06.12.2005

Weg damit

Forscher testen in Brandenburg die unterirdische Lagerung von Kohlendioxid.



Forscher testen in Brandenburg die unterirdische Lagerung von CO 2.


Ketzin (dpa) - Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Industriegebiet bei Ketzin in Brandenburg nicht von anderen Arealen dieser Art. Doch das Projekt, an dem hier gearbeitet wird, könnte die Zukunft nachhaltig beeinflussen. Unter Federführung des Geoforschungszentrums (GFZ) Potsdam probieren hier Wissenschaftler in dem ersten europaweiten Projekt aus, ob und wie das für die Erdatmosphäre schädliche Kohlendioxid (CO 2) unter der Erde gelagert werden kann. «Wenn das klappt, könnten wir die CO 2-Emission vermutlich deutlich reduzieren», sagt Projekt-Koordinator Günter Borm vom GFZ.

Bisher laufen in Ketzin noch Voruntersuchungen. Doch schon vom kommenden Sommer an soll bis in 800 Meter Tiefe gebohrt werden. Dann wollen die Forscher Gesteinsproben entnehmen und die Auswirkungen testen, die die CO 2-Lagerung in der Erde hat. «Eine wichtige Frage ist, ob die CO 2-Lagerung Risiken birgt», sagt Borm. Noch ist nicht bekannt, wie sich flüssiges CO 2 in der Erde verhält. Erfahrungen gibt es nur mit Lagern, die gasförmiges Methan speicherten.

Im kommenden Jahr wollen die Forscher Kohlendioxid in die Tiefe pumpen, wo es vom porösen Sandstein aufgenommen und gespeichert wird. «Bis diese Technik in die Praxis umgesetzt wird, können aber noch zehn Jahre vergehen», meint Borm. An den Forschungen beteiligen sich 15 Partner aus acht europäischen Ländern. Die EU unterstützt sie mit 8,7 Millionen Euro Forschungsmitteln.

Kohlendioxid gehört zu den Treibhausgasen, die nach Meinung von Forschern zur Erderwärmung führen. Es ist ein natürlicher Bestandteil der Luft und entsteht unter anderem auch bei der Atmung von Menschen und Tieren.

Seit der Industriellen Revolution hat sich die CO 2-Ausschüttung jedoch weltweit stark erhöht. Vor allem Industrienationen wie die USA, Australien, Großbritannien und Deutschland produzieren durch die Verbrennung der fossilen Energieträger Erdöl, Erdgas und Kohle große Mengen CO 2.

Mit dem Kyoto-Protokoll einigten sich viele Länder auf die Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Da sich jedoch nicht alle Länder daran halten und da die CO 2-Reduktion allein den Treibhauseffekt nicht mindern kann, wäre die Lagerung unter der Erde nach Expertenansicht ein entscheidender Schritt. «Wir vermuten, dass die unterirdischen Areale so groß sind, dass man hier die CO 2-Ausschüttungen mehrerer Generationen lagern könnte», so Borm.


Aliki Nassoufis, dpa


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