26.11.2024

Viel Konstanz im Spitzenfeld

Zum zehnten Mal hat die DFG ihren Förderatlas veröffentlicht, der Auskunft über eingeworbene Drittmittel gibt.

Maike Pfalz / DFG

Alle drei Jahre veröffentlicht die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG ihren Förderatlas, der auf zehntausenden Daten aller großen öffentlichen Forschungsförderer in Deutschland und der EU basiert und sich damit als umfassendes Informationswerk für die Öffentlichkeit und als Entscheidungsinstrument für die Wissenschaft versteht. Die aktuelle Ausgabe wurde am 25. November veröffentlicht und umfasst Daten der Jahre 2020 bis 2022. Der Förderatlas zeigt auf, welche deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen am erfolgreichsten Drittmittel eingeworben haben.

In der Physik gab es auf den ersten vier Plätzen gegenüber der neunten Ausgabe des Förderatlas von 2021 keine Veränderungen: Die Universität Mainz führt mit 50,8 Millionen Euro das Feld an. Die Universität Heidelberg sowie die TU bzw. LMU München folgen auf den Plätzen 2 bis 4. Erst auf Platz 5 zeigt sich der erste Wechsel: Während die Universität Hamburg in der Physik von Platz 5 auf Platz 7 abgerutscht ist, konnte sich die Universität zu Köln um einen Platz verbessern und steht mit 31,3 Millionen Euro nun auf Platz 5. Ansonsten gibt es nur leichte Verschiebungen und wenig Wechsel – neu in den Top 10 dabei sind die TU Dresden und das Karlsruher Institut für Technologie auf den Plätzen 9 und 10.

Der aktuelle Förderatlas zeigt in der Physik auf den ersten zehn Plätzen kaum...
Der aktuelle Förderatlas zeigt in der Physik auf den ersten zehn Plätzen kaum Verschiebungen bei den DFG-Bewilligungen. Die fünf Forschungsfelder der Physik haben im Bereich der Naturwissenschaften die meisten Drittmittel erhalten: Physik der kondensierten Materie (PKM), Optik, Quantenoptik und Physik der Atome, Moleküle und Plasmen (OPT), Teilchen, Kerne und Felder (TKF), Statistische Physik, Weiche Materie, Biologische Physik, Nichtlineare Dynamik (SND) sowie Astrophysik und Astronomie (AST).
Quelle: DFG

Nach den Lebenswissenschaften entfallen die meisten Drittmittel auf die Naturwissenschaften mit einer Bewilligung von knapp 2,3 Milliarden Euro. Die fünf Forschungsfelder der Physik machen einen Anteil von über 38 Prozent aus; innerhalb der Physik warb die Physik der kondensierten Materie mit 340 Millionen Euro die meisten Drittmittel ein. 87 Prozent der DFG-Mittel fließen – wie schon vor drei Jahren – an Projekte, die an Hochschulen durchgeführt werden.

Spitzenreiter im Bereich Physik der kondensierten Materie ist die Universität Würzburg mit 21,8 Millionen Euro. In Optik, Quantenoptik und Physik der Atome, Moleküle und Plasmen liegt die Universität Hannover mit 25,1 Millionen Euro vorn, in Astrophysik und Astronomie mit 21,7 Millionen Euro die Universität Heidelberg. Im Gebiet Teilchen, Kerne und Felder hat die Universität Mainz mit 34,6 Millionen Euro am besten abgeschnitten. Dies ist unter anderem auf den Exzellenzcluster PRISMA+ zurückzuführen, in dessen Rahmen etwa der Teilchenbeschleuniger MESA (Mainz Energy-recovering Superconducting Accelerator) gebaut wird.

Zum dritten Mal in Folge führt die Universität Mainz nun den Förderatlas in der Physik an – rund 7,5 Millionen Euro vor dem Zweitplatzierten. Dieses gute Abschneiden bezeichnet der Präsident der Universität Mainz, der Physikprofessor Georg Krausch, als herausragenden Erfolg: „Diese Top-Ergebnisse bestätigen die Spitzenleistungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den profilbildenden Forschungsbereichen der Universität.“ Dies bestärke sie in der konsequenten Fortsetzung der Profilbildungsstrategie und der damit verbundenen Weiterentwicklung des projektbezogenen Ausbaus der universitären Spitzenforschung.

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Im Jahr 2022 haben die deutschen Hochschulen rund 26,7 Milliarden Euro an Grundfinanzierung erhalten – das waren drei Milliarden mehr als 2019, also 12,9 Prozent. Bei den Drittmitteln waren es 2022 insgesamt 10,4 Milliarden Euro und damit 1,7 Milliarden bzw. 19,1 Prozent mehr als drei Jahre zuvor. „Dieser Anstieg reicht aber auf beiden Feldern nicht aus, um die erheblichen und weiter wachsenden Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Hochschulen im internationalen Wettbewerb zu erfüllen und zusätzliche Belastungen wie die zuletzt hohen Tarifsteigerungen abzufedern“, warnte DFG-Präsidentin Katja Becker.

Problematisch sei zudem, dass die Finanzierung der Hochschulen durch Drittmittel nach fast zehn Jahren erstmals wieder deutlicher angestiegen ist als die Grundausstattung und dass sich die Drittmittelquote von 26,9 auf 28 Prozent erhöht hat. Der Bund hat im betrachteten Zeitraum seine Drittmittelaktivitäten erhöht: Erstmals war er mit einem Anteil von 31,4 Prozent der größte Drittmittelgeber, 2019 hatte er noch 29 Prozent beigetragen. Der Anteil der DFG lag 2022 bei 30,3 Prozent, drei Jahre zuvor waren es 31,5 Prozent gewesen. Weiter deutlich gesunken ist der Anteil der Wirtschaft: von 17,4 Prozent im Jahr 2019 auf 14,7 Prozent in 2022. 2006 waren es sogar mehr als 26 Prozent gewesen.

Aufgeschlüsselt nach Bundesländern bestätigten sich die Ergebnisse des letzten Förderatlas: Zwischen 2020 und 2022 gingen die meisten DFG-Mittel nach Nordrhein-Westfalen (2,13 Mrd. Euro), gefolgt von Baden-Württemberg (1,69 Mrd. Euro) und Bayern (1,57 Mrd. Euro).

Ein Themenschwerpunkt der aktuellen Auswertung ist die Internationalisierung der öffentlich geförderten Forschung. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit zeige sich etwa in der führenden Rolle der deutschen Hochschulen bei Horizon Europe mit über 4 Milliarden Euro Fördergeldern 2021/22 vor Frankreich mit 2,8 und Spanien mit 2,7 Mrd. Euro. Auch bei den Förderungen des European Research Council schnitten deutsche Hochschulen mit 515 Geförderten vor Frankreich mit 308 und den Niederlanden mit 254 Geförderten sehr gut ab.

Darüber hinaus thematisiert der Förderatlas sein zehntes Jubiläum, indem er einzelne Themen über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren hinweg betrachtet. So zeigt er etwa, dass auf die am stärksten geförderten Hochschulen im jüngsten Berichtszeitrum prozentual weniger DFG-Drittmittel entfielen als vor 30 Jahren und dass nicht etwa ohnehin erfolgreiche Hochschulen immer noch erfolgreicher werden.

 „In der Zusammenschau wird deutlich, dass Förderdaten ein großes Potenzial für sehr vielfältige Analysen jenseits reiner Drittmittel-Rankings aufweisen“, betonte die Generalsekretärin der DFG, Heide Ahrens. Die DFG werde mit dem Förderatlas dieses Potenzial auch in Zukunft weiter nutzen, um immer wieder neue Fragestellungen und Zusammenhänge statistisch zu beleuchten.

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