Ausgezeichnete Wellenerzeugung
Die Europäische Physikalische Gesellschaft zeichnet einen KIT-Hörsaal für die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz als „Historische Stätte“ aus.
Alexander Pawlak
Die Europäische Physikalische Gesellschaft (EPS) zeichnet Orte, die mit herausragenden physikalischen Entdeckungen oder Persönlichkeiten verbunden sind, als „EPS Historic Site“ aus. In Deutschland zählen zu diesen ausgezeichneten Orten unter anderem das Magnus-Haus in Berlin, das ehemalige Physikalische Institut in Frankfurt sowie die Städte Göttingen und Jena. Für Deutschland sammelt die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) Vorschläge für künftige Nominierungen solcher historisch bedeutenden Stätten.

Am 30. Oktober 2025 erhielt der Heinrich-Hertz-Hörsaal am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) die Auszeichnung „EPS Historic Site“. Damit würdigt der Dachverband der Physikgesellschaften in Europa den bedeutenden Physiker Heinrich Hertz (1857–1894) und seine Entdeckung der elektromagnetischen Wellen im Jahr 1886 in Karlsruhe.

Die Gedenktafel wurde im Beisein von EPS-Präsidentin Mairi Sakellariadou und DPG-Präsident Klaus Richter enthüllt. Die Vorträge des festlichen Rahmenprogramms spannten den Bogen von den Pionier-Experimenten von Hertz im Jahr 1886 über die Entwicklung der Physik in Karlsruhe bis hin zu den modernen Anwendungen von elektromagnetischen Wellen. Ein Demonstrator machte das ursprüngliche Experiment von Hertz nachvollziehbar.
Der 27-jährige Heinrich Hertz war 1885 einem Ruf der damaligen polytechnischen Hochschule Karlsruhe gefolgt, einer Vorläufereinrichtung des KIT. Diese hatte einen Nachfolger für Ferdinand Braun gesucht, der an die Universität Tübingen gewechselt war. Am 29. März 1885 schritt Hertz als frischgebackener Physikprofessor durch das Eingangsportal des Polytechnikums in der Kaiserstraße 12, das heute als KIT-Hauptgebäude dient und im Wesentlichen so erhalten geblieben ist wie zur Zeit von Hertz.
Am 13. November 1886 gelang es Hertz erstmals im Experiment elektromagnetische Wellen zu erzeugen und von einem Sender zu einem Empfänger zu übertragen, ein Höhepunkt seiner leider nur kurzen akademischen Karriere. Anfang April 1889 verließ er mit seiner Familie Karlsruhe um einem Ruf nach Bonn als Universitätsprofessor für Experimentalphysik zu folgen. Dort war ihm nur eine kurze Zeit vergönnt, denn er erkrankte 1892 schwer und starb im Alter von 36 Jahren am 1. Januar 1894. Der Hörsaal, in dem Heinrich Hertz 1886 seine bahnbrechenden Experimente durchgeführt hat, wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, wieder aufgebaut und trägt heute seinen Namen.
„Die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz ist grundlegend für die drahtlose Kommunikation. Viele unserer heutigen Technologien wie Fernsehen, Mobilfunk oder W-LAN wären ohne diese Entdeckung nicht denkbar. Das KIT ist stolz darauf, dass die EPS diese Entdeckung heute mit dem ‚EPS Historic Sites Award‘ auszeichnet“, sagte Oliver Kraft, Vizepräsident Forschung, Lehre und akademische Angelegenheiten des KIT.
Weitere Informationen
- EPS Historic Sites (European Physical Society)
- Laura Lehmann, Geschichte(n) des KIT (Physik Journal Nachrichten, 12. Juni 2025)
- Matthias Hahn, Fächerstadt mit Hertz, Physik Journal, Juli 2028, S. 52 PDF
- Alexander Pawlak, Wellen mit Hertz (Physik Journal Nachrichten, 10. Dezember 2013)
Weitere Beiträge












