Transparenter Zugriff auf Forschungsdaten
Zehn Konsortien setzen sich in der jüngsten Ausschreibungsrunde durch.
In ihrer Sitzung vergangenen Freitag hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) beschlossen, die beiden unter Desy-Führung stehenden Konsortien DAPHNE4NFDI und PUNCH4NFDI im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) zu fördern. Die Konsortien, die sich zusammen mit acht weiteren in der Auswahlrunde durchsetzen konnten, haben sich zum Ziel gesetzt, Forschungsdaten aus der Photonen- und Neutronenforschung sowie der Teilchen-, Astroteilchen-, Hadron-, Kernphysik und der Astronomie transparent und dauerhaft verfügbar zu machen. Beide Projekte werden über die nächsten fünf Jahre gefördert. Nach einer Evaluation können fünf weitere Jahre Förderung folgen.
„Forschungsdaten sind wahre Schätze, die nicht nur gehoben, sondern auch einer möglichst großen Nutzerschaft nachhaltig für zukünftige Forschung verfügbar gemacht werden müssen, insbesondere im Zeitalter von Big Data und der Globalisierung der Forschung“, sagt Helmut Dosch, Vorsitzender des Desy-Direktoriums. „Mit DAPHNE4NFDI und PUNCH4FNDI haben wir zwei schlagkräftige Konsortien ins Leben gerufen, die die Daten aus verschiedenen, sehr fruchtbaren und datenintensiven Forschungsbereichen für die Zukunft intelligent vernetzen.“ Forschungsdateninfrastruktur ist eine wissenschaftsgetriebene Initiative, um Forschungsdaten aus dem deutschen Wissenschaftssystem systematisch zu erschließen, zu vernetzen und nachhaltig nutzbar zu machen. NFDI ist als ein Netz unabhängiger Konsortien organisiert, die von Bund und Ländern in einem kompetitiven Verfahren in drei Antragsrunden zur Förderung ausgewählt und dann jeweils für bis zu zehn Jahre gefördert werden.
DAPHNE4NFDI – DAta aus PHotonen- und Neutronenexperimenten für NFDI – ist eine Initiative von mehr als 5500 Neutronen- und Photonennutzern in Deutschland, die aus den unterschiedlichsten Disziplinen kommen – von Biologie und Pharmazie über Ingenieurwesen, Physik und Chemie bis hin zu Geologie und Archäologie. Diese Gemeinschaft steht vor der gemeinsamen Herausforderung, dem steigenden Bedarf an der schnellen Analyse großer Datenmengen und Datentransferraten gerecht zu werden und diese nach den „FAIR“-Prinzipien zu organisieren. FAIR steht für Findable (Auffindbar), Accessible (Zugänglich), Interoperable (Interoperabel), Reusable (Wiederverwendbar) und beschreibt die Kriterien für eine nachhaltige Nutzbarkeit von Daten auch über den ursprünglichen Zweck der Erhebung hinaus. Im Bereich der Photonen- und Neutronenforschung werden derzeit von Forschenden an Großforschungseinrichtungen jährlich mehr als 28 Petabyte an Daten produziert, wobei einzelne Experimente teilweise über eine Million Dateien erzeugen.
PUNCH4NFDI vertritt die vier Forschungsthemen Teilchenphysik, Astroteilchenphysik, Hadronen- und Kernphysik sowie Astronomie in der NFDI. PUNCH steht für „Particles, Universe, NuClei & Hadrons“. Das Konsortium umfasst neben Desy 19 weitere Förderungsempfänger sowie 22 weitere Partner aus der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft sowie von Universitäten. Schwerpunkte der Arbeit von PUNCH4NFDI werden neuartige Methoden des „big data“-Managements sowie von „open data“ und „open science“ sein. Im Zentrum steht dabei eine „Science Data Platform“, mit deren Hilfe beliebige wissenschaftliche Daten in Form von digitalen Forschungsprodukten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg erhalten, zugänglich gemacht und intelligent verknüpft werden sollen. Hierfür werden in einem ersten Schritt anhand von exemplarischen Beispielen Techniken und Strukturen geschaffen, die für das gemeinsame Datenmanagement geeignet sind und Themen wie Datenschutz, Publikationsembargos, Verschlagwortung mit Metadaten adressieren. PUNCH@NFDI hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, durch eine möglichst transparente Speicherung Citizen-Science-Projekte zu ermöglichen und für einen datenfähigen Nachwuchs zu sorgen. Durch die Zusammenführung von Forschungsdisziplinen, die bisher nur teilweise eng miteinander verwoben waren, hat PUNCH4NFDI das Potenzial, modellbildend für die Deutsche Forschungsdateninfrastruktur zu werden.
Auch das Forschungszentrum Jülich war in der nun abgeschlossenen zweiten Ausschreibungsrunde sehr erfolgreich. Es ist Mitantragsteller bei den Konsortien DAPHNE4NFDI über das Jülich Centre for Neutron Science (JCNS), PUNCH4NFDI über das Jülich Supercomputing Centre (JSC) und NFDI-MatWerk über das Institut für Energie- und Klimaforschung sowie das Institute for Advanced Simulation. Weiterhin ist es beteiligt an den Konsortien NFDI4Earth (über den Geoverbund ABC/ J), TEXT+, FAIRmat und NFDI4Microbiota. Weitere Konsortien sind das BERD@NFDI – NFDI für Wirtschaftsdaten und Verwandtes, NFDI4DataScience – NFDI für Datenwissenschaften und Künstliche Intelligenz und MaRDI – Mathematische Forschungsdateninitiative.
GWK / Desy / FZJ / JOL