26.04.2016

Superkamera am Superteleskop

Universalinstrument LUCI am größten Einzel­tele­skop der Welt erfolg­reich ge­testet.

Nach zehnjähriger Entwicklungs- und Bauzeit ist ein neues Universal­gerät für astro­no­mische Beob­ach­tungen am Large Bin­ocular Tele­scope in den USA in seiner end­gültigen Ausbaustufe zu einem erfolg­reichen Test­einsatz gekommen. Das hoch­komplexe Instrument LUCI erlaubt es, Bilder und Spektren im Infra­rot-Bereich mit heraus­ragender Qualität auf­zu­nehmen. Wissen­schaftler des Zentrums für Astronomie der Uni Heidel­berg haben das Instrument gemein­sam mit Kollegen anderer Institute ent­wickelt. In den kommenden Wochen folgen weitere Kali­bra­tionen des Mess­systems. An­schließend steht LUCI dann dem all­gemeinen Beob­achtungs­betrieb zur Ver­fügung. Die damit ge­won­nenen Daten sollen Ein­blicke in die Ent­stehung von Sternen bieten und auch die Beob­achtung von Planeten bei anderen Sternen ermög­lichen.

Abb.: Ein aus mehreren Auf­nahmen kompo­niertes Bild des plane­ta­rischen Nebels NGC 6543. Die Auf­nahmen wurden am 20. und 21. März 2016 ge­wonnen. Deut­lich zu er­kennen sind die leuch­tenden Gase, die von dem zen­tralen Stern ab­ge­stoßen wurden. (Bild: LS König­stuhl)

Das Large Binocular Telescope auf dem rund 3200 Meter hohen Mount Graham in Arizona um­fasst als Haupt­elemente zwei Spiegel mit einem Durch­messer von jeweils 8,4 Metern, die auf einer gemein­samen Montierung sitzen. Das LBT erreicht so das Licht­sammel­ver­mögen eines Zwölf-Meter-Tele­skops und ist damit das der­zeit größte Einzel­tele­skop der Welt. Um sein Poten­tial optimal nutzen zu können, entwickeln Astro­physiker und Ingenieure spezielle Mess­instru­mente, zu denen auch LUCI gehört – die Ab­kürzung steht für „Large Bin­ocular Tele­scope Near-infra­red Utility with Camera and Integral Field“. Das Uni­versal­gerät kann sowohl Infra­rot-Bilder einer Himmels­region auf­nehmen als auch das Licht einzelner Objekte spektral zer­legen.

Abb.: Der LUCI-Spektro­graph nach seiner Instal­lation am Tele­skop. Sein Haupt­teil ist in einem großen Kryo­staten-Tank hinter den beiden schwarzen Elek­tronik­boxen im Vorder­grund ver­borgen. (Bild: LS König­stuhl)

Jochen Heidt von der Landessternwarte Königstuhl hat die jüngsten Test­beob­achtungen durch­ge­führt, die nach seinen Worten „fantas­tische Ergeb­nisse“ geliefert haben. Danach sind die optischen Kompo­nenten perfekt konzi­piert und einge­stellt. „Sie liefern im Infra­rot-Bereich definitiv bessere Ergebnisse als Hubble“, unter­streicht der Forscher. LUCI besteht aus zwei speziellen Kameras, die fur infra­rote Direkt­auf­nahmen des Himmels und der Spektro­skopie astro­no­mischer Objekte einge­setzt werden. Eine dritte Kamera wurde für die Auf­nahme von besonders scharfen Bildern konzi­piert und kommt in Kombi­nation mit dem adap­tiven Tele­skop-Sekundär­spiegel des LBT nun erst­mals zum Ein­satz. Sie nutzt die volle optische Auf­lösung des Tele­skops. Eine heraus­ragende Besonder­heit von LUCI sind die zehn festen und bis zu 23 aus­tausch­baren Masken, die fur die Lang­spalt- und Multi-Objekt-Spektro­skopie einge­setzt werden. Diese am MPI für Extra­terres­trische Physik ent­wickelte Techno­logie macht es möglich, bis zu zwei Dutzend Objekte gleich­zeitig zu beob­achten. Dabei können die Masken auch bei einer tiefen Arbeits­tempe­ratur ohne mehr­tägige Auf­wärm- und Abkuhl­phase des gesamten LUCI-Instru­ments ausge­tauscht werden.

Nach den abschließenden Kalibrationen des Messsystems wird LUCI unter anderem bei Unter­suchungen weit ent­fernter Galaxien zum Einsatz kommen, deren Licht durch die kosmische Rot­ver­schiebung im infra­roten Spektral­bereich zu finden ist. LUCI soll auch Ein­blicke in die Geburts­stätten von Sternen ermög­lichen, die von inter­galak­tischem Staub einge­hüllt sind, den nur infra­rotes Licht durch­dringen kann. Die Wissen­schaftler erhoffen sich außer­dem neue Erkennt­nisse zur Ent­stehung von Planeten, die ferne Sterne um­kreisen.

RKU / RK

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