19.09.2025 • AtmosphärenphysikEnergie

Mit Drohnen den direkten Nachlauf von Windturbinen erforscht

Im Projekt NearWake untersucht das DLR mit einem Drohnenschwarm die Ausbreitung der Luftströmung direkt hinter einer Windenergieanlage.

Eine neue Messmethode und ihr erster großer Auftritt am Himmel: Ein Schwarm aus zehn Drohnen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) führte im Projekt NearWake dort Messungen durch, wo stationäre Messgeräte nicht hinkommen: direkt vor und hinter den Windturbinen OPUS 1 und OPUS 2 des DLR-Forschungsparks Windenergie WiValdi in Krummendeich.

Im Frühjahr 2025 führte ein Drohnenschwarm Messungen direkt vor und hinter...
Im Frühjahr 2025 führte ein Drohnenschwarm Messungen direkt vor und hinter den Windturbinen des DLR-Forschungsparks Windenergie WiValdi in Krummendeich durch.
Quelle: DLR; CC BY-NC-ND 3.0)

Im Fokus des Projekts NearWake steht die Ausbreitung des nahen Nachlaufs (auf Englisch near wake). Darunter versteht man die Strömung direkt hinter der Turbine einer Windenergieanlage. Sie ist weniger schnell und verwirbelt. Denn die Turbine entzieht der Atmosphäre Energie, indem sie den Wind abbremst und seine Bewegungsenergie in elektrische Energie – also Strom – umwandelt. Die Forschenden konzentrierten sich auf eine Entfernung von maximal zwei Rotordurchmessern hinter der Turbine. In diesem Fall waren das 230 Meter. Die Einheit Rotordurchmesser erlaubt es, unterschiedlich große Anlagen zu vergleichen.

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„Der Nachlauf ist ein wichtiger und interes­santer Forschungs­gegenstand. Meistens stehen Wind­energie­anlagen nicht allein, sondern zu mehreren in Wind­parks. Das bedeutet, der Nachlauf der einen Anlage trifft auf die nach­folgenden Anlagen. Das kann deren Leistung und die Lasten, die auf Rotorblätter und Anlagen wirken, erheblich beeinflussen“, erklärt Norman Wildmann. Er betreut das Projekt NearWake am DLR-Institut für Physik der Atmo­sphäre in Ober­pfaffen­hofen. „Deshalb zählt die wissen­schaft­liche Unter­suchung des Nachlaufs zu den Kern­aufgaben des DLR-Wind­forschungs­parks. Gleich­zeitig ist das Thema hoch­aktuell für die Branche im Onshore- wie Offshore-Bereich,“ beschreibt der Wissen­schaftler. Denn beim soge­nannten Repowering – dem Austausch älterer durch neue Anlagen – werden die Anlagen zum einen größer und die Abstände zu­einander geringer. So soll die Wind­energie noch effizienter, wirt­schaft­licher und flächen­sparender werden. „Mit größeren und näher aneinander stehenden Anlagen verändern sich aber auch die Nachlauf-Effekte. Sie werden deutlich turbulenter und damit komplexer. Die Physik im nahen Nachlauf beein­flusst zudem den fernen Nach­lauf und dieser wiederum die Lasten, die auf die Anlagen wirken sowie die Betriebs­führung“, sagt Wildmann.

Um den Nachlauf-Effekten genauer auf die Spur zu gehen, war für die NearWake-Kampagne ein kleines DLR-Team vor Ort in Krummen­deich. In drei Wochen führten sie mit einem Drohnen­schwarm rund ein­hundert Flüge durch. Die kleinen Drohnen sind weniger als ein Kilogramm schwer und für Wind­messungen optimiert. „Sie sind der Turbu­lenz ausgesetzt und müssen gegensteuern, um ihre Position zu halten. Sie sind also selbst kleine Wetter­fahnen“, erläutert der Forscher. Ein am DLR entwickelter Algo­rithmus bringt die gesam­melten Mess­daten zusammen und wertet sie aus.

Das Team um Norman Wildmann hat dafür eine „Choreo­grafie“ ausge­arbeitet, geübt und in mehreren Flug­kampagnen zwischen den beiden Wind­energie­anlagen des Forschungs­parks in bis zu 250 Meter Höhe ausgeführt. Die Drohnen positio­nierten sich in zwei Linien zu jeweils fünf Stück. Die erste Linie einen halben (57,5 Meter) und die zweite Linie einen ganzen Rotor­durchmesser (115 Meter) hinter der ersten Anlage. Dann hieß es, die Position bestmöglich für eine Viertel­stunde zu halten.

Die physikalischen Phänomene des Nachlaufs von Wind­energie­anlagen ähneln denen von Wirbel­schleppen bei Flug­zeugen. Auch wenn im Luftfahrt-Kontext die Geschwindig­keiten und die Umgebung anders und die Verwirbe­lungen deutlich stärker sind. Das DLR-Institut für Physik der Atmosphäre kann auf jahrzehnte­lange Forschung im Luft­fahrt­bereich zurück­greifen. Bei den Arbeiten im Projekt NearWake profitiert es von diesem Know-how, speziell in den Bereichen Mess­technik und Simula­tion. [DLR / dre]

Anbieter

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)

Linder Höhe
51147 Köln
Deutschland

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