09.01.2024

Kommerzieller Mondfalke

Der Lander Peregrine der Firma Astrobotic ist im Auftrag der NASA auf dem Weg zum Mond – leider mit Komplikationen.

Alexander Pawlak

Mit Apollo 17 war der NASA im Dezember 1972 zum letzten Mal eine weiche Landung auf dem Mond gelungen. Dass es sich dabei auch unbemannt immer noch um ein herausforderndes Manöver handelt, belegt der Absturz des russischen Mondlanders Luna 25 am 19. August 2023.

Im Rahmen der NASA-Initiative „Commercial Lunar Payload Services“ ist nun die Landefähre Peregrine der Firma Astrobotic auf dem Weg zum Mond. Der Start gelang mit dem Erstflug einer Vulcan-Rakete der United Launch Alliance (ULA) am 8. Januar vom Startkomplex 41 der Cape Canaveral Space Force Station in Florida. Allerdings stellte die Bodenkontrolle kurz nach dem Start ein Versagen des Antriebssystems fest, das zu einem kritischen Verlust an Treibstoff führt.


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Nach der ursprünglichen Planung soll Peregrine etwa 46 Tage zum Mond unterwegs sein: Die Landung war für den 23. Februar vorgesehen. Der Lander soll dann rund zehn Tage lang wissenschaftliche Daten sammeln. Dazu dienen die fünf NASA-Instrumente an Bord. Die verschiedenen Spektrometer sollen die extrem dünne lunare Atmosphärenschicht (Exosphäre), die thermischen Eigenschaften des Mond-Regoliths, den Wasserstoffgehalt des Bodens an der Landestelle und die Strahlungsumgebung untersuchen.

Ziel ist es, mehr über die Entstehung und Entwicklung des Mondes zu erfahren, aber vor allem auch nach Wasser und anderen Ressourcen zu suchen, die für eine langfristige und nachhaltige Rückkehr des Menschen zum Mond nützlich wären. „Wir können durch CLPS-Missionen so viel für die Wissenschaft lernen. Das wird uns helfen, die Entwicklung unseres Sonnensystems besser zu verstehen und die Zukunft der menschlichen Erkundung für die Artemis-Generation zu gestalten“, sagte NASA-Administrator Bill Nelson.

Mit dem Artemis-Projekt sollen erstmals wieder Menschen, darunter auch eine Frau und eine „person of color“ den Mond betreten. Nach der unbemannten Mission Artemis I ist frühestens für dieses Jahr eine bemannte Mond-Umrundung mit Artemis II geplant.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war an Artemis I mit den zwei baugleichen Strahlenmesspuppen Helga und Zohar beteiligt, deren Daten noch ausgewertet werden und Aufschlüsse über die Strahlenbelastung während eines Mondflugs geben sollen. Bei Peregrine ist der Strahlungsdetektor M-42 an Bord: Er wird von der Mondoberfläche aus Strahlungswerte zur Erde senden, aber auch schon auf seiner Reise zum Mond die Strahlungsdosis im freien Weltraum bestimmen.

Der Strahlungsdetektor M-42 wiegt nur 250 Gramm und ist etwa 20 Zentimeter...
Der Strahlungsdetektor M-42 wiegt nur 250 Gramm und ist etwa 20 Zentimeter lang. Während des Flugs von Peregrine und von der Mondoberfläche soll er Strahlungswerte zur Erde senden.
Quelle: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Die Strahlenbelastung auf dem Mond ist rund 800-mal höher als auf der Erde, wo das Magnetfeld und die Erdatmosphäre wie ein Schutzschild gegen die kosmische Strahlung wirken. Ein Langzeitaufenthalt auf dem Mond stellt deswegen eine hohe Belastung für den menschlichen Körper dar. M-42 ist baugleich mit den 16 Strahlungsmessgeräten, die in den „Mond-Astronautinnen“ Helga und Zohar verbaut waren.

„Die Strahlungswerte, die wir durch die Peregrine Mission One erwarten, können unsere bisherigen Erkenntnisse ergänzen. Es gibt bislang nicht viele Messdaten zur galaktischen kosmischen Strahlung, die direkt von der Mondoberfläche stammen. Wir sind sehr stolz, Teil dieser Mission zu sein“, sagt Projektleiter Thomas Berger vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin in Köln. Das DLR hat sich bereits vor zweieinhalb Jahren einen Platz auf dem Peregrine-Lander gesichert; neue Instrumente der M-42-Detektorfamilie sind derzeit in der Entwicklung.

Ob es angesichts des Treibstoffverlusts überhaupt noch möglich ist, dass Peregrine auf dem Mond landet, muss sich zeigen. Das Kontrollteam versucht derzeit, das System zu stabilisieren und alternative Missionsprofile zu prüfen, die einen möglichst großen wissenschaftlichen Output ermöglichen.

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