18.02.2021

Super-Erden im Visier

Infrarot-Spektrograf CRIRES+ am Very Large Telescope in Betrieb gegangen.

„First Light“ heißt der Moment, wenn ein neues optisches Instrument an einem Teleskop mit der Forschung beginnt. Für den Infrarot-Spektrografen CRIRES+ war es Anfang Februar 2021 so weit: Die ESO meldete „First Light“. Aus dem Spektrum können die Wissen­schaftler mehr über den Stern und seinen Planeten herauslesen. Die Aufgabe von CRIRES+ ist, den Himmel nach Super-Erden abzusuchen, die sich in der habitablen Zone um ihren Stern bewegen. Als Super-Erden werden Planeten außerhalb unseres Sonnensystems bezeichnet, deren Masse vergleichbar mit der der Erde ist. 
 

Abb.: CRIRES+ ist ein am VLT der ESO installiertes Instrument, das nach...
Abb.: CRIRES+ ist ein am VLT der ESO installiertes Instrument, das nach potenziell bewohnbaren Super-Erden suchen soll. (Bild: ESO)

Die habitable Zone ist der Abstand des Planeten zu seinem Stern, in dem theoretisch Leben möglich ist, wo es also weder zu kalt (zu großer Abstand) noch zu heiß (zu nah am Stern) ist. Mit CRIRES+ haben Astronomen nun ein Werkzeug, um solche Super-Erden aufzuspüren, da sie damit sehr viele Sterne in unserer stellaren Nachbar­schaft beobachten können. Das Instrument unterstützt die Forscher zudem auch, die Atmosphäre von extrasolaren Planeten während eines Transits zu analysieren. Bei einem Transit zieht ein Planet vor seinem Stern vorbei und schwächt während dieses Zeitraums das Licht des Sterns ab. Ein weiteres Forschungs­ziel von CRIRES+ ist es, mehr über den Ursprung und die Evolution der Magnetfelder von Sternen zu lernen. Das trägt dazu bei, die Aktivität unserer Sonne besser zu verstehen. 

ESO hatte das astronomische Forschungs­instrument gemeinsam mit einem Konsortium aus europäischen Instituten gebaut. Die Abkürzung CRIRES steht für CRyogenic high-resolution InfraRed Echelle Spectrograph. Ein Adaptive-Optics-Modul korrigiert Bild­verzerrungen, die durch die turbulente Erdatmosphäre entstehen. Das Vorgänger-Instrument CRIRES und das Adaptive-Optics-System wurden modernisiert, so dass der Wellenlängen­bereich, den das Instrument analysieren kann, um das Zehnfache größer geworden ist.

CRIRES hat viele Entdeckungen ermöglicht, zum Beispiel konnte damit erstmals die Länge eines Tages auf einem extra­solaren Planeten bestimmt und die Temperatur von Plutos gesamter Atmosphäre gemessen werden. Von CRIRES+ erhoffen sich die Astronomen ähnlich wichtige Entdeckungen. „Die Kombination aus einem hoch­modernen optischen Instrument an einem der größten Teleskope der Welt, dem Very Large Telescope mit einem Spiegel­durchmesser von 8,2 Metern, bietet beste Voraussetzungen, um die Atmosphäre von extrasolaren Planeten zu erforschen“, sagt Ansgar Reiners vom Institut für Astrophysik an der Universität Göttingen. Seine Arbeitsgruppe hat zusammen mit Artie Hatzes, Direktor der Thüringer Landes­sternwarte, Nikolai Piskunov vom Department for Physics and Astronomy an der Universität Uppsala in Schweden sowie einem Projektteam bei der ESO die Modernisierung von CRIRES umgesetzt.

Eigentlich hätte CRIRES+ bereits vor einem Jahr mit der Erforschung von extrasolaren Planeten beginnen sollen. Das Instrument wurde im Februar 2020 am VLT an der Paranal-Sternwarte in Chile montiert. Doch wegen der Corona-Pandemie mussten die ersten Test­beobachtungen verschoben werden. Deswegen musste ESO zum ersten Mal ein Instrument aus der Ferne testen und in Betrieb nehmen. 

GAU / DE
 

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