05.07.2021

Transparenter Zugriff auf Forschungsdaten

Zehn Konsortien setzen sich in der jüngsten Ausschreibungsrunde durch.

In ihrer Sitzung vergangenen Freitag hat die Gemeinsame Wissenschafts­konferenz von Bund und Ländern (GWK) beschlossen, die beiden unter Desy-Führung stehenden Konsortien DAPHNE4NFDI und PUNCH4NFDI im Rahmen der Nationalen Forschungsdaten­infrastruktur (NFDI) zu fördern. Die Konsortien, die sich zusammen mit acht weiteren in der Auswahlrunde durchsetzen konnten, haben sich zum Ziel gesetzt, Forschungs­daten aus der Photonen- und Neutronen­forschung sowie der Teilchen-, Astro­teilchen-, Hadron-, Kernphysik und der Astronomie trans­parent und dauerhaft verfügbar zu machen. Beide Projekte werden über die nächsten fünf Jahre gefördert. Nach einer Eva­luation können fünf weitere Jahre Förderung folgen.

Abb.: Im Rahmen der Nationalen Forschungs­dateninfra­struktur (NFDI) macht...
Abb.: Im Rahmen der Nationalen Forschungs­dateninfra­struktur (NFDI) macht das Konsortium PUNCH4NFDI Forschungs­daten aus der Teilchen-, Astro-, Astro­teilchen-, sowie Hadron- und Kern­physik nachhaltig verfügbar. (Bild: PUNCH4NFDI-Kons.)

„Forschungsdaten sind wahre Schätze, die nicht nur gehoben, sondern auch einer möglichst großen Nutzer­schaft nachhaltig für zukünftige Forschung verfügbar gemacht werden müssen, insbesondere im Zeitalter von Big Data und der Globa­lisierung der Forschung“, sagt Helmut Dosch, Vorsitzender des Desy-Direktoriums. „Mit DAPHNE4NFDI und PUNCH4FNDI haben wir zwei schlagkräftige Konsortien ins Leben gerufen, die die Daten aus verschiedenen, sehr fruchtbaren und datenintensiven Forschungs­bereichen für die Zukunft intelligent vernetzen.“ Forschungsdaten­infrastruktur ist eine wissenschafts­getriebene Initiative, um Forschungs­daten aus dem deutschen Wissenschafts­system systematisch zu erschließen, zu vernetzen und nachhaltig nutzbar zu machen. NFDI ist als ein Netz unabhängiger Konsortien orga­nisiert, die von Bund und Ländern in einem kompetitiven Verfahren in drei Antragsrunden zur Förderung ausgewählt und dann jeweils für bis zu zehn Jahre gefördert werden.

DAPHNE4NFDI – DAta aus PHotonen- und Neutronen­experimenten für NFDI – ist eine Initiative von mehr als 5500 Neutronen- und Photonen­nutzern in Deutschland, die aus den unter­schiedlichsten Disziplinen kommen – von Biologie und Pharmazie über Ingenieur­wesen, Physik und Chemie bis hin zu Geologie und Archäologie. Diese Gemeinschaft steht vor der gemeinsamen Heraus­forderung, dem steigenden Bedarf an der schnellen Analyse großer Datenmengen und Datentrans­ferraten gerecht zu werden und diese nach den „FAIR“-Prinzipien zu organisieren. FAIR steht für Findable (Auffindbar), Accessible (Zugänglich), Interoperable (Interoperabel), Reusable (Wieder­verwendbar) und beschreibt die Kriterien für eine nach­haltige Nutzbar­keit von Daten auch über den ursprünglichen Zweck der Erhebung hinaus. Im Bereich der Photonen- und Neutronen­forschung werden derzeit von Forschenden an Großforschungs­einrichtungen jährlich mehr als 28 Petabyte an Daten produziert, wobei einzelne Experi­mente teilweise über eine Million Dateien erzeugen.

PUNCH4NFDI vertritt die vier Forschungs­themen Teilchenphysik, Astroteilchen­physik, Hadronen- und Kernphysik sowie Astronomie in der NFDI. PUNCH steht für „Particles, Universe, NuClei & Hadrons“. Das Konsortium umfasst neben Desy 19 weitere Förderungs­empfänger sowie 22 weitere Partner aus der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft sowie von Universitäten. Schwerpunkte der Arbeit von PUNCH4NFDI werden neuartige Methoden des „big data“-Managements sowie von „open data“ und „open science“ sein. Im Zentrum steht dabei eine „Science Data Platform“, mit deren Hilfe beliebige wissen­schaftliche Daten in Form von digitalen Forschungsprodukten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg erhalten, zugänglich gemacht und intelligent verknüpft werden sollen. Hierfür werden in einem ersten Schritt anhand von exemplarischen Beispielen Techniken und Strukturen geschaffen, die für das gemeinsame Daten­management geeignet sind und Themen wie Datenschutz, Publikations­embargos, Verschlag­wortung mit Metadaten adressieren. PUNCH@NFDI hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, durch eine möglichst trans­parente Speicherung Citizen-Science-Projekte zu ermöglichen und für einen datenfähigen Nachwuchs zu sorgen. Durch die Zusammenführung von Forschungs­disziplinen, die bisher nur teilweise eng miteinander verwoben waren, hat PUNCH4NFDI das Potenzial, modell­bildend für die Deutsche Forschungsdaten­infrastruktur zu werden.

Auch das Forschungs­zentrum Jülich war in der nun abgeschlossenen zweiten Ausschreibungs­runde sehr erfolgreich. Es ist Mitantrag­steller bei den Konsortien DAPHNE4NFDI über das Jülich Centre for Neutron Science (JCNS), PUNCH4NFDI über das Jülich Supercomputing Centre (JSC) und NFDI-MatWerk über das Institut für Energie- und Klimaforschung sowie das Institute for Advanced Simulation. Weiterhin ist es beteiligt an den Konsortien NFDI4Earth (über den Geoverbund ABC/ J), TEXT+, FAIRmat und NFDI4Microbiota. Weitere Konsortien sind das BERD@NFDI – NFDI für Wirtschafts­daten und Verwandtes, NFDI4­DataScience – NFDI für Daten­wissenschaften und Künstliche Intelligenz und MaRDI – Mathematische Forschungs­dateninitiative. 

GWK / Desy / FZJ / JOL

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