Die Erfinderin der Multi-Ionen-Uhr
PTB-Portrait zum internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft.
Tanja Mehlstäubler von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) gehört heute zu den international führenden Forschenden im Bereich der Präzisions-Laserspektroskopie und Ionenfallen für Atomuhren und Quantencomputer. Ihr steiler Weg führte sie über einen deutschen und einen amerikanischen Physikabschluss zur PTB, wo sie sich habilitierte und heute einen Fachbereich mit dreißig Personen leitet. Frauen in Führungspositionen in MINT-Fächern wie etwa Physik sind immer noch in der Minderheit, woran heute der jährliche Internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft erinnert. Aber in der PTB ist Tanja Mehlstäubler durchaus in guter Gesellschaft: Es gibt hier viele herausragende Forscherinnen.
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Die Physik ist Tanja Mehlstäublers große Leidenschaft. Die Begeisterung ist ihr anzumerken, wenn sie von Quantenphysik, Atomuhren und deren Herz, den Ionenfallen, redet. Sie hat zahlreiche wissenschaftliche Entwicklungen zu verzeichnen. Die vielleicht wichtigste: die Multi-Ionen-Uhr, ein neuer Typ optischer Atomuhr, der zu den genauesten der Welt zählt. „Ich erachte das als meine größte Lebensleistung bislang, ein neues Uhrenkonzept vorgeschlagen zu haben, das jetzt nach zehn Jahren erfolgreich läuft und international aufgegriffen wurde“, sagt sie.
Als eine der Jahrgangsbesten am Gymnasium bekam Tanja Mehlstäubler eine Förderung der Studienstiftung des Deutschen Volkes fürs Physikstudium in Würzburg. Danach machte sie noch einen Master-Abschluss an der University of Stony Brook in New York, ging nach der Promotion als Postdoc an das SYRTE – Observatoire de Paris und dann zurück nach Deutschland, an die PTB. Dort wurde sie die erste Leiterin einer Nachwuchsgruppe, habilitierte nebenbei und lehrt heute zusätzlich als Professorin an der Leibniz Universität Hannover. Sie leitet einen Fachbereich mit 30 Personen, dazu kommen noch die Vorlesungsvorbereitungen, internationale Industrie- und Forschungskooperationen und Beratungstätigkeiten. Was sie an ihrem Beruf besonders mag: „Das Schönste an der Wissenschaft ist es, mit Menschen in der ganzen Welt zu arbeiten und sie tiefer kennenlernen zu dürfen; dadurch Grenzen zu überschreiten; gemeinsam miteinander zu forschen, um die Welt zu verstehen.“
Für diesen naturwissenschaftlichen Traum müssen viele Frauen und Mädchen immer noch mehr Hindernisse überwinden als Männer. Noch immer ist ihr Anteil in der Wissenschaft deutlich niedriger als der der Männer. Die PTB engagiert sich bereits seit Jahren für einen höheren Frauenanteil in ihrer Arbeit. Heute liegt der Anteil der Frauen an den Gesamtbeschäftigten bei 37 Prozent. „Für eine physikalisch-technische Einrichtung können wir uns damit sehen lassen“, sagt PTB-Präsidentin Cornelia Denz.
Um auf diesem guten Weg weiter fortzuschreiten, ist die PTB an der bundesweiten Netzwerk-Initiative „Komm, mach MINT“beteiligt, die Mädchen und Frauen für MINT-Studiengänge und -berufe begeistert. „Exzellente Forschung und Dienstleistung braucht Gleichstellung, Diversität und Originalität“, sagt Cornelia Denz. „Für uns ist es daher selbstverständlich, Chancengleichheit und Vielfältigkeit in der PTB zu fördern. Die Gleichstellung der Geschlechter ist uns dabei überaus wichtig, und wir werden dies mit hoher Priorität weiter verfolgen: mit Vorbildern, mit Mentoring und mit den richtigen Rahmenbedingungen. Dazu gehört die familiengerechte Gestaltung von Arbeitszeiten, Führungstraining und Personalentwicklung.“
PTB / JOL