28.10.2025 • Plasma

Wasserstoff und Stahl im Plasmareaktor herstellen

Team der Bochumer Experimentalphysik entwickelt Produktionsverfahren ohne Emission von Kohlendioxid.

Forschende der Ruhr-Universität Bochum haben zwei Plasmaprozesse entwickelt, mit denen sich Wasserstoff und Stahl ohne Emission von Kohlendioxid herstellen lassen könnten. Beide chemischen Reaktionen erfordern hohe Temperaturen, die mit Plasmen mühelos erreicht werden können. Gleichzeitig bedarf es besonderer Tricks, damit der Plasmareaktor nicht bei der Hitze schmilzt.

Der sogenannte graue Wasserstoff wird aus Methan-haltigem Erdgas mittels Dampfreformierung gewonnen, dabei fallen riesige Mengen Kohlendioxid an. Eine umweltfreundlichere Variante ist, „grünen“ Wasserstoff durch die Spaltung von Wasser mit elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. „Dieses Verfahren zur Produktion ist aber ineffizient“, sagt Achim von Keudell, Leiter des Bochumer Lehrstuhls für Experimentalphysik.

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Seine Gruppe forscht daher an einem Zwischen­ding: türkisem Wasser­stoff. Dieser wird wie der graue Wasser­stoff aus Methan gewon­nen, aber mit einem anderen chemi­schen Ver­fah­ren, der Methan-Pyro­lyse. Dabei wird Methan so stark erhitzt, dass es in Wasser­stoff und Kohlen­stoff gespalten wird. Letz­te­rer entweicht aber nicht als CO2. Statt­dessen hat der Bochumer Physiker Simon Kreuz­nacht den Plasma­prozess so opti­miert, dass hoch­werti­ger Kohlen­stoff-Staub ent­steht. Aus diesem lassen sich bei­spiels­weise Auto­reifen oder Drucker-Toner her­stel­len, sodass das Ver­fah­ren wirt­schaft­lich inte­res­sant wird.

Ein Problem dabei ist die Tempe­ratur des Plasmas, das die Wände des Reaktors schmelzen würde. Um das zu ver­hindern, verwen­det Kreuz­nacht eine Wirbel­strömung: das Tornado­plasma. Das Gas, aus dem das Plasma erzeugt wird, wird beim Eintritt in den Reaktor ver­wir­belt und dann durch Mikro­wellen­strah­lung erhitzt. Es entsteht ein Plasma­tornado mit einer 3.500 bis 5.500 Grad Celsius heißen Zone im Zentrum und einer kühleren Rand­zone. Wobei die kühlere Zone immer noch rund 1.700 Grad hat. Während im heißen Zentrum die Pyrolyse statt­findet und Wasser­stoff ent­steht, sind die Tempera­turen im äußeren Bereich des Tornados ideal für die Pro­duk­tion von Kohlen­stoff-Stäuben.

In einem anderen Projekt arbeitet Doktorand Jonas Thiel vom Lehr­stuhl für Experi­mental­physik daran, mithilfe von Plasmen auch hoch­wertigen Stahl ohne CO2-Emissionen zu produ­zieren. Statt Koks kommt dabei Wasser­stoff als Reaktions­partner zum Einsatz. Wasser­stoff­haltiges Plasma wird so ver­wirbelt, dass wieder ein Tornado entsteht. Das Eisenerz wird als Pulver in dessen Mitte einge­blasen und in ein Quarz­rohr geleitet. Dort wird es durch Mikro­wellen­strahlung angeregt und erhitzt, sodass das Wasser­stoff­gas in den Plasma­zustand über­geht. Im Zentrum des Plasma­tornados wird das Eisen­oxid aus dem gemahlenen Eisen­erz zu Eisen umge­setzt, das später als Legie­rung mit weiteren Elemen­ten den Stahl bildet. Im Gegen­satz zu anderen Hochöfen bringt der Plasma­prozess besonders hochwertigen Stahl hervor.

Im Prinzip funktioniert das Verfahren bereits. Jonas Thiel ist nun mit dem Finetuning beschäftigt, um es zur Einsatz­reife zu bringen. „Aktuell stehen wir vor der Heraus­forderung, dass das Quarz­rohr, in dem sich das Plasma befindet, nach einer Weile mit dem entste­henden Metall beschichtet wird“, sagt Thiel. Künftig will das Bochumer Team testen, was passiert, wenn sie die Eisenerz-Partikel unter­schied­lich lang im Wasser­stoff-Plasma behandeln oder bei leicht unter­schied­lichen Tempera­turen. So nähern sie sich den optimalen Beding­ungen für den Prozess an. [RUB / dre]

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Universitätsstraße 150
44801 Bochum
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