Wie El Niño die Ozeanzirkulation ändert
Neue Messungen Kieler Meeresforscher können die Vorhersage der Klimaschwankung verbessern.
Im Oktober 2015 herrschte einer der stärksten jemals gemessenen El Niños im Ostpazifik. Gleichzeitig untersuchten Kieler Meeresforscher mit dem deutschen Forschungsschiff Sonne die sauerstoffarmen Gebiete östlich der Galapagos Inseln und vor Peru. Die hydrographischen Messungen brachten neue Erkenntnisse zum Einfluss des Klimaphänomens El Niño auf den Ozean und könnten in Zukunft zu einer besseren Vorhersage führen.
Abb.: Wasserprobenentnahme mit einem Kranzwasserschöpfer auf dem Forschungsschiff Sonne im Ostpazifik.
(Bild: C. Marandino / GEOMAR)
El Niño ist die stärkste natürliche Klimaschwankung im tropischen Pazifik auf Zeitskalen von wenigen Jahren, die auch globale Auswirkungen haben kann. Dabei kommt es zu einer anormal starken Erwärmung im zentralen und östlichen äquatorialen Pazifik. Begleitet werden El Niño-Ereignisse oft von Dürren wie auch Überschwemmungen in verschiedenen Regionen der Erde. 2015 fand eines der bisher stärksten Ereignisse statt, das gegenwärtig abklingt und auf das Ende 2016 möglicherweise ein La Niña-Ereignis folgen wird. La Niña ist das Gegenstück zu El Niño und führt zu umkehrten Klimaextremen in den betroffenen Gebieten.
Zum Höhepunkt des letztjährigen El Niño-Ereignisses waren im Herbst 2015 Wissenschaftlern des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel an Bord des deutschen Forschungsschiffs Sonne im Bereich des östlichen äquatorialen Pazifiks auf Expedition. Somit ergab sich die Möglichkeit, den Einfluss von El Niño auf die Ozeanzirkulation und den Auftrieb von Tiefenwasser vor Peru zu untersuchen.
Die jüngsten Ergebnisse zeigen, dass sich insbesondere das äquatoriale Stromsystem extrem verändert hatte. „2012 haben wir bei einer Messung ermittelt, dass der äquatoriale Unterstrom im Ostpazifik knapp 11 Millionen Kubikmetern pro Sekunde transportierte. 2015 hatte der Wert auf 0,02 Millionen Kubikmetern pro Sekunde abgenommen,“ sagt Lothar Stramma vom Geomar. Bei den Nährstoffmessungen vor dem peruanischen Schelf zeigte sich ein geringerer Auftrieb von nährstoffreichem Wasser aus tieferen Wasserschichten, deren Signal sich nach Süden hin ausbreitete.
„Ein reduzierter Auftrieb führt zu geringerer biologischer Produktivität und hat massive Folgen für die sonst so ergiebige Fischerei in der Region“ ergänzt Hermann Bange. Demgegenüber wurden höhere Sauerstoffgehalte in den sonst sauerstoffarmen Regionen des Ostpazifiks gemessen. Allerdings ist dies durch die geänderten Strömungs- und Wassermassenverteilungen während des El Niños bedingt und kein Anzeichen für Abschwächung der beobachteten längerfristigen Abnahme des Sauerstoffehaltes in den tropischen Ozeanen.
Die jetzt gewonnenen Ergebnisse werden dazu beitragen, die Vorhersagen zu El Niño mit Hilfe von Computermodellen zu verbessern. „Diese ersten Ergebnisse sind nur der Anfang weiterführender Analysen. Wir haben sehr viele unterschiedliche meteorologische, chemische und biologische Messungen durchgeführt, deren Auswertungen noch ausstehen und in nächster Zukunft weitere spannende Ergebnisse zum Einfluss von El Niño liefern werden“ sagt Expeditionsleiterin Christa Marandino.
Geomar / JOL