08.10.2025

An der Schnittstelle von Physik, Biologie und Medizin

Jochen Guck, Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts, ist am 3. Oktober nach schwerer Krankheit verstorben.

Jochen Guck wurde 1973 in Schweinfurt geboren. Er studierte Physik in Würzburg und promovierte an der University of Texas in Austin. Nach seiner Tätigkeit als Gruppenleiter an der Universität Leipzig wechselte er 2007 als Dozent an das Cavendish Laboratory der Universität Cambridge und wurde 2009 zum Reader ernannt. 2012 wurde Guck zum Alexander-von-Humboldt-Professor für Zelluläre Maschinen am Biotechnologiezentrum der TU Dresden berufen und war dort als leitender Direktor tätig. Seit Oktober 2018 war er Direktor am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL) und leitete eine Abteilung am Max-Planck-Zentrum für Physik und Medizin in Erlangen. Seit August 2020 hatte er eine Professur für Biologische Optomechanik im Fachbereich Physik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg inne.

Professor Jochen Guck (1973 - 2025)
Professor Jochen Guck (1973 – 2025)
Quelle: MPL / Stephan Spangenberg

Mit seinem inter­diszipli­nären Team verfolgte Jochen Guck die Mission, einen Paradigmen­wechsel in der Bio­logie voran­zu­treiben, indem er den Fokus von der moleku­laren Bio­chemie auf die Betrach­tung emer­gen­ter physi­kali­scher Phäno­mene auf zellu­lärer Ebene erwei­terte. Er erforschte mit neu­arti­gen physi­kali­schen Metho­den die spezi­fischen physi­kali­schen Eigen­schaften von Zellen und Geweben, die es ihnen ermög­lichen, ihre biologi­schen Funk­tionen zu erfüllen.

So ermöglicht die von ihm ent­wickel­te Echtzeit-Verform­barkeits­zyto­metrie (Real-Time Deforma­bility Cyto­metry, RT-DC), tausende Zellen in einem Tropfen Blut inner­halb weniger Sekunden zu erfas­sen und zu bewerten. Seine neu­artigen Anwen­dungen in der Brillouin-Mikro­skopie ver­tief­ten das funda­mentale Verständ­nis zell­mechani­scher Prozesse bei uner­forschten Krank­heits­bildern.

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Lebendige Optik

Ziel seiner Arbeit war es, die Mechano­biologie als diagnos­tisches und therapeu­tisches Werkzeug in der Medizin nutzbar zu machen. Dafür gründete er, neben seiner akademi­schen Forschung, mehrere erfolg­reiche Firmen als Binde­glied zwischen innova­tiver Grund­lagen­forschung und zertifi­zierter Anwen­dung. Beispiels­weise das Start-up-Unter­nehmen Rivercyte, das die Deformabilitäts­zytometrie-Techno­logie in die klinische Umge­bung leichter inte­grieren soll.

Einige der renommier­testen wissen­schaft­lichen Preise würdigen Jochen Gucks Beiträge an der Schnitt­stelle von Physik, Biologie und Medizin: Bereits 2003 wurde er mit dem Young Scientist Award in Biomedical Photonics des Deut­schen Krebs­forschungs­zentrums Heidel­berg geehrt. 2008 zeichnete ihn die US-amerikanische National Academy of Sciences mit dem Cozzarelli Award für seine wegweisende Arbeit zur Untersuchung der optischen Eigenschaften der Netzhaut aus. Für seine bahn­brechende Forschung zur Rolle mecha­nischer Kräfte in Zellen und Geweben erhielt er 2024 den Greve-Preis der Leopoldina, eine der höchsten deutschen Ehrungen für exzellente Grund­lagen­forschung. Zuvor war ihm die Wilhelm-Ostwald-Medaille der Sächsischen Akademie der Wissen­schaften verliehen worden, in Aner­kennung seiner grund­legenden Arbeiten zur Physik lebender Materie und zur Etablie­rung der Mechano­biologie als eigen­ständigem Forschungs­feld.

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