Flächenlichtmodulatoren für Quantencomputer

Fraunhofer-IPMS und MPQ entwickeln skalierbare Technologie, um Qubits zu kontrollieren.

Dem Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme und dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik sind Fortschritte im Bereich der Erzeugung arbiträrer Lichtverteilungen gelungen, die auch für atomares Quantencomputing relevant sind. Mittels Flächenlichtmodulatoren können sie parallel eine Vielzahl von Atomen per Laserstrahl in gewünschten Positionen halten. So lokalisiert werden sie zu schaltbaren Informationsträgern für Quantencomputer oder für andere Anwendungen im Bereich der Quantenmetrologie und Quantensimulation – ein wichtiger Schritt in Richtung skalierbarer Quantensysteme.

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Derzeit existieren verschie­dene techno­logische Ansätze, um leis­tungs­fähige Quanten­computer zu reali­sieren, darunter supra­leitende Schalt­kreise, photo­nische Schalt­kreise oder ein­zelne atomare Qubits, wie zum Bei­spiel neutrale Atome und gefangene Ionen. Ins­beson­dere neutrale Atome in opti­schen Pin­zetten stellen zwar einen ver­gleichs­weise jungen For­schungs­strang dar, machen gegen­über anderen Techno­logien aber rasche Fort­schritte. Im Projekt Skalier­bare Optische Modula­toren für Ato­mare Quanten­com­puter, kurz SMAQ, das im Rahmen des QNC-Space der For­schungs­fabrik Mikro­elek­tronik Deutsch­land (FMD) durch­geführt wurde, sind wichtige Erfolge für die Ent­wick­lung von Neutral­atom- bzw. Atom­fallen-Quanten­computer gelungen.

Quanten­computer, die auf geladenen oder neutralen atomaren Qubits basieren, bieten eine Vielzahl an Vorteilen gegen­über alter­nativen Techno­logien. Sie ermög­lichen eine intrinsisch hohe Qualität der einzelnen Qubits, also den Ladungs­trägern des Rechen­systems, und erreichen damit exzel­lente Kohärenz­zeiten und Gatter­güten. Damit Neutral­atome zu Qubits werden, müssen sie in ihren Quanten­zuständen mit hoch­präzisen Lasern ange­sprochen werden. Zur Erzeugung von Qubits werden in atomaren Quanten­computern unter anderem Strontium­atome genutzt. Die Manipu­lation dieser Atome erfolgt im UV-Bereich, da wichtige elektro­nischen Übergänge, über die ihre Quanten­zustände angeregt werden können, nur im ultra­violetten Spektral­bereich zu erreichen sind. Das MPQ forscht seit längerem an der Anordnung und Adres­sierung von neutralen Atomen. Die Hardware zur räumlichen Modulation der benötigten UV-Strahlen befindet sich aktuell in der Ent­stehungs­phase. Derzeit fehlt es an skalier­baren und aus­reichend präzisen Lösungen, mit denen Qubits einzeln angeregt werden können. Im Projekt konnte nun nachge­wiesen werden, dass sich mit Flächenlicht­modulatoren (engl. Spatial Light Modulators, sog. SLMs) auf Basis von Senk­spiegel-Arrays im relevanten UV-Wellen­längen­bereich optische Punkt­gitter von hoher Güte erzeugen lassen.

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Das Fraunhofer-Institut verfügt über Expertise zu solchen Senk­spiegel-Arrays. Die zur Qubit­erzeu­gung genutzten Stron­tium­atome werden im Experiment, geleitet vom Max-Planck-Institut für Quanten­optik, mittels Lasern abge­kühlt und in optischen Punkt­gittern einge­fangen. Im Projekt wurden die komple­men­tären Kenntnisse beider Partner zusammen­gebracht, um in neue Regimes im atomaren Quanten­computing vorzu­dringen. Hierfür entwickelte das IPMS einen mikro­spiegel­basierten Flächen­licht­modulator weiter, mit dem sich program­mier­bare und hoch­präzise Muster im Nanometer-Bereich gene­rieren lassen. Diese Phasen­muster lassen sich dann mit der pas­senden Optik in beliebige Laser­strahl-Schemata umwandeln. Im Rahmen des Projekts wurde dem MPQ ein entspre­chendes Element zur Testung zur Verfü­gung gestellt und dessen Leistungs­fähig­keit in allen Bereichen demonstriert.

In zukünftigen Arbeiten können die winzigen Atome in den Fokus­punkten der Laser­strahlen einge­fangen und in bestimmten Positionen gehalten werden. Die Laser­strahlen funktionieren dann als optische Pinzette. Anschließend werden ihre internen Quanten­zustände mit präzisen Impulsen manipuliert, um Quanten­logik-Operationen für die Quanten­berechnung durchzuführen.

Die Verwendung von mikrospiegel­basierten Flächenlicht­modulatoren zur Muster­generierung und Qubit-Kontrolle eröffnet eine neue Dimension an Präzision und Skalier­barkeit. Der entwickelte Demons­trator und die Projekt­ergebnisse sind Schlüssel­parameter für eine ziel­gerichtete Weiter­entwicklung der SLM-Technologie für die Anwen­dungen im Quanten­bereich. Sie können zukünftig eine verlässliche Basis für die Realisierung einer Adressier­vorrichtung darstellen. Als eines der nächsten Ziele sollen SLMs entwickelt werden, die die parallele Erzeugung von mehreren tausend fokus­sierten Laser­strahlen im ultra­violetten Spektral­bereich ermög­lichen. Zudem steht die Erhöhung der System­geschwin­digkeit im Fokus. Die derzeit reali­sierten 1 kHz stellen nur einen Start­wert für künftig deutlich schnellere Modulatoren dar. [FhIPMS / dre]

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Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS

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