31.05.2023 • Energie

Start-Up treibt Stellaratorkonzept voran

Kooperation des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik mit Proxima Fusion.

Das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) wird gemeinsam mit dem Start-up Proxima Fusion die Entwicklung des Stellarator­konzepts vorantreiben. Auf dieser Grundlage will das Münchner Unternehmen ein Kernfusions­kraftwerk entwerfen. Ein entsprechender Kooperations­vertrag wurde jetzt unterschrieben. Proxima Fusion ist das erste Spin-out-Unternehmen in der Geschichte des IPP. Anfang 2023 gestartet, gehörten dem Gründungsteam des Start-ups sechs ehemalige IPP-Wissen­schaftler an. Ziel des in München ansässigen Unternehmens ist die Entwicklung eines Kernfusions-Kraftwerks auf Basis des Stellarator­konzepts. In der Kooperation wird Proxima Fusion vor allem techno­logische Ansätze vorantreiben, während das IPP sein Know-how als weltweit führendes Institut in der Stellarator­physik einbringt.

Abb.: Sibylle Günter, wissen­schaftliche Direktorin des IPP und Francesco...
Abb.: Sibylle Günter, wissen­schaftliche Direktorin des IPP und Francesco Sciortino, Mitgründer und Geschäfts­führer von Proxima Fusion unterschreiben den Kooperations­vertrag. (Bild: E. Jaletzke, IPP)

Das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik ist die einzige Einrichtung weltweit, die beide wesentlichen Konzepte der Magnetfusion mit Hilfe von Groß­experimenten erforscht: In Garching bei München betreibt sie den Tokamak ASDEX Upgrade, in Greifswald den Stellarator Wendelstein 7-X. Beiden ist gemeinsam, dass sie Millionen Grad Celsius heiße Plasmen erzeugen, die berührungs­frei in Magnetfeldern eingeschlossen sind. Forschende konnten an Tokamaks bereits wesentliche Plasma-Eigen­schaften für eine spätere Energie­erzeugung durch Kernfusion erreichen. Wegen ihrer komplexeren Bauart stehen hoch­entwickelte Stellaratoren dagegen erst seit wenigen Jahren zur Verfügung. Der Vorteil von Stellaratoren ist, dass sie im Gegensatz zu gepulsten Tokamaks kontinuierlich betrieben werden können und bessere Plasma­stabilitäts-Eigenschaften aufweisen.

Wendelstein 7-X am IPP in Greifswald ist das weltweit modernste und leistungs­fähigste Stellarator-Experiment. Im Februar gelang dort erstmals die Erzeugung eines energiereichen Plasmas, das für acht Minuten Bestand hatte. Die Anlage ist dafür ausgelegt, in den kommenden Jahren Plasmaentladungen von bis zu dreißig Minuten zu erzeugen. Im IPP-Bereich Stellarator­theorie in Greifswald arbeiten zudem führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Stella­rator-Optimierung. „Wir wollen mit unserer Forschung Stellaratoren Richtung Anwendungs­reife weiterentwickeln. Durch den techno­logischen Fokus von Proxima Fusion sehen wir große Synergien in einer Kooperation und freuen uns auf die gemeinsame Arbeit in einer Public-Private-Partnership“, sagt Sibylle Günter, Wissen­schaftliche Direktorin des IPP.

Wie wichtig das Know-how des Instituts auf dem Weg zu einem Fusionskraftwerk ist, zeigt auch das Interesse weiterer Firmen: Das IPP hat bereits einen Kooperations­vertrag mit dem US-Unternehmen Commonwealth Fusion Systems abgeschlossen. Für eine mögliche Zusammen­arbeit mit den Start-ups Gauss Fusion und Type One Energy existieren schriftliche Absichts­erklärungen.

IPP / JOL

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