Astrophysikalischen Institut Potsdam.
dpa
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