19.04.2017

Vierzig Jahre Deutscher Kalibrierdienst

Physikalisch-Technische Bundesanstalt feiert Jubiläum des DKD und bietet Aus­blick auf das Kali­brier­wesen der Zukunft.

Einst aus der Not geboren, hat er sich bewährt und ist zu einer unver­zicht­baren Insti­tution im deutschen Kali­brier­wesen geworden: der Deutsche Kali­brier­dienst DKD. Er wurde im 1977 gegründet, um den wach­senden Kali­brier­bedarf der deutschen Industrie zu decken. Damals war die PTB nicht mehr länger in der Lage, tausende von Kali­brie­rungen von Mess­mitteln für die Industrie mit stei­gender Tendenz allein durch­zu­führen. So wurde Kali­brier­labora­torien die Mög­lich­keit eröffnet, unter der Aufsicht der PTB Kali­brie­rungen für die Industrie durch­zu­führen. Dabei sollte ein­heit­lich und auf hohem Quali­täts­niveau gear­beitet werden. Deshalb bildeten sich Fach­aus­schüsse, in denen mit Betei­ligung der PTB-Fach­labora­torien mess­tech­nische Erfah­rungen ausge­tauscht werden und Richt­linien für die Arbeit im Labora­torium erar­beitet werden.

Abb.: Digitalvoltmeter. (Bild: PTB)

Das Jubiläum des DKD wird heute mit einer Festver­anstal­tung in Braun­schweig begangen. „Auf­bruch in das Kali­brier­wesen der Zukunft“, so der Titel, macht deut­lich, dass das Jubi­läum auch Anlass ist, sich mit der Zukunft des Kali­brier­wesens zu befassen. Nicht nur die Neu­defi­nition der SI-Ein­heiten im Jahre 2018 wirft ihre Schatten voraus, sondern es sind auch Ent­wick­lungen wie Industrie 4.0 oder Digi­tali­sierung, die in den nächsten Jahren Aus­wir­kungen auf das Kali­brier­wesen haben werden. Mess­geräte, die mit dem Inter­net ver­bunden sind, sich selbst prüfen können und bei Problemen auto­ma­tisch Hilfe anfor­dern, werden schon bald Rea­lität werden.

Allen Bemühungen im Kalibrierwesen liegt ein und dieselbe Frage zugrunde: Wie kann von allen Betei­ligten ein­heit­lich gemessen werden, so dass die deutsche Industrie auf der Basis eines ver­läss­lichen, mess­tech­nischen Rahmens agieren kann? Die Beant­wortung dieser Frage führt zum deutschen Ein­heiten- und Zeit­gesetz. Nach §6 (2) dieses Gesetzes fällt der PTB die Haupt­rolle zu, für die Reali­sie­rung und Weiter­gabe der Ein­heiten zu sorgen. Wenn die PTB dabei mit Dritten zusam­men­arbeitet, dann hat sie für die Ein­heit­lich­keit im Mess­wesen zu sorgen, nicht nur im Eich­wesen, sondern auch im Kali­brier­wesen. Und genau dies wird durch den DKD erreicht: In den mitt­ler­weile 13 Fach­aus­schüssen gibt es einen inten­siven fach­lichen Aus­tausch zwischen den akkre­di­tierten Kali­brier­labora­torien und der PTB. Gemein­sam werden Ver­gleichs­messungen initi­iert und Richt­linien erar­beitet, wie Mess­mittel im Labo­ra­torium kali­briert werden sollen. Dabei liegt das Haupt­augen­merk nicht nur darauf, Mess­geräte mit hoher tech­nischer Kompe­tenz zu unter­suchen, sondern dies auch effi­zient zu tun.

Was 1977 im Kleinen mit wenigen Messgrößen begann, hat sich in den letzten vier Jahr­zehnten zu einem umfas­senden System en­twickelt. Mittler­weile gibt es in Deutsch­land etwa 460 akkre­di­tierte Kali­brier­labora­torien, die für insge­samt etwas mehr als 120 Mess­größen ihre Dienste anbieten. Die PTB kali­briert als oberste Insti­tution für das Mess­wesen in Deutsch­land die Mess­geräte der akkre­di­tierten Kali­brier­labora­torien. Diese wiederum führen jedes Jahr mehr als 250.000 Kali­brie­rungen für die deutsche Industrie durch. Ent­schei­dend für die hohe Quali­tät des Gesamt­systems ist auch die hervor­ragende Zusam­men­arbeit der Deutschen Akkre­ditie­rungs­stelle DAkkS mit der PTB. Auf­grund einer Koope­rations­ver­ein­barung zwischen beiden, zum Bundes­minis­terium für Wirt­schaft und Energie gehö­ren­den Insti­tu­tionen, stellt die PTB der DAkkS Fach­experten für die Begut­ach­tung von Kali­brier­labora­torien im Rahmen von Akkre­ditie­rungs­ver­fahren zur Ver­fügung. Gleich­zeitig wurde die DAkkS in den engen Aus­tausch im Rahmen der Gremien des DKD als Gast mit einbe­zogen, so dass die am Kali­brier­wesen Betei­ligten zusammen­kommen können. Insge­samt kann deshalb anläss­lich des Jubi­läums des DKD fest­ge­stellt werden: Wenn es den DKD nicht gäbe, müsste er er­funden werden.

PTB / RK

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