25.10.2023

Die Sterne waren nur der Anfang

Mit zwei Galas in Jena und München starten die Feiern und Veranstaltungen zum 100-jährigen Jubiläum des Planetariums.

Alexander Pawlak

Am 21. Oktober wurde im Deutschen Museum München immer wieder das „Wunder von Jena“ beschworen. Das klingt nach einem legendären Fußballspiel, hat aber tatsächlich mit einem astronomischen Jubiläum zu tun: Genau hundert Jahre vorher, am 21. Oktober 1923, fand nämlich im Deutschen Museum die weltweit erste öffentliche Vorführung eines Projektionsplanetariums statt.

Die Sonderausstellung im Deutschen Museum München zeigt auch den ersten...
Die Sonderausstellung im Deutschen Museum München zeigt auch den ersten Sternenprojektor: das Modell I von Zeiss.
Quelle: Deutsches Museum München / Hubert Czech

Das „Wunder“ bezieht sich auf das technische Meisterwerk, welches maßgeblich die Firma Zeiss in Jena entwickelt hatte. Die völlig neuartige Methode, den Sternenhimmel im Rahmen des Museums erfahrbar zu machen, war nicht abzusehen, als Museumsgründer Oskar von Miller in den Jahren 1911/12 darüber nachdachte, wie er das Universum in die Ausstellungen integrieren sollte.

Der Erste Weltkrieg verzögerte die Arbeiten, aber das, was Zeiss-Ingenieur Walther Bauersfeld im Deutschen Museum präsentierte, übertraf alle Erwartungen. Im Verwaltungsbericht des Museums über das Jahr 1923 heißt es knapp: „In der Abteilung Astronomie erregte vor allem staunende Bewunderung das von Zeiß in Jena gestiftete Ptolemäische Planetarium, dessen Vorführung der geistreiche Konstrukteur Dr. Bauersfeld selbst übernommen hatte.“

Der 21. Oktober fand der Auftakt zum 100-jährigen Jubiläum des Planetariums statt. Unter dem Motto „Die Sterne waren nur der Anfang“ machten in München und Jena zwei parallele Festakte mit hochrangigen Gästen und zwei Fulldome-Filmpremieren den Anfang. So sprachen in Jena Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und in München der ehemalige Astronaut Thomas Reiter.

Grußbotschaften aus den USA, Afrika und Japan belegten die globale Verbreitung der Planetarien. Davon gibt es inzwischen etwa 4000 Stück weltweit. Sie bieten neben astronomischer Bildung zunehmend auch Kultur und Unterhaltung. Die technische Ausführung hat sich stark gewandelt. Die großen hantelförmigen Projektoren sind längst kompakteren Geräten oder rein digitalen Fulldome-Projektoren gewichen. Auch gibt es mittlerweile mobile Varianten.

Wie sich die Darstellung des Himmels auf Erden gewandelt hat, lässt sich noch bis 28. Januar 2024 in der Sonderausstellung „100 Jahre Planetarium“ im Deutschen Museum erleben. Diese zeigt einmalige Exponate vom Astrolabium aus dem 16. Jahrhundert über Himmelsgloben bis zu Armillarsphären und Planetariumsprojektoren bis zum eigens errichteten Planetariumsdom.

„Oskar von Miller war die Abteilung Astronomie für sein neues Museum sehr wichtig“, sagt Christian Sicka, Astronomie-Kurator im Deutschen Museum: „Und für die Erklärung des Fixsternhimmels und des Sonnensystems wollte von Miller etwas bisher noch nie Dagewesenes schaffen“. Das Ergebnis dieser Bemühungen, der erste Planetariumsprojektor von 1923, ist in der Sonderausstellung zu bestaunen.

Die Festakte in München und Jena markieren den Start für zahlreiche Projekte weltweit, die von der International Planetarium Society (IPS) und der Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien e. V. (GDP) mit Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung zum Hundertjährigen geplant sind. Weitere Infos finden sich auf der Jubiläumswebseite. Zum Jubiläum hat die Deutsche Post am 5. Oktober eine Sondermarke zu 95 Cent verausgabt.

Das Jubiläum erstreckt sich von 2023 bis 2025. Nach der ersten Präsentation ging das Zeiss Modell I Ende Dezember 1923 zurück nach Jena. Wegen des riesigen Erfolges beim Münchner Publikum bot die Firma Zeiss von August bis Oktober 1924 öffentliche Vorführungen auf dem Dach des Werkes in Jena. Nach der Eröffnung des Deutschen Museums am 7. Mai 1925 nahm das Planetarium dann den Regelbetrieb auf – und die neue Projektionstechnik trat einen Siegeszug von Deutschland über den ganzen Globus an.

„Jedes Jahr gehen noch immer rund 100 Millionen Menschen in ein Planetarium“, sagt Kurator Christian Sicka. „Denn trotz Internet und Virtual Reality bleibt das Erlebnis unter der Kuppel einfach etwas ganz Besonderes.“

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