09.10.2025 • Materialwissenschaften

Gold reagiert – unter enormem Druck

Bei 40 Gigapascal und Beschuss mit Röntgenlaser-Pulsen reagiert das Edelmetall mit Wasserstoff zu festem Goldhydrid.

Ein internationales Forschungsteam untersuchte, wie lange es dauert, bis Kohlenwasserstoffe, Verbindungen aus Kohlenstoff und Wasserstoff, unter extrem hohem Druck und Hitze Diamanten bilden. In ihren Experimenten am European XFEL nutzten sie Kohlenwasserstoffproben mit einer eingebetteten Goldfolie, die die Röntgenstrahlen absorbieren und die schwach absorbierenden Kohlenwasserstoffe erwärmen sollte. Zu ihrer Überraschung beobachteten sie nicht nur die Bildung von Diamanten, sondern entdeckten unter extrem hohen Temperaturen sowie Drücken auch erstmals die Entstehung von Goldhydrid. Eigentlich hatte man angenommen, dass Gold kaum mit Wasserstoff reagiert. Die Entdeckung eröffnet neue Perspektiven für die Chemie unter extremen Probenbedingungen.

Künstlerische Darstellung: Mittels Röntgenpulsen untersuchten ein internationales Team an Forschenden am European XFEL, wie Gold mit Wasserstoff reagiert und Goldhydrid bildet.
Künstlerische Darstellung: Mittels Röntgenpulsen untersuchten ein internationales Team an Forschenden am European XFEL, wie Gold mit Wasserstoff reagiert und Goldhydrid bildet.
Quelle: Greg Stewart / SLAC

Forschende an der High-Energy-Density-Experi­mentier­station (HED) von European XFEL kompri­mierten Gold mit Hilfe einer Diamant­stempel­zelle auf über 40 Giga­pascal und erhitzten es mit ultra­kurzen Röntgen­blitzen auf rund 2.500 Grad. Unter diesen Bedingungen reagierte das Gold mit Wasser­stoff, der aus Kohlen­wasser­stoffen frei­gesetzt wurde. Es bildete sich eine neu­artige Gold-Wasser­stoff-Verbin­dung.

„Wir konnten nachweisen, dass das Gitter der Gold­atome oberhalb von 40 GPa eine hexagonal-dicht gepackte Anord­nung bildet in dem die Wasser­stoff­atome durch die Zwischen­räumen ‚fließen‘“, erklärt Studien­leiter Mungo Frost vom SLAC National Accele­rator Labora­tory.

Besonders bemerkenswert: Der Wasser­stoff in der neu entdeckten Verbindung bewegt sich sehr leicht durch das feste Gitter der Gold­atome. In diesem super­ionischen Zustand ist die Leit­fähig­keit des Gold­hydrids erhöht. Diese Eigen­schaft wurde bisher haupt­sächlich bei wasser­stoff­reichen Materi­alien beobachtet, ist in dieser Form bei gold­haltigen Verbin­dungen jedoch völlig neu.

Mehr zu Gold

Photo
Photo
Photo
Photo
Photo

Beim Abkühlen „zerfällt“ das Gold­hydrid wieder in normales Gold, das in der Regel eine andere kubisch-flächen­zentrierte Kristall­struktur besitzt. Demnach bleibt das Gold­hydrid wohl nur unter Hoch­temperatur-Bedingungen stabil. „Entschei­dend für diese Entdeckung war hier die hohe Zeit­auflösung, die wir mit Hilfe des bei DESY entwickelten AGIPD-Detektors erreichen konnten“, freut sich DESY-Forscher Cornelius Strohm, dessen Team die Platt­form für Hochruck-Experimente an der auf hohe Energie­dichten speziali­sierte HED-Experimentier­station im Rahmen des Helmholtz Inter­national Beamline for Extreme Fields-Konsortiums betreut. Heinz Graafsma, Physiker bei DESY und Leiter der Detektor­entwicklung, ergänzt: „Die AGIPD-Detektoren wurden genau dafür entwickelt, die Licht­blitze von European XFEL mit Wiederhol­raten von mehreren Millio­nen pro Sekunden einzeln aufzulösen“.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass selbst so reaktions­träge Elemente wie Gold unter extremen Druck- und Temperatur­bedingungen ganz neue chemische Eigen­schaften aufweisen können“, sagt Ulf Zastrau, Leiter der HED-Experimentier­station bei European XFEL, an der der Versuch durch­geführt wurde. Das Team sieht darin einen Hinweis, dass noch viele weitere unerwartete chemische Verbin­dungen mit Hilfe von extremer Tempera­turen und Drücken erzeugt werden können, die sich mit herkömm­licher Chemie nicht her­stellen lassen. [EuXFEL / DESY / SLAC / dre]

Anbieter

Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY

Notkestraße 85
22607 Hamburg
Deutschland

Kontakt zum Anbieter







Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Anbieter des Monats

Quantum Design GmbH

Quantum Design GmbH

Forschung lebt von Präzision. Seit über 40 Jahren steht Quantum Design für innovative Messtechnik auf höchstem Niveau – entwickelt in Kalifornien, betreut weltweit. Unsere Systeme sind der Goldstandard in der Materialcharakterisierung und ermöglichen tiefe Einblicke in die magnetischen, thermischen und optischen Eigenschaften von neuen Materialien.

Meist gelesen

Themen