13.11.2025 • Laser

Neues Multipass-Verfahren macht Kurzpulslaser effizienter

Innovatives und vielfältig anwendbares System für eine neue Generation von Femtosekundenlasern mit einer Konversionsrate von bis zu 81 Prozent.

Laser, die extrem kurze Lichtpulse aussenden, arbeiten besonders präzise und werden in der Produktion, Medizintechnik und Forschung gebraucht. Das Problem: Effiziente Kurzpulslaser erfordern viel Platz und sind kostspielig. Forschende der Universität Stuttgart haben in Kooperation mit der Stuttgart Instruments GmbH ein neues System entwickelt. Es ist mehr als doppelt so effizient wie bisherige, passt in eine Handfläche und ist vielfältig anwendbar.

Multipass optisch-parametrischer Verstärker mit Laserstrahl
Multipass optisch-parametrischer Verstärker mit Laserstrahl
Quelle: J. Herbig, J. Thannheimer / Universität Stuttgart

„Mit unserem neuen System können wir in Effi­zienz­berei­che vor­stoßen, die bis­lang kaum er­reich­bar waren“, sagt Harald Gies­sen, Lei­ter des 4. Physi­ka­li­schen Ins­ti­tuts der Uni Stutt­gart. Die For­schen­den konn­ten mit ihren Expe­ri­men­ten zei­gen, dass es grund­sätz­lich mög­lich ist, mit einem Kurz­puls­laser 81 Pro­zent Kon­ver­sions­effi­zienz zu er­rei­chen. Das bedeutet, dass vier Fünf­tel der einge­setzten Leis­tung tat­säch­lich genutzt werden könn­en. „Zum Ver­gleich: Bis­he­rige Techno­logien errei­chen nur rund 35 Pro­zent, haben also einen hohen Wir­kungs­grad­verlust und sind dem­ent­spre­chend teuer“, erläu­tert Giessen.

Lichtpulse, die nur Nano-, Piko- oder Femto­sekunden andau­ern, bringen in extrem kurzer Zeit sehr viel Ener­gie auf eine kleine Fläche. Dabei spielen ein Pump­laser und der Laser zusam­men, der die Kurz­pulse aus­sendet. Der Pump­laser versorgt einen spezi­ellen Kris­tall mit Licht­energie. Dieser Kris­tall ist der Motor des Pro­zes­ses und über­trägt die Energie aus dem Pump­laser auf den ultra­kurzen Signal­puls. So werden die einge­henden Licht­teil­chen in Infra­rot­licht umge­wan­delt. Dieses ermög­licht Experi­mente, Mes­sungen oder Ferti­gungs­prozesse, die mit sicht­barem Licht nicht reali­sier­bar sind. Kurz­puls­laser kommen zum Beispiel in der Pro­duk­tion für eine präzise und scho­nende Material­bearbei­tung zum Ein­satz. Sie werden auch in der Medizin­technik für bild­gebende Ver­fahren oder etwa in der Quanten­forschung für besonders genaue Mes­sungen auf Molekül­ebene gebraucht.

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„Kurzpulslaser effizient zu gestalten, ist eine bislang kaum gelöste Heraus­forderung“, erläu­tert Tobias Steinle, CTO und Co-Grün­der von Stutt­gart Instru­ments und Postdoc am PI4. „Für die Erzeugung von kurzen Pulsen müs­sen wir zum einen den einge­henden Licht­strahl ver­stärken. Zum anderen brauchen wir eine große Band­breite, müssen also viele verschie­dene Wellen­längen erfassen. Bisher ist es nicht gelungen, beide Eigen­schaften gleich­zeitig in einem kleinen und kompakten optischen System zu vereinen.“ Laser mit großer Band­breite benö­tigen spezielle Kris­talle, die beson­ders kurz und dünn sind. Laser­verstär­ker hinge­gen brauchen beson­ders lange Kristalle. Mehrere kurze Kristalle hinter­ein­ander zu schalten in eine mögliche Lösung, um beides mit­ein­ander zu verbinden. Sie wird in der Forschung bereits verfolgt. Die Kunst ist es, dabei zu verhindern, dass die Pulse aus dem Pump­laser und dem Signal­laser aus­einander­laufen.

Dieses Problem haben die Stuttgarter nun mit einem neuen Multipass-Verfahren gelöst. Anstatt einen einzigen langen Kristall oder viele kurze Kristalle einzu­setzen, nutzen sie einen einzel­nen kurzen Kristall und lassen die Licht­pulse in ihrem optisch-parame­tri­schen Ver­stärker immer wieder durch diesen Kristall laufen. Zwischen zwei Kristall­durch­läufen werden die aus­einander­gelau­fenen Pulse wieder präzise über­ein­ander geschoben, bleiben also synchron. Das System kann Pulse unter 50 fs Puls­dauer erzeugen, auf wenigen Quadrat­zenti­metern reali­siert werden und besteht aus nur fünf Kompo­nenten.

„Unser Multipass-System zeigt, dass extrem hohe Effi­zienzen nicht die Band­breite limi­tieren müssen“, erklärt Steinle. „Es kann große und teure Laser­systeme mit hohen Leis­tungs­ver­lusten er­setzen, die man bislang für die Ver­stär­kung von ultra­kurzen Pulsen braucht.“ Das neue System ist viel­fältig anwend­bar und lässt sich unter anderem auf andere Wellen­längen­bereiche jen­seits des Infra­rots, andere Kristall­systeme und Puls­dauern über­tragen. Die Forschenden hoffen, mit diesem Konzept sehr kleine, leichte, kompakte, tragbare und durch­stimm­bare Laser bauen zu können, die Wellen­längen gezielt einstellen können. Mög­liche Anwendungs­bereiche sehen sie in der Medizin, Analytik, Gas-Sensorik und der Umwelt­forschung. [U Stuttgart / dre]

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