03.09.2020 • PhotonikLasertechnik

Vorstoß in den extremen UV-Bereich

ERC Starting Grant für Birgitta Schultze-Bernhardt von der TU Graz.

Die Wechselwirkung ultra­violetter Strahlung mit Materie ist von großer Bedeutung, da beispiels­weise die UV-Strahlung der Sonne chemische Reaktionen in atmo­sphärischen Spuren­gasen auslöst. Bislang gibt es aber keinen Laser, der direkt in diesem Bereich emittiert und so Forschungs­arbeiten im ultra­violetten Spektral­bereich einfach möglich macht. „Um von UV-Licht ausgelöste Prozesse möglichst präzise unter­suchen zu können, müssen wir uns derzeit mit Tricks behelfen, die leider sehr ineffizient sind“, erklärt Birgitta Schultze-Bernhardt von der TU Graz.

Abb.: Birgitta Schultze-Bernhardt beschäftigt sich an der TU Graz mit...
Abb.: Birgitta Schultze-Bernhardt beschäftigt sich an der TU Graz mit Laser­techno­logien zur Messung licht­indu­zierter Prozesse. (Bild: Lung­hammer, TU Graz)

Die Forscherin wandelt Licht eines Infrarot-Lasers in UV-Licht um. Dann werden zwei dieser energie­reichen Licht­quellen in Form von Frequenz­kämmen durch eine Material­probe geschickt. Ein Frequenz­kamm ist ein sehr stabiler Kurzpuls­laser, der viele Millionen Pulse pro Sekunde aussendet. Im Inneren des Materials werden die Frequenzen unter­schied­lich stark absorbiert. Der Einsatz zweier Frequenz­kämme erlaubt es schließlich, die hohen optischen Frequenzen sehr genau mit einer herkömm­lichen Photo­diode zu messen. Damit sind Einblicke in die chemischen Komponenten sowie in die optischen Eigen­schaften von Materialien möglich. 

Für dieses Konzept wurde Schultze-Bernhardt jüngst bereits mit dem START-Preis des Fonds zur Förderung der wissen­schaft­lichen Forschung ausge­zeichnet. Leider geht bei dem Umwand­lungs­prozess aber sehr viel Leistung verloren. „Damit beim Konvertieren von infrarotem in ultra­violettes Licht noch genug übrig bleibt, muss man mit sehr viel Leistung starten“, so Schultze-Bernhardt. „Mit der derzeitigen Laser­techno­logie sind nur Messungen im nahen UV-Spektral­bereich möglich.“

Ein mit 2,2 Millionen Euro dotierte ERC Starting Grant des European Research Councils macht es der Forscherin nun möglich, auch in den höher­energe­tischen extremen UV-Bereich vorzu­dringen. Mit den Mitteln kann Schultze-Bernhardt zum einen eine eigene Forschungs­gruppe am Institut für Material­physik aufbauen, darüber hinaus aber auch besonders leistungs­starke Laser­quellen und teure Hoch­leistungs­verstärker an die TU Graz holen. „Damit können wir zukünftig spektrale Auflösungen erreichen, die mit derzeitigen Spektro­metern gar nie möglich wären und unsere Methode in UV-Bereiche über­tragen, die technisch bislang nicht zufrieden­stellend erforscht werden konnten.“

Wenngleich es sich derzeit noch um Grund­lagen­forschung handelt, denkt Schultze-Bernhardt ihre Arbeit schon weiter: „Ein Einsatz­gebiet ist die Atmo­sphären­forschung. Vielleicht können wir das Labor irgend­wann verlassen und die Messungen ins Feld verlagern. Kolleginnen und Kollegen von uns arbeiten bereits daran, die Technik portabel zu machen.“ Auch die Zusammen­arbeit mit anderen Instituten der TU Graz, wie beispiels­weise mit dem Institut für elektrische Messtechnik und Sensorik ist in Planung. Zusammen mit Instituts­leiter Alexander Bergmann möchte Schultze-Bernhardt zum Beispiel das Entstehen von Aerosolen in atmo­sphärischen Spurengasen genauer unter­suchen. 

TU Graz / RK

Weitere Infos

 

 

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen