22.03.2022

Weltraummissionen suspendiert

ExoMars ist wegen des Kriegs in der Ukraine auf Eis gelegt, eRosita bis auf Weiteres abgeschaltet.

Auch die ESA ist sich der Auswirkungen des Kriegs gegen die Ukraine auf die wissenschaftliche Erforschung des Weltraums bewusst und schließt sich den von ihren Mitgliedstaaten gegen Russland verhängten Sanktionen uneingeschränkt an. Als zwischenstaatliche Organisation, die den Auftrag hat, Raumfahrt­programme in voller Übereinstimmung mit den europäischen Werten zu entwickeln und durchzuführen, bedauert die ESA zutiefst die menschlichen Opfer und die tragischen Folgen der Aggression.

Der ESA-Rat, der am 16. und 17. März in Paris tagte, bewertete die durch den Krieg in der Ukraine entstandene Situation in Bezug auf ExoMars und stellte einstimmig fest, dass die derzeitig laufende Zusammenarbeit mit Roscosmos bei der Rover-Mission ExoMars mit einem Start im Jahr 2022 unmöglich ist. Er hat deshalb den ESA-Generaldirektor beauftragt, geeignete Schritte zu unternehmen, um die Kooperations­aktivitäten entsprechend auszusetzen; und er hat den General­direktor der ESA ermächtigt, eine beschleunigte Industrie­studie durchzuführen, um die verfügbaren Optionen für ein weiteres Vorgehen zur Durchführung der ExoMars-Rover-Mission besser zu definieren.

Nach der Entscheidung von Roscosmos, ihr Personal vom europäischen Weltraum­bahnhof in Französisch-Guayana abzuziehen, wurden alle für Sojus-Starts vorgesehenen Missionen auf Eis gelegt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um vier institutionelle Missionen, für die die ESA die Startdienste beschafft (Galileo M10, Galileo M11, Euclid und EarthCare), sowie um einen weiteren institutionellen Start.

Folglich hat der Generaldirektor der ESA eine Bewertung möglicher alternativer Startdienste für diese Missionen eingeleitet, die auch eine Überprüfung der ersten Ariane-6-Flüge umfasst. Den Mitgliedstaaten wird ein robustes Startmanifest für den Startbedarf der ESA-Missionen vorgelegt, einschließlich der ursprünglich für Sojus-Starts von Kourou vorgesehenen Raumfahrzeuge.   

Das Programm für die Internationale Raumstation wird nominell weiter betrieben. Das Hauptziel besteht darin, den sicheren Betrieb der ISS fortzusetzen, einschließlich der Aufrechterhaltung der Sicherheit der Besatzung.

Auf der Grundlage einer ersten Analyse der technischen und programmatischen Auswirkungen auf alle anderen Aktivitäten, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind, beabsichtigt der General­direktor, in den kommenden Wochen eine außerordentliche Sitzung des Rats einzuberufen, um den Mitgliedstaaten spezifische Vorschläge zur Entscheidung vorzulegen.

Bereits am Samstag den 26. Februar wurde das eRosita-Teleskop während des Boden­kontakts in einen sicheren Zustand versetzt. Der wissenschaftliche Betrieb des Hauptinstrument des russisch-deutschen "Spektrum-Röntgen-Gamma" (SRG) Satelliten, der am 13. Juli 2019 von Baikonur aus in einen L2 Orbit gestartet wurde,   ist somit ausgesetzt. SRG/eRosita hat bisher vier von acht geplanten Durch­gängen zur Durch­musterung des gesamten Himmels abgeschlossen. Die Beteiligten hoffen, dass die Umstände eine baldige Rückkehr zum normalen Betrieb erlauben. Die Analyse der vorhandenen deutschen eRosita-Daten durch das vom Max-Planck-Institut für extra­terrestrische Physik geleitete Konsortium geht davon unbeeinträchtigt weiter.

MPE / ESA / DE

 

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