17.04.2019

Unter einem Himmel

Die Internationale Astronomische Union (IAU) hat in Brüssel ihren 100. Geburtstag gefeiert. Neben einer Ausstellung begleiten zahlreiche Veranstaltungen das Jubiläum.

Wie sehr sich die IAU und mit ihr das astronomische Weltbild in den vergangenen hundert Jahren gewandelt hat, belegen einfache Zahlen: 1919 hatte die Union 207 individuelle Mitglieder, heute sind es über 12000. Vor hundert Jahren existierten rund hundert Observatorien, heute sind es rund 2100. Die Zahl der bekannten Galaxien ist von damals eine auf heute über hundert Milliarden gewachsen. Der einst statische Kosmos ist einem Universum gewichen, das sich beschleunigt ausdehnt.

Am 11. und 12. April fand in Brüssel die offizielle Festveranstaltung der IAU im Palast der Akademien statt. An diesem Ort wurde die internationale Dachorganisation der Astronomen am 28. Juli 1919 gegründet. Damals war Deutschland infolge des Ersten Weltkriegs kein Mitglied. Das änderte sich erst 1951.

Die IAU dient als international anerkannte Autorität für die Vergabe von Bezeichnungen für Himmelskörper und deren Oberflächenmerkmale. Große weltweite Aufmerksamkeit erhielt die Entscheidung der IAU-Versammlung, Pluto den Planetenstatus abzuerkennen.

Astronominnen und Astronomen aus aller Welt versammelten sich am 11. und 12....
Astronominnen und Astronomen aus aller Welt versammelten sich am 11. und 12. April im Palast der Akademien in Brüssel, um das hundertjährige Bestehen der IAU zu feiern. (Foto: IAU)

„Dieses Jubiläum ist nicht nur eine Gelegenheit, zurückzublicken und zu feiern, es ist auch eine Gelegenheit, nach vorne zu schauen und die Rolle der IAU für die kommenden Jahrzehnte kritisch zu hinterfragen", betonte IAU-Präsidentin Ewine van Dishoeck, Astronomie-Professorin an der Universität Leiden. Daher ging es in Brüssel besonders um die Bedeutung der Astronomie über die Grenzen des Fachs hinaus, etwa für die internationale Zusammenarbeit, Bildung oder für die High-Tech-Industrie. „Astronomie ist eine Weltwissenschaft, die gedeiht, wenn die Menschheit es tut“, betonte der australische Astronom und Physik-Nobelpreisträger Brian Schmidt bei seiner Ansprache.

Mit speziellen Veranstaltungen und Projekten möchte die IAU auch Amateurastronomen und die breite Öffentlichkeit erreichen. Ein Teil dieser Bemühungen ist die Ausstellung „Above and Beyond“, die als Wanderausstellung konzipiert ist. Darüber hinaus ist deren Material aber auch in den unterschiedlichsten Formaten frei online verfügbar.

Die IAU hat die Ausstellung „Above and Beyond“ konzipiert, die einen...
Die IAU hat die Ausstellung „Above and Beyond“ konzipiert, die einen Überblick über die wichtigsten und spektakulärsten Errungenschaften und Entdeckungen der Astronomie in den vergangenen hundert Jahren präsentieren soll. (Bild: IAU)

Ein Anlass für öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen ist die Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis vor hundert Jahren am 29. Mai 1919. Sie bestätigte die von der Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagte Lichtablenkung und machte Einstein über Nacht zur weltberühmten Persönlichkeit. Ein weiterer Themenschwerpunkt wird im Juli die erste bemannte Mondlandung durch Apollo 11 vor 50 Jahren sein, nicht zuletzt, weil beim Mond bereits Laien vieles selbst beobachten können.

Die IAU Astronomy Education Conference wird vom 16. bis 18. September 2019 im ESO Supernova Planetarium & Besucherzentrum in Garching stattfinden. Die Konferenz soll Vertreterinnen und Vertreter aus Astronomie, Astronomiedidaktik und dem Bildungswesen zusammenbringen und sich auf drei Hauptthemen konzentrieren: Astronomie-Bildungsforschung, Standards für die Astronomiebildung sowie die Ausbildung von Grund- und Sekundarschullehrkräften.

Einen Überblick über die Aktivitäten und langfristigen Pläne der IAU bietet der im August 2018 veröffentlichte Strategieplan für die Jahre 2020 bis 2030. Der Nachweis von Gravitationswellen oder das Abbild des Schattens eines Schwarzen Lochs, das zwei Tage vor der IAU-Feier veröffentlicht wurde, sind nur zwei Belege dafür, dass die Astronomie goldene Zeiten erlebt. „Wir sind vielleicht die erste Generation, die die Frage beantwortet, ob wir im Universum allein sind", sagte Ewine van Dishoeck.

Alexander Pawlak / IAU / ESO

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